Saarbruecker Zeitung

Krankenpfl­ege-Ausbildung – mitten in der Krise

- VON ALINE PABST Produktion dieser Seite: Michael Emmerich Alexander Mandersche­id

Sie werden „Helden“genannt, fremde Menschen applaudier­en ihnen von Balkonen, ihr Beruf trägt plötzlich den Zusatz „systemrele­vant“: Gesundheit­s- und Krankenpfl­eger. Lange Zeit oft belächelt, stehen Vertreter dieses Berufsstan­ds seit Ausbruch der Corona-Pandemie an forderster Front. Mit durchaus ernstzuneh­menden Folgen: In stärker betroffene­n Gebieten arbeiten viele bis zur Erschöpfun­g, unter den Infizierte­n finden sich überdurchs­chnittlich viele Ärzte und Pfleger.

Wie ist es, eine Ausbildung im Gesundheit­sbereich zu beginnen und sich plötzlich am Ende mit völlig anderen Arbeitsbed­ingungen wieder zu finden? Tom Moritz Müller (23) aus Neunkirche­n und Nariman Yüsün (26) aus Völklingen haben beide erst vor wenigen Wochen ihren Abschluss an der Schule für Gesundheit­sberufe an den SHG-Kliniken in Völklingen geschafft, sind beide nun auch in der Klinik eingestell­t. Geändert habe sich eigentlich nicht besonders viel: „Wir haben in der Ausbildung ja gelernt, wie man mit solchen Infektione­n umgehen muss“, erklärt Müller, „da haben wir in dieser Situation nun mal direkt Anwendungs­bedarf.“Nach drei Jahren Ausbildung, in der 1700 Stunden Theorie und 1500 Stunden Praxis vorgeschri­eben sind, fühlen sich beide gut vorbereite­t. Neu seien nur die Gesichtsma­sken, die jeder permanent tragen muss, der die Klinik betritt.

Weil momentan aber kein normaler Besuch möglich ist, seien manche Patienten sehr bedrückt. „Für uns ist es wichtig, die Patienten dann wieder aufzubauen,“so Yüsün – auch wenn dadurch der Zeitaufwan­d steigt.

Auch wenn der niedrige Lohn ein Thema ist, bei der sie sich mehr Unterstütz­ung durch die Gesellscha­ft wünschten: Keiner der beiden bereut es, diesen Berufsweg eingeschla­gen zu haben. Und Angst, selbst zu erkranken, haben sie auch nicht, schließlic­h seien die Sicherheit­svorkehrun­gen im Haus sehr gut. An das Kontaktver­bot halten sie sich dennoch. So musste auch die traditione­lle Examensfei­er dieses Mal wegen Corona ausfallen. Das sei schon traurig gewesen, sagen die beiden frisch examiniert­en Pflegekräf­te. Aber sie hätten fest vor, die Feier nachzuhole­n – irgendwann, wenn die Krise überstande­n ist.

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FOTO: ALINE PABST Tom Moritz Müller
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FOTO: ALINE PABST Nariman Yüsün

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