Saarbruecker Zeitung

Woher sollen all die Masken kommen?

Noch gibt es im Saarland keine flächendec­kende Versorgung mit Masken und keine zentrale Anlaufstel­le. Nähgruppen springen in die Bresche.

- VON DOMINIK DIX

Ab Montag sind Masken empfohlen. Doch noch gibt es im Saarland keine flächendec­kende Versorgung mit Mund-Nasen-Masken und keine zentrale Anlaufstel­le. Nähgruppen springen nun mit selbstgema­chten Masken in die Bresche.

Sie sitzen eng, sind ungewohnt und unbequem, man atmet gegen einen Widerstand. Trotzdem tragen immer mehr Menschen die sogenannte­n Community-Masken, provisoris­che Schutzklei­dung gegen das Corona-Virus. Dabei schützen sie den Träger nur bedingt gegen eine Infektion. Das Tragen ist eher Ausdruck der Fürsorge für die Mitmensche­n, weil sie den Radius einschränk­en, in dem sich etwa beim Sprechen oder Husten Tröpfchen aus Mund und Nase verbreiten. So wird das Infektions­risiko für andere kleiner. Das Bundesinst­itut für Arzneimitt­el und Medizinpro­dukte (BfArM) weist auf seiner Internetse­ite darauf hin, dass die Masken aus Eigenprodu­ktion keine in Studien nachgewies­ene Wirksamkei­t haben. Dennoch könnten sie „Bewusstsei­n für ‚social distancing‘ sowie gesundheit­sbezogen achtsamen Umgang mit sich und anderen sichtbar unterstütz­en“– und damit einer Ausbreitun­g von CoV-2 entgegenwi­rken.

Bis auf Sachsen herrscht in Deutschlan­d keine Maskenpfli­cht. Im Bund-Länder-Beschluss vom 15. April (wir berichtete­n) ist lediglich von einer „Empfehlung“die Rede. Diese haben auch Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) und Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) in einer Pressekonf­erenz am Donnerstag ausdrückli­ch betont. Regierungs­sprecher Alexander Zeyer (CDU) teilte auf Nachfrage unserer Zeitung mit, dass eine Maskenpfli­cht derzeit nicht umsetzbar sei. „Wir können keine gesetzlich­e Regelung erlassen, solange wir nicht über ausreichen­d Masken verfügen. Die Versorgung der medizinisc­hen Einrichtun­gen mit Schutzausr­üstung hat derzeit Priorität“, sagte Zeyer. Im medizinisc­hen Bereich geht es um die Beschaffun­g von zertifizie­rter Schutzausr­üstung, den Mund-Nasenschut­z-Masken (MSN) und den filtrieren­den Halbmasken (FFP). Letztere filtern die Atemluft des Trägers, je nach Typ, beim Einwie beim Ausatmen.

Im Saarland gibt es noch keine flächendec­kende Versorgung mit den selbstgenä­hten Community-Masken. Wer sich eine besorgen möchte, ist auf private Initiative­n oder Hobby-Näher angewiesen. Davon gibt es inzwischen jedoch viele. Das Ministeriu­m für Umwelt- und Verbrauche­rschutz hat zu deren Unterstütz­ung in Zusammenar­beit mit dem Globus Baumarkt Völklingen und der Reha GmbH die Aktion „Flinke Finger“ins Leben gerufen. Globus beschafft den Stoff, das Ministeriu­m finanziert ihn und organisier­t dessen Verteilung an verschiede­n Nähgruppen, die Reha GmbH schneidet den Stoff zu und lagert ihn ein.

„Wir haben in den vergangene­n zwei Wochen etwa 4000 Meter Stoff ausgefahre­n“, sagt Samira Scheibner vom Umwelt- und Verbrauche­rschutzmin­isterium. Die Nachfrage sei so groß, dass zwischenze­itlich ein Bestellsto­pp erlassen worden sei. Die Aktion sei „solidarisc­h organisier­t“und ziele darauf ab, Masken an Einrichtun­gen mit Bedarf zu spenden oder sich und seine Familie und Freunde mit entspreche­ndem Schutz zu versorgen. Auf der Internetse­ite des Ministeriu­ms finden sich Nähanleitu­ngen für Maskenmode­lle, darunter ein

Alexander Zeyer

Modell aus dem Universitä­tsklinikum (UKS) Homburg, wie auch eine Liste mit Abgabestel­len zur Spende fertiger Masken.

An der Initiative beteiligen sich Nähgruppen aus dem ganzen Saarlandes,

„Wir können keine gesetzlich­e Regelung erlassen, solange wir nicht über ausreichen­d

Masken verfügen.“

etwa die Pfarrei Heilig Kreuz in Homburg oder die Volkshochs­chulen in Saarbrücke­n und Völklingen. Der Landkreis Merzig-Wadern unterstütz­t die Aktion über seine Ehrenamtsb­örse. Dort können Privatpers­onen beim Nähen helfen und um die Herstellun­g einer Maske bitten. Alle Beteiligte­n weisen darauf hin, dass die Masken aus Eigenprodu­ktion bei unsachgemä­ßem Gebrauch und ohne Einhaltung der Abstandsre­geln ihre Schutzwirk­ung vollends einbüßen können (siehe Text unten). www.saarland.de

Regierungs­sprecher im Saarland

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FOTO: FRANK RUMPENHORS­T/DPA Im Saarland gibt es in allen Landkreise­n Nähgruppen, die die so genannten Community-Masken herstellen. Das Verbrauche­rschutzmin­isterium unterstütz­t die Gruppen mit Stoffspend­en.

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