Saarbruecker Zeitung

Olympia-Gastgeber Tokio im Notstand

Dem Chef des Organisati­onskomitee­s wäre eine Olympia-Verlegung auf 2022 lieber gewesen. Aber einen „Plan B“gibt es nicht.

- Produktion dieser Seite: Mark Weishaupt Stefan Regel

(dpa) Das Trainingsz­entrum für Japans Olympia-Kandidaten geschlosse­n, die Olympische Flamme an einem geheimen Ort verwahrt und Olympia-Gastgeber Tokio im Notstand – an diesem Mittwoch wären es noch 100 Tage bis zu den Olympische­n Spielen in Japans Hauptstadt gewesen. Doch selbst die Verschiebu­ng der Spiele wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr auf 2021 erscheint einigen weiter fragwürdig.

Werden das Virus bis dahin aus der Welt und die Spiele somit sicher sein? Selbst die Olympia-Organisato­ren scheinen nicht ganz überzeugt davon. „Ich denke nicht, dass irgendjema­nd sagen könnte, ob die Pandemie bis nächsten Juli unter Kontrolle gebracht werden kann oder nicht“, sagte der Chef des Organisati­onskomitee­s, Toshiro Muto. „Wir sind nicht in der Position, eine klare Antwort zu geben.“Für den Fall, dass die Spiele noch einmal verschoben werden müssten, gibt es „keinen Plan B“, erklärte Masa Takaya, der Sprecher des Organisati­onskomitee­s, am Dienstag.

Vor wenigen Tagen hatte Japans rechtskons­ervativer Ministerpr­äsident Shinzo Abe angesichts steigender Infektions­zahlen den Notstand für den Großraum Tokio und andere Provinzen ausgerufen. Harte Ausgangssp­erren wie in Europa bedeutet das aber nicht, Japan handhabt das laxer. Viele Menschen fahren weiter wie gewohnt mit Bus und Bahn zur Arbeit, auch weil Japans Wirtschaft in Sachen Homeoffice hinter anderen Ländern hinterherh­inkt. Inzwischen zählt das Land über 7700 Infektions­fälle, mehr als 2100 davon entfallen auf die besonders betroffene Hauptstadt Tokio.

Daher waren Fragen laut geworden, ob es nicht besser gewesen wäre, die Spiele um zwei Jahre zu verschiebe­n. Diese Frage stellte auch Yoshiro Mori, Präsident des Organisati­onskomitee­s, dem Ministerpr­äsidenten Abe. Doch dieser habe auf 2021 bestanden, schilderte Mori.

Eine neue Schutzimpf­ung werde bis dahin verfügbar sein, soll Abe versichert haben. Zu Spekulatio­nen, die Spiele könnten wegen des Coronaviru­s auch 2021 nicht in Tokio stattfinde­n, hat sich IOC-Präsident Thomas Bach bisher nicht konkret geäußert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany