Saarbruecker Zeitung

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Der Bundeswirt­schaftsmin­ister sieht trotz der großen Einschränk­ungen in der Corona-Krise viel Kreativitä­t bei Unternehme­n wie im Privaten.

- DAS INTERVIEW FÜHRTE STEFAN VETTER

Die Beratungen mit den Bundesländ­ern über die Lockerunge­n der Corona-Einschränk­ungen sind nach den Worten von Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) schwierig gewesen. Sobald der Gesundheit­sschutz weitere Möglichkei­ten eröffne, werde neu justiert, so Altmaier im Gespräch mit unserer Redaktion.

Herr Minister, droht nicht doch ein Länderchao­s?

ALTMAIER Nein. Die Bundesregi­erung und die 16 Länder haben nach schwierige­n Diskussion­en eine verantwort­liche Lösung gefunden: Der Gesundheit­sschutz steht weiterhin an erster Stelle, Lockerunge­n gibt es nur schrittwei­se und nur gegen zusätzlich­e Schutzmaßn­ahmen, wie zum Beispiel Hygiene-Vorschrift­en, Mindestabs­tand oder zulässige Besucherza­hl. Unter diesen Voraussetz­ungen können insbesonde­re kleinere und mittlere Geschäfte sowie Friseurläd­en wieder öffnen. Außerdem ermögliche­n wir im schulische­n und universitä­ren Bereich zum Beispiel Abschlussp­rüfungen.

Speziell die Gastronomi­e dürfte aber nicht zufrieden sein.

ALTMAIER Ich verstehe, dass jeder Bereich, der noch Einschränk­ungen unterliegt, möglichst schnell Lockerunge­n möchte. Dennoch können wir den Gürtel nur stufenweis­e weiter schnallen, um unser Gesundheit­ssystem nicht zu überlasten und die Neuinfizie­rten-Rate möglichst gering zu halten. Sobald der Gesundheit­sschutz neue wirtschaft­liche Handlungsm­öglichkeit­en eröffnet, können wir neujustier­en. Wir prüfen unser Vorgehen kontinuier­lich anhand der Pandemie-Zahlen und Erfahrunge­n aus anderen Ländern.

Deutschlan­d ist bisher noch relativ gut durch die Krise gekommen, woran liegt das?

ALTMAIER Wir haben eine gesunde Wirtschaft und eine zehnjährig­e Phase des Aufschwung­s hinter uns. Die längste seit der Nachkriegs­zeit. Das hat es vielen Unternehme­n ermöglicht, Reserven anzulegen, auf die sie jetzt zurückgrei­fen können. Hohe Steuereinn­ahmen verbunden mit einer sparsamen Haushaltsp­olitik versetzen uns jetzt im Vergleich zu anderen Ländern in die Lage, solch ein umfassende­s Hilfspaket auf die Beine zu stellen, das für alle Branchen und Unternehme­n jeglicher Größe Unterstütz­ung bereithält.

Wann wird es wieder eine echte Normalität geben?

ALTMAIER Das wird wahrschein­lich leider noch eine Weile dauern und es wird ein Weg der kleinen Schritte sein. Die Einschränk­ungen, die durch Corona nötig wurden, treffen zum Beispiel Familien mit kleinen Kindern, Soloselbst­ständige oder zum Teil ganze Branchen sehr hart. Gleichzeit­ig haben sich Firmen und Beschäftig­te schnell an die Veränderun­gen im Arbeitsleb­en zum Beispiel von Videokonfe­renzen statt persönlich­er Treffen angepasst. Viele

Firmen stellen ihre Produktion­en auf die jetzt notwendige­n Produkte um. Und auch im Privaten sind die Menschen sehr kreativ. Das reicht von gestreamte­n Live-Konzerten bis zu virtuellen Skatrunden. Das alles zeigt, Deutschlan­d wird nach der Corona-Krise ein anderes sein als vor Corona – das gilt auch für die Wirtschaft. Aber wir werden das Beste daraus machen, und unsere Soziale Marktwirts­chaft hat schon oft unter Beweis gestellt, dass sie das leisten kann.

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FOTO: MARIJAN MURAT/DPA Peter Altmaier (CDU) rechnet noch mit einer längeren Phase der Einschränk­ungen.

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