Gesundes Essen in kranken Zeiten
In der Corona-Krise entwickeln sich Hofläden im Saarland zur beliebten Alternative zu großen Supermärkten.
Grüne Wiesen und Obstbäume, Hühner laufen über das Feld, etwas weiter grasen Kühe auf der Weide. Auf dem schmalen Feldweg sind viele Spaziergänger unterwegs. Einige tragen Körbe. Nein, Einkaufen auf dem Eichelberger Hof der Familie Wack in Ommersheim hat nichts mit dem alltäglichen Gang zum großen Supermarkt gemein. Kein überfüllter, betonierter Parkplatz, keine abgegriffenen Einkaufswagen. Hofläden entwickeln sich gerade in Zeiten von Corona zur gefragten Alternative, wenn’s ums Besorgen der Lebensmittel geht.
Monika Wack betreibt mit ihrer Familie den Biohof. Die Kunden stehen mit dem nötigen Abstand Schlange, nehmen das kurze Warten gerne in Kauf. Aus Sicherheitsgründen darf nur einzeln eingetreten werden. Eine Mutter und ihre zwei Kinder nutzen die Zeit und schauen sich die Schweine im Stall an. Seit dem Beginn der Pandemie fänden von Woche zu Woche mehr Kunden, auch neue, den Weg in den Laden, erzählt Wack. Die Liste der Produkte ist lang. Fleisch, Wurst, Käse, Eier, Aufstriche, Öle und Kaffee. Sogar Nudeln und Mehl stehen im Regal – in einigen Supermärkten immer wieder vergriffen. Obst und Gemüse seien sehr gefragt. Bei den Milchprodukten „kommen wir fast nicht mehr hinterher. Ich denke, die Leute schauen jetzt genauer hin, was gutes, gesundes Essen bedeutet“, vermutet Wack.
Ja, sie kaufen auch größere Mengen. „Hamsterkäufe haben wir aber nicht“. Vielmehr würden sich die Menschen überlegen, wie sie besser Vorräte anlegen. Statt einer Handvoll Kartoffeln, „kaufen sie jetzt eben einen Sack“. Einige kauften auch für Angehörige mit, die derzeit das Haus nicht verlassen können oder dürfen. Und gerade ihre älteren Kunden schätzten ihren Laden. „Sie sagen mir, dass sie sich hier sicherer fühlen als in den großen Supermärkten.“
Sicherheitsmaßnahmen werden auch auf dem Wintringer Hof in Kleinblittersdorf umgesetzt. Klebebänder auf dem Boden weisen auf den nötigen Abstand hin. Im Kassenbereich ist eine Plexiglasscheibe
angebracht. Drei Kunden dürfen maximal im Hofladen sein. Eine Frau öffnet die Tür, geht sofort wieder einen Schritt zurück und wartet. Nachdem ein Kunde kurz darauf den Laden verlässt, kommt sie wieder. „Darf ich?“, fragt sie. Sie darf. Die Kunden zeigen Verständnis, sagt Samu Ocak, Chef im Landgasthaus Wintringer Hof. Kommen auch mehr Kunden? „Auf jeden Fall“, sagt Ocak. Die Nachfrage sei enorm. „Die Kunden fragen auch vermehrt nach regionalen Produkten, informieren sich über Transportwege und Nachhaltigkeit.“Das Bewusstsein für Regionales sei stärker geworden.
Familie Beck vom Geistkircher Hof in St. Ingbert-Rohrbach hat alle Hände voll zu tun. „Aber das ist ja nichts Negatives“, sagt Rita Beck und lächelt. Mit ihrem Mann Herbert leitet sie seit über 35 Jahren den Familienbetrieb. Ihr Rindfleisch stammt aus eigener Zucht. Geschlachtet wird selbst. „Wesentlich mehr“Kunden kämen seit Beginn der Pandemie zu ihnen – auch hier viele neue. Sehr gefragt seien Dosengerichte. Gulasch, Rouladen, Suppe, Bolognese-Soße – Familie Beck kocht selbst ein. „Die Leute kauften die Dosen, weil sie sich lange halten. Sie wussten ja nicht, wann sie nochmal raus dürfen“, sagt Herbert Beck. Auf ein Schild mit Abstandsregeln
hat seine Frau bislang verzichtet. „Die Menschen wissen ja mittlerweile, wie sie sich verhalten müssen.“Bei dem guten Wetter könnten sie sich super die kurze Wartezeit draußen auf dem Hof vertreiben, einen Blick in den Stall werfen.
Ein Kunde fragt nach Äpfeln. Rita Beck muss ihn vertrösten. Äpfel sind aus. „Klar, ich könnte welche aus dem Ausland beziehen, aber das widerspricht der Philosophie des Hofladens.“Dem Kunden macht das nichts aus. „Wir kommen ja gerade deshalb, weil die Äpfel nicht gewachst und nicht gespritzt sind. Dann warten wir eben auf die nächste Saison.“
Geschlossen ist derzeit hingegen der Hofladen auf dem Martinshof in St. Wendel. Kunden können aber weiter regionale Produkte der Familie Kempf im Stadtladen in der Saarbrücker Diskontopassage kaufen. Eine sehr große Nachfrage gebe es beim Biobus, sagt Inhaberin Monika Kempf. Die Lebensmittel werden an die Haustür geliefert. „Ich denke, das ist jetzt genau das Richtige für die Leute.“