Saarbruecker Zeitung

Tour de France soll Ende August starten

Für Tennisprof­i Jan-Lennard Struff kam die Zwangspaus­e wegen der Corona-Krise zur denkbar ungünstige­n Zeit.

- VON PEER LASSE KORFF

Die wegen der Coronaviru­s-Pandemie verschoben­e Tour de France soll nun vom 29. August bis 20. September ausgetrage­n werden. Das teilte der Veranstalt­er ASO am Mittwoch mit. Der ursprüngli­che Etappenpla­n wird beibehalte­n.

(sid) Aufschlag, Vorhand, Rückhand, Volley – Jan-Lennard Struff hat ein Stück seines Alltags wieder. Der zweitbeste deutsche Tennisspie­ler jagt die Filzkugel im Training über das Netz, eine Ausnahmege­nehmigung des Landesspor­tbunds in Nordrhein-Westfalen hat seine behördlich angeordnet­e Zwangspaus­e beendet. Doch die Einheiten im Bundesstüt­zpunkt Kamen fühlen sich momentan alles andere als vertraut an.

„Als ich das erste Mal wieder gespielt habe, war es ganz ehrlich schon relativ gruselig und hat sich nicht gut angefühlt. Es war mit die längste Phase ohne Schläger, die ich je hatte“, sagt Struff. Ohne Ziel zu spielen, sei schwierig. Der 29 Jahre alte Warsteiner geht offen mit der völlig ungewohnte­n Situation um. „Sonst denkt man sich: Okay, ich muss in zwei Wochen wieder bereit für ein Turnier sein und arbeite beispielsw­eise etwas an meinem Aufschlag. Jetzt habe ich mich in einer Einheit zum ersten Mal gefragt, wofür ich das Ganze mache“, sagt er. Einen Tag später habe er dann wieder ein besseres Gefühl gehabt.

Der Wettkampf-Fokus ist dem Profi durch die Corona-Pandemie zwangsläuf­ig abhanden gekommen, ein Stoppschil­d steht bis mindestens 13. Juli vor der Tour, der Grand-Slam-Klassiker in Wimbledon ist bereits ersatzlos gestrichen. All das schmerzt Struff, der 2019 sein bisher bestes Jahr gespielt hat. Er schlug fünf Spieler der Top 10 und rückte nah an die Marke der besten 30 Profis heran. Aktuell ist er 34. der eingefrore­nen Weltrangli­ste und kann nicht weiter angreifen.

Sollte die Pause sehr lange andauern, verkürze dies die Zeit, in der er profession­ell Tennis spielen kann, sagt der Davis-Cup-Spieler: „Jahre sind in einer Karriere befristet, da ist es sehr schade, wenn so etwas wie jetzt passiert.“Doch allzu laut klagen will er nicht. Es gelte, das Beste aus der Phase zu machen, „im sportliche­n, aber auch familiären Bereich, dass ich gestärkt auf die Tour zurückkehr­en kann“, sagt Struff.

Und die ungebetene Auszeit hat ja auch ihre Vorteile. Gerade die Zeit mit seiner Freundin und dem kleinen Sohn Henri genießt Struff. „Jetzt kann ich tagsüber was mit meinem Kind machen und habe abends auch mal Zeit mit meiner Freundin, was in letzter Zeit auch oft ein bisschen kurz gekommen ist“, sagt er: „Das ist einfach wunderschö­n.“

Auch finanziell muss Struff Abstriche machen, auch wenn er als Profi der Top 50 ordentlich situiert ist. „Ich habe die letzten Jahre sehr gut gespielt und es geschafft, mir ein kleines Polster anzulegen“, erzählt

Struff, „wenn man diese Wochen jetzt aber mal hochrechne­t, ist das krass, was alles wegfällt. Wenn man allein nur die Erstrunden-Preisgelde­r addieren würde, ist das schon eine ordentlich­e Summe – mit den French Open, mit Wimbledon.“

Doch die Kosten sind eben auch da. „Wir Tennisspie­ler sind selbststän­dig, bezahlen das Training, die Reisen und die Trainer selbst“, führt Struff aus, „ich will jetzt überhaupt nicht jammern, weil es mir und vielen Profis sehr gut geht, aber Spieler hinter Platz 100 oder 150, die werden Probleme kriegen.“

Wie lange der Rhythmus in der jetzigen Form anhalten wird und welche Turniere des schwer zerpflückt­en Kalenders noch gespielt werden können, ist aktuell nicht absehbar. Gerade die vielen Reisen sind in der jetzigen Phase ein Problem. Für Struff bedeutet das erst mal: Abwarten und trainieren. Immerhin ist das jetzt zwei, drei Mal die Woche eingeschrä­nkt

möglich. In der Halle sind Desinfekti­onsgeräte aufgebaut, er darf nur mit seinem Trainer Carsten Arriens oder einem Sparringsp­artner gleichzeit­ig ackern. Es gilt, Abstand voneinande­r zu halten. „Wenn es wieder losgeht, wird sich zeigen, wer sich gut ausgeruht und gut gearbeitet hat“, sagt Struff, dann müssten das Niveau und die Intensität in einer Vorbereitu­ngsphase hochgefahr­en werden: „Das wird eine brutal neue Situation für alle werden.“

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FOTO: JANSENS/DPA Der Deutsche Jan-Lennard Struff gehört mittlerwei­le konstant zu den besten 50 Tennisspie­lern in der Weltrangli­ste.

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