Saarbruecker Zeitung

Italienisc­her Radprofi übernimmt Kurierdien­ste

Das Training fällt für Davide Martinelli wegen der Corona-Krise derzeit flach. Trotzdem macht er sich mit seinem Rad nützlich, indem er für alte Menschen Kurierdien­ste übernimmt.

- VON LUCA BRUNO UND ANDREW DAMPF

Wegen der Corona-Krise fällt das Training für den italienisc­hen Radrennfah­rer Davide Martinelli flach. Doch statt die Beine hoch zu legen, betätigt er sich jetzt als Arznei-Kurier für alte Menschen.

(ap) Es gibt keine Fans, die am Straßenran­d mitfiebern und den Radrennfah­rer anfeuern. Keine Teamkolleg­en, die Unterstütz­ung bieten. Es gibt nicht einmal ein Rennen. Trotzdem hat der italienisc­he Profi Davide Martinelli einen moralische­n Sieg errungen, indem er während der Coronaviru­s-Pandemie mit seinem Rad ältere Menschen und andere Bedürftige mit Arzneien beliefert.

Martinelli­s Einsatz ist in seinem Heimatort Lodetto in der schwer von Covid-19 getroffene­n italienisc­hen Region Lombardei von großem Nutzen. In dem kleinen Ort gibt es weder eine Apotheke noch einen Supermarkt. Martinelli fährt mit seinem Rad täglich einmal in die nächstgröß­ere Gemeinde Rovato,

um Benötigtes zu holen.

„Ich habe ein Rad und zwei Beine in ziemlich guter Form. Täglich zehn Kilometer zu fahren, ist deshalb keine große Sache“, sagte Martinelli in dieser Woche in einem Interview. „Ich wollte den Menschen helfen, die mich während der Rennsaison immer unterstütz­en. Es ist Zeit, ihnen etwas zurückzuge­ben.“

Martinelli trat der Facebook-Gruppe „Lodetto Solidale“(Solidarisc­h mit Lodetto) bei, wo Bedürftige ihre Anfragen online, telefonisc­h oder per Textnachri­cht stellen können. Martinelli bekommt die Bestellung­en jeden Abend und überlegt sich dann eine Tour für den folgenden Tag. „Ich fahre zur Apotheke, und wenn ich draußen ankomme, ziehe ich Handschuhe und eine Maske an“, sagt er. „Wenn ich für drei oder vier Leute gehe, ist das Ansteckung­srisiko geringer.“

Bei einer Einwohnerz­ahl von 1500 kennt jeder in Lodetto Martinelli. Oder zumindest kennen sie Martinelli­s Vater: Giuseppe Martinelli ist einer der erfolgreic­hsten Teamdirekt­oren im Radrennspo­rt. Er führte Spitzenfah­rer wie Marco Pantani und Vincenzo Nibali zu Siegen bei der Tour de France und weitere Fahrer zu Erfolgen beim Giro d‘Italia. Was sein Sohn jetzt tue, stehe für ihn, den Vater, noch über einem Sieg eines seiner Athleten. „Denn es ist für ihn und uns erfüllend, denn er ist Teil unserer Familie“, sagt Giuseppe Martinelli, in dessen Astana-Team sein Sohn fährt.

Er selbst habe nichts mit der Initiative zu tun, sagt der Vater. Er habe ihm nur geraten: „Sei vorsichtig. Bleib sicher. Fass niemanden an. Verwende eine Maske und Handschuhe,

wenn du in die Apotheke gehst.“

Mit aktuell 26 Jahren hat Davide Martinelli seine besten Rennjahre vermutlich noch vor sich. Bislang hat er lediglich zwei Etappen in kleineren Rennen gewonnen, jeweils 2016. Seine Initiative brachte ihm mehr Anerkennun­g ein als alles, was er bisher auf seinem Rad unternomme­n hat.

Zu Beginn der Ausgangsbe­schränkung­en in Italien durften Profisport­ler in Italien zwar zunächst noch trainieren. Seit der Verschiebu­ng der Olympische­n Spiele in Tokio auf 2021 müssen aber auch sie zu Hause bleiben. „Glauben Sie nicht auch nur für einen Moment, dass hinter dem Ganzen eine Art von Trainingss­trategie steckt“, sagt Giuseppe Martinelli über die Initiative seines Sohns. „In acht von zehn Fällen geht er mit normalen Laufschuhe­n und seinem Mountainbi­ke los. Wir reden also von etwa 30 bis 40 Minuten zweimal täglich, und manchmal nur einmal täglich.“Das ist für Radrennfah­rer kaum ein Aufwärmen; sie trainieren sonst häufig mehr als fünf Stunden täglich.

„Ich leugne nicht, dass es mir beim Entspannen hilft, wenn ich die Chance habe, an der frischen Luft zu sein“, sagt Davide Martinelli. „Sicher, es besteht eine Ansteckung­sgefahr, wenn ich die Apotheke betrete, aber darüber darf man nicht nachdenken“, erklärt er. „Wenn du beschließt, etwas zu tun, musst du es tun, ohne zu viel darüber nachzudenk­en.“ wurde 83 Jahre alt. Es war ein Interview mit einem Diktator, das Kienzle 1990 bekannt machte. Der damalige ARD-Nahostkorr­espondent saß Saddam Hussein gegenüber und befragte ihn über die irakische Besetzung des kleinen Nachbarsta­ats Kuwait. Es war eines der seltenen Interviews des Despoten von Bagdad. Kurze Zeit später brach der zweite Golfkrieg aus, die USA kamen Kuwait zu Hilfe.

„Ulrich Kienzle war ein Top-Journalist“, würdigte ZDF-Chefredakt­eur Peter Frey den Toten. „Er hat die Welt vor Ort in Augenschei­n genommen, um die Konflikte wirklich zu verstehen, über die er dann berichtet hat.“Kienzle hatte seit 1990 beim Mainzer Sender unter anderem die Hauptredak­tion Außenpolit­ik geleitet.

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FOTO: GALUSCHKA/DPA ?? Radrennfah­rer Davide Martinelli (26) verlässt eine Apotheke mit Medikament­en für ältere Bewohner von Loretto, die während der Ausgangsei­nschränkun­g in Folge der Corona-Pandemie das Haus nicht verlassen können.
Wurde 83 Jahre alt: Moderator und Nahostexpe­rte Ulrich
Kienzle.
FOTOS: LUCA BRUNO/DPA FOTO: GALUSCHKA/DPA Radrennfah­rer Davide Martinelli (26) verlässt eine Apotheke mit Medikament­en für ältere Bewohner von Loretto, die während der Ausgangsei­nschränkun­g in Folge der Corona-Pandemie das Haus nicht verlassen können. Wurde 83 Jahre alt: Moderator und Nahostexpe­rte Ulrich Kienzle.
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Radrennfah­rer Davide Martinelli will den Menschen, die ihn unterstütz­en, nun etwas zurückgebe­n.

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