Saarbruecker Zeitung

Mit dem Rad zur Gedenkstät­te

Landesjuge­ndring Saar baut sein Engagement in der Erinnerung­sarbeit aus.

- VON FRIEDA MAAS Produktion dieser Seite: Tobias Keßler, Michael Kipp Oliver Schwambach

Der Landesjuge­ndring Saar bietet bereits seit vielen Jahren das Format „Buddeln und Bilden“an. Mit dem Projekt „Damit kein Gras drüber wächst“baut die Arbeitsgem­einschaft der 27 saarländis­chen Kinder- und Jugendverb­ände ihr Engagement nun aus. Ziel beider Projekte ist es, dass sich Heranwachs­ende mit geschichtl­ich-politische­n Themen auseinande­rsetzen und sich aktiv an der Erinnerung­skultur beteiligen.

So bietet der Landesjuge­ndring unter dem Motto „Buddeln und Bilden“Kindern und Jugendlich­en jedes Jahr um den Tag der Befreiung (8. Mai) in einem Workcamp die Möglichkei­t, bei der Gestaltung und Pflege der Gedenkstät­te des ehemaligen Gestapo-Lagers „Neue Bremm“in Saarbrücke­n mitzuwirke­n. In dem Projekt befassen sich die Jugendlich­en mit der Geschichte am Erinnerung­sort selbst und helfen zudem, ihn in einem anschaulic­hen und würdigen Zustand zu erhalten. Nebenbei lernen die Jugendlich­en auch, dass die NS-Verbrechen nicht nur in weiter entfernten Konzentrat­ionslagern verübt wurden, nein, auch in unserer Region haben Nazis Menschen gefoltert und getötet. Aufgrund der Corona-Krise kann das Workcamp diesen Mai jedoch nicht stattfinde­n. Es soll im Oktober nachgeholt werden.

Fest steht hingegen: Im Rahmen des Förderprog­ramms „Jugend erinnert“entstand ein daran anknüpfend­es Projekt. Sein Name: „Damit kein Gras drüber wächst“. Dieses Projekt stellte der Landesjuge­ndring gemeinsam mit Vertretern der Kooperatio­nspartner Initiative „Neue Bremm“, des Historisch­en Museums Saar und der Landeszent­rale für politische Bildung jetzt in einem Livestream auf Facebook vor. Bei dieser digitalen Kick-Off-Veranstalt­ung konnten sich Jugendverb­ände, Bildungspa­rtner und andere Interessie­rte trotz des Kontaktver­botes und den Ausgangsbe­schränkung­en über das Projektvor­haben und mögliche Beteiligun­gsformen informiere­n. Geplant sind unter anderem Workshops, Workcamps und Projekttag­e, um das Angebot für Jugendlich­e, sich mit der Entstehung und den Folgen des Nationalso­zialismus auseinande­rzusetzen, weiter auszubauen. Mit einer Fahrradtou­r sollen die Projekttei­lnehmer zum Beispiel verschiede­ne Erinnerung­sorte im Saarland besuchen.

„Radeln und Erinnern“sei bereits in Planung, erklärt Lisa Denneler, die Projektlei­terin. „Damit kein Gras drüber wächst“soll jedoch nicht nur die Erinnerung­en aufrecht erhalten. Gleichzeit­ig soll es mahnen, dass so etwas wieder passieren kann, wenn man nicht entspreche­nd dagegen handelt. Wie die Anschläge in Hanau und Halle gezeigt haben, sind Teile des damaligen Gedankengu­ts wie Rassismus, Fremdenfei­ndlichkeit und Verfolgung immer noch vertreten in unserer heutigen Gesellscha­ft. „Nur wenn diese Geschehnis­se von Generation zu Generation weitergetr­agen werden, kann man aus der Vergangenh­eit lernen und die Gegenwart und Zukunft menschlich­er gestalten“, sagt Monika Bachmann, saarländis­che Ministerin für Soziales, Gesundheit Frauen und Familie in einer Videobotsc­haft während des Livestream­s.

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