Neue Vorwürfe gegen Kardinal Pell
Nach seinem Freispruch warnt der Australier davor, jedem Kläger zu glauben.
(kna/dpa) Gegen den australischen Kardinal George Pell läuft eine neue polizeiliche Ermittlung. Medienberichten zufolge wirft erneut ein Mann Pell vor, ihn in den 70er Jahren sexuell missbraucht zu haben. Videos australischer Medien zeigen, wie am Dienstag Polizeibeamte das Priesterseminar in Melbourne betraten, in dem der 78-Jährige seit seinem Freispruch durch Australiens Oberstes Gericht vergangene Woche lebt.
Im März 2019 war Pell, der frühere Erzbischof von Melbourne, wegen des Missbrauchs zweier Chorknaben in den 90ern zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Das höchste australische Gericht hatte am 7. April dem Berufungsantrag Pells wegen mangelnder Beweislast stattgegeben. Der ehemalige Berater des Papstes und Finanzchef des Vatikans wurde daraufhin nach rund 13 Monaten in Haft aus einem Gefängnis bei Melbourne entlassen.
In einem ersten Interview nach seiner Entlassung warnte Pell nun davor, jedem Kläger zu glauben. Er wäre nicht überrascht, wenn er mit weiteren Vorwürfen sexuellen Kindesmissbrauchs
konfrontiert würde, sagte der Kardinal dem Sender Sky News. Zudem beklagte er, Opfer „einseitiger“Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Senders ABC geworden zu sein.
In Melbourne waren bereits vor den jetzt bekanntgewordenen neuen Ermittlungen zivilrechtliche Klagen gegen Pell wegen des Missbrauchs Jugendlicher anhängig. Zudem sind strafrechtliche Verfahren wegen des Verdachts von Behinderung der Justiz bei seinen Aussagen vor dem staatlichen Missbrauchsausschuss wahrscheinlich.