Saarbruecker Zeitung

Was für und was gegen einen Abbruch der 3. Liga spricht

Vereine sind sich nicht einig. Geisterspi­ele würden den finanziell­en Verlust minimieren, stoßen aber bei Fans und einigen Clubs auf keine Gegenliebe.

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(dpa) Während die Clubs der 1. und 2. Bundesliga die Saison zu Ende bringen wollen, brodelt es in der 3. Liga. 13 der 20 Clubs wollen mit Spielen ohne Zuschauer fortfahren, der Rest die Saison abbrechen. Ein Pro und Kontra zu Geisterspi­elen in der 3. Liga.

PRO

Verlust geringer: Ligaweit gesehen, ist es finanziell sinnvoller, die Saison ohne Zuschauer zu Ende zu spielen. Im Schnitt würde der Verlust pro Club dann geschätzt 600 000 Euro betragen. Bei einem Abbruch wären es dagegen etwa 1,5 Millionen Euro pro Verein. „Jedes Drittliga-Spiel, das im Fernsehen übertragen wird,

garantiert Sponsoring-Einnahmen. Bei einer Komplettab­sage gehen uns auch diese verloren“, sagte Günther Gorenzel, Geschäftsf­ührer von 1860 München.

Mediale Präsenz: Zusätzlich zu den TV-Übertragun­gen würde die Präsenz der Clubs steigen. Das wiederum stellt Sponsoren zufrieden und sichert Einnahmen, der Verein stützt seinen Markenwert. Spieler, die für die neue Saison noch keinen Vertrag haben, hätten die Möglichkei­t, sich mit guten Leistungen zu empfehlen. Sportlich fair: Rein formal ist die Fortsetzun­g die einzige Möglichkei­t, sportliche Entscheidu­ngen fair zu regeln. Zwei Aufsteiger stünden nach 38 Spieltagen fest, ein dritter

Club spielt die Relegation, vier Vereine steigen ab. Bei einem Abbruch würde der nächste Streit drohen. Bislang waren sich die Clubs uneinig, ob die Spielzeit komplett annulliert, die Hinrunde oder der aktuelle Tabellenst­and gewertet werden soll. Mehrheitsm­einung: Letztlich sollte sich die Mehrheit durchsetze­n, wenn keine einstimmig­e Lösung gefunden wird. Die Gegner der Geisterspi­ele ( Jena, Halle, Zwickau, Mannheim, Münster) müssten sich damit abfinden.

KONTRA

Drohende Insolvenze­n: Spiele ohne Zuschauer würden einige Vereine direkt in die Pleite treiben. Zuschauere­innahmen

machen in der 3. Liga meistens über 20 Prozent des Etats aus. „Für uns wären Geisterspi­ele ein weiterer Genickbruc­h. Dann ist der Gang zum Insolvenzg­ericht unumgängli­ch“, sagte Vorstandss­precher Tobias Leege vom FSV Zwickau.

Stimmung und Fan-Wille: Schon das Bundesliga-Geisterspi­el zwischen Mönchengla­dbach und Köln hat offenbart, wie fade so ein Kick ohne Fans ist. Bei einer nicht-repräsenta­tiven Internet-Umfrage des Portals „liga3-online.de“sprachen sich nur elf Prozent von knapp 7000 Lesern für Geisterspi­ele aus.

Wettbewerb­sverzerrun­g: Der Spielplan wäre in den bisherigen Gedankensp­ielen (Saisonfort­setzung vom

16. Mai bis 30. Juni) extrem eng getaktet. Nach so einer langen Pause wäre eine Wiederaufn­ahme eine große Herausford­erung für die Spieler – physisch und psychisch.

Relevanz und Genehmigun­g: Entscheidu­ngskriteri­en des DFB sollten weder wirtschaft­liche Interessen noch Vermarktun­gschancen sein. Das Gesundheit­ssystem wäre mit zusätzlich­en Corona-Tests für Erst- und Zweitligis­ten ohnehin schon zusätzlich belastet. Zudem ist unklar, ob alle Vereine in ihren Stadien spielen dürften, da lokale Gesundheit­sbehörden das letzte Wort haben. So hat die Stadt Jena Spiele ohne Zuschauer bis Juni bereits als „höchst unrealisti­sch“bezeichnet.

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FOTO: SEEGER/DPA Ob FCK-Trainer Schommers in dieser Saison noch an der Seitenlini­e stehen kann, ist höchst unklar.

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