Woher sollen all die Masken kommen?
Noch gibt es im Saarland keine flächendeckende Versorgung mit Masken und keine zentrale Anlaufstelle. Nähgruppen springen in die Bresche.
Ab Montag sind Masken empfohlen. Doch noch gibt es im Saarland keine flächendeckende Versorgung mit Mund-Nasen-Masken und keine zentrale Anlaufstelle. Nähgruppen springen nun mit selbstgemachten Masken in die Bresche.
Sie sitzen eng, sind ungewohnt und unbequem, man atmet gegen einen Widerstand. Trotzdem tragen immer mehr Menschen die sogenannten Community-Masken, provisorische Schutzkleidung gegen das Corona-Virus. Dabei schützen sie den Träger nur bedingt gegen eine Infektion. Das Tragen ist eher Ausdruck der Fürsorge für die Mitmenschen, weil sie den Radius einschränken, in dem sich etwa beim Sprechen oder Husten Tröpfchen aus Mund und Nase verbreiten. So wird das Infektionsrisiko für andere kleiner. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) weist auf seiner Internetseite darauf hin, dass die Masken aus Eigenproduktion keine in Studien nachgewiesene Wirksamkeit haben. Dennoch könnten sie „Bewusstsein für ‚social distancing‘ sowie gesundheitsbezogen achtsamen Umgang mit sich und anderen sichtbar unterstützen“– und damit einer Ausbreitung von CoV-2 entgegenwirken.
Bis auf Sachsen herrscht in Deutschland keine Maskenpflicht. Im Bund-Länder-Beschluss vom 15. April (wir berichteten) ist lediglich von einer „Empfehlung“die Rede. Diese haben auch Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) und Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) in einer Pressekonferenz am Donnerstag ausdrücklich betont. Regierungssprecher Alexander Zeyer (CDU) teilte auf Nachfrage unserer Zeitung mit, dass eine Maskenpflicht derzeit nicht umsetzbar sei. „Wir können keine gesetzliche Regelung erlassen, solange wir nicht über ausreichend Masken verfügen. Die Versorgung der medizinischen Einrichtungen mit Schutzausrüstung hat derzeit Priorität“, sagte Zeyer. Im medizinischen Bereich geht es um die Beschaffung von zertifizierter Schutzausrüstung, den Mund-Nasenschutz-Masken (MSN) und den filtrierenden Halbmasken (FFP). Letztere filtern die Atemluft des Trägers, je nach Typ, beim Einwie beim Ausatmen.
Im Saarland gibt es noch keine flächendeckende Versorgung mit den selbstgenähten Community-Masken. Wer sich eine besorgen möchte, ist auf private Initiativen oder Hobby-Näher angewiesen. Davon gibt es inzwischen jedoch viele. Das Ministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz hat zu deren Unterstützung in Zusammenarbeit mit dem Globus Baumarkt Völklingen und der Reha GmbH die Aktion „Flinke Finger“ins Leben gerufen. Globus beschafft den Stoff, das Ministerium finanziert ihn und organisiert dessen Verteilung an verschieden Nähgruppen, die Reha GmbH schneidet den Stoff zu und lagert ihn ein.
„Wir haben in den vergangenen zwei Wochen etwa 4000 Meter Stoff ausgefahren“, sagt Samira Scheibner vom Umwelt- und Verbraucherschutzministerium. Die Nachfrage sei so groß, dass zwischenzeitlich ein Bestellstopp erlassen worden sei. Die Aktion sei „solidarisch organisiert“und ziele darauf ab, Masken an Einrichtungen mit Bedarf zu spenden oder sich und seine Familie und Freunde mit entsprechendem Schutz zu versorgen. Auf der Internetseite des Ministeriums finden sich Nähanleitungen für Maskenmodelle, darunter ein
Alexander Zeyer
Modell aus dem Universitätsklinikum (UKS) Homburg, wie auch eine Liste mit Abgabestellen zur Spende fertiger Masken.
An der Initiative beteiligen sich Nähgruppen aus dem ganzen Saarlandes,
„Wir können keine gesetzliche Regelung erlassen, solange wir nicht über ausreichend
Masken verfügen.“
etwa die Pfarrei Heilig Kreuz in Homburg oder die Volkshochschulen in Saarbrücken und Völklingen. Der Landkreis Merzig-Wadern unterstützt die Aktion über seine Ehrenamtsbörse. Dort können Privatpersonen beim Nähen helfen und um die Herstellung einer Maske bitten. Alle Beteiligten weisen darauf hin, dass die Masken aus Eigenproduktion bei unsachgemäßem Gebrauch und ohne Einhaltung der Abstandsregeln ihre Schutzwirkung vollends einbüßen können (siehe Text unten). www.saarland.de
Regierungssprecher im Saarland