Italienischer Radprofi übernimmt Kurierdienste
Das Training fällt für Davide Martinelli wegen der Corona-Krise derzeit flach. Trotzdem macht er sich mit seinem Rad nützlich, indem er für alte Menschen Kurierdienste übernimmt.
Wegen der Corona-Krise fällt das Training für den italienischen Radrennfahrer Davide Martinelli flach. Doch statt die Beine hoch zu legen, betätigt er sich jetzt als Arznei-Kurier für alte Menschen.
(ap) Es gibt keine Fans, die am Straßenrand mitfiebern und den Radrennfahrer anfeuern. Keine Teamkollegen, die Unterstützung bieten. Es gibt nicht einmal ein Rennen. Trotzdem hat der italienische Profi Davide Martinelli einen moralischen Sieg errungen, indem er während der Coronavirus-Pandemie mit seinem Rad ältere Menschen und andere Bedürftige mit Arzneien beliefert.
Martinellis Einsatz ist in seinem Heimatort Lodetto in der schwer von Covid-19 getroffenen italienischen Region Lombardei von großem Nutzen. In dem kleinen Ort gibt es weder eine Apotheke noch einen Supermarkt. Martinelli fährt mit seinem Rad täglich einmal in die nächstgrößere Gemeinde Rovato,
um Benötigtes zu holen.
„Ich habe ein Rad und zwei Beine in ziemlich guter Form. Täglich zehn Kilometer zu fahren, ist deshalb keine große Sache“, sagte Martinelli in dieser Woche in einem Interview. „Ich wollte den Menschen helfen, die mich während der Rennsaison immer unterstützen. Es ist Zeit, ihnen etwas zurückzugeben.“
Martinelli trat der Facebook-Gruppe „Lodetto Solidale“(Solidarisch mit Lodetto) bei, wo Bedürftige ihre Anfragen online, telefonisch oder per Textnachricht stellen können. Martinelli bekommt die Bestellungen jeden Abend und überlegt sich dann eine Tour für den folgenden Tag. „Ich fahre zur Apotheke, und wenn ich draußen ankomme, ziehe ich Handschuhe und eine Maske an“, sagt er. „Wenn ich für drei oder vier Leute gehe, ist das Ansteckungsrisiko geringer.“
Bei einer Einwohnerzahl von 1500 kennt jeder in Lodetto Martinelli. Oder zumindest kennen sie Martinellis Vater: Giuseppe Martinelli ist einer der erfolgreichsten Teamdirektoren im Radrennsport. Er führte Spitzenfahrer wie Marco Pantani und Vincenzo Nibali zu Siegen bei der Tour de France und weitere Fahrer zu Erfolgen beim Giro d‘Italia. Was sein Sohn jetzt tue, stehe für ihn, den Vater, noch über einem Sieg eines seiner Athleten. „Denn es ist für ihn und uns erfüllend, denn er ist Teil unserer Familie“, sagt Giuseppe Martinelli, in dessen Astana-Team sein Sohn fährt.
Er selbst habe nichts mit der Initiative zu tun, sagt der Vater. Er habe ihm nur geraten: „Sei vorsichtig. Bleib sicher. Fass niemanden an. Verwende eine Maske und Handschuhe,
wenn du in die Apotheke gehst.“
Mit aktuell 26 Jahren hat Davide Martinelli seine besten Rennjahre vermutlich noch vor sich. Bislang hat er lediglich zwei Etappen in kleineren Rennen gewonnen, jeweils 2016. Seine Initiative brachte ihm mehr Anerkennung ein als alles, was er bisher auf seinem Rad unternommen hat.
Zu Beginn der Ausgangsbeschränkungen in Italien durften Profisportler in Italien zwar zunächst noch trainieren. Seit der Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio auf 2021 müssen aber auch sie zu Hause bleiben. „Glauben Sie nicht auch nur für einen Moment, dass hinter dem Ganzen eine Art von Trainingsstrategie steckt“, sagt Giuseppe Martinelli über die Initiative seines Sohns. „In acht von zehn Fällen geht er mit normalen Laufschuhen und seinem Mountainbike los. Wir reden also von etwa 30 bis 40 Minuten zweimal täglich, und manchmal nur einmal täglich.“Das ist für Radrennfahrer kaum ein Aufwärmen; sie trainieren sonst häufig mehr als fünf Stunden täglich.
„Ich leugne nicht, dass es mir beim Entspannen hilft, wenn ich die Chance habe, an der frischen Luft zu sein“, sagt Davide Martinelli. „Sicher, es besteht eine Ansteckungsgefahr, wenn ich die Apotheke betrete, aber darüber darf man nicht nachdenken“, erklärt er. „Wenn du beschließt, etwas zu tun, musst du es tun, ohne zu viel darüber nachzudenken.“ wurde 83 Jahre alt. Es war ein Interview mit einem Diktator, das Kienzle 1990 bekannt machte. Der damalige ARD-Nahostkorrespondent saß Saddam Hussein gegenüber und befragte ihn über die irakische Besetzung des kleinen Nachbarstaats Kuwait. Es war eines der seltenen Interviews des Despoten von Bagdad. Kurze Zeit später brach der zweite Golfkrieg aus, die USA kamen Kuwait zu Hilfe.
„Ulrich Kienzle war ein Top-Journalist“, würdigte ZDF-Chefredakteur Peter Frey den Toten. „Er hat die Welt vor Ort in Augenschein genommen, um die Konflikte wirklich zu verstehen, über die er dann berichtet hat.“Kienzle hatte seit 1990 beim Mainzer Sender unter anderem die Hauptredaktion Außenpolitik geleitet.