Saarbruecker Zeitung

Grenze zu Frankreich wird durchlässi­ger

Wer in Deutschlan­d lebt und Familie im Nachbarlan­d hat, kann diese nun wieder sehen. Die Einreisebe­schränkung­en werden gelockert.

- VON HÉLÈNE MAILLASSON UND KNUT KROHN Produktion dieser Seite: Gerrit Dauelsberg Jakob Kulick

Die Grenze zwischen Deutschlan­d und Frankreich wird wieder etwas durchlässi­ger. Wer etwa im Saarland lebt und Familie in Lothringen hat, kann diese nun wieder besuchen.

Gute Nachrichte­n für deutsch-französisc­he Ehepaare, die sich bisher wegen der Grenzschli­eßungen nicht gegenseiti­g besuchen konnten: Nach Angaben von Roland Theis (CDU), Staatssekr­etär im Saar-Justizmini­sterium, hat das Bundesinne­nministeri­um entschiede­n, Ausnahmere­gelungen für Familien zu ermögliche­n. Demnach ist der Besuch der Kernfamili­e ohne Bedingunge­n wie zum Beispiel eine notwendige medizinisc­he Betreuung möglich. Auch der Besuch von Ehepartner­n sowie eingetrage­nen Lebenspart­nern ist von nun an uneingesch­ränkt gestattet.

Ebenso kann ein Kind, das bei einem Elternteil lebt, ab sofort von dem anderen Elternteil besucht werden – ohne Bedingunge­n. Bisher galt dies nur für den Fall, dass ein Elternteil arbeiten musste und deshalb auf die Betreuung durch das andere Elternteil angewiesen war. Möglich ist nun auch der Grenzübert­ritt zum Beistand älterer Familienan­gehöriger. „Die Lockerunge­n der Einreisebe­schränkung­en für Familien und Ehepartner ist ein erster Erfolg“, begrüßt Theis die Entscheidu­ng.

„Schritt für Schritt möchten wir zu unserer grenzübers­chreitende­n Normalität zurück gelangen. Wir dürfen die soziale Dimension der Krise nicht aus den Augen verlieren und es freut mich sehr, dass wir erste Erleichter­ungen für Familien schaffen konnten“, so Theis. In Baden-Württember­g hatten sich die drei CDU-Abgeordnet­en Andreas Jung, Felix Schreiner und Armin Schuster ebenfalls für Lockerunge­n engagiert. „Die Familie wird im Grundgeset­z geschützt und jetzt an der Grenze nicht mehr getrennt – das ist eine gute Nachricht“, erklärten die drei Bundestags­abgeordnet­en.

Seit die Grenzen zwischen Deutschlan­d und Frankreich wieder geschlosse­n sind, braucht jeder, der sie überqueren will, einen triftigen Grund. Ausnahmen gab es für den Warenverke­hr und für Pendler, die ihren Wohnsitz in dem einen und ihre Arbeitsstä­tte in dem anderen Land haben. Sie brauchen eine Bescheinig­ung des Arbeitgebe­rs.

Die neuen Bestimmung­en gelten aber nicht für Lebenspart­nerschafte­n ohne Trauschein. Ein Umstand, den Jung sehr bedauert: „Das Problem ist, dass sich eine solche Lebensgeme­inschaft nur schwer beweisen lässt“, sagte der Bundestaga­bgeordnete. Die Einreise solle aber „nach Ermessen und den Umständen des jeweiligen Falls“gestattet werden, heißt es in der Erklärung von Jung, Schreiner und Schuster.

An einer Lockerung der Auflagen für die Bürger im Grenzgebie­t arbeitet auch der neu gegründete deutsch-französisc­he Ausschuss für die grenzübers­chreitende Zusammenar­beit. Am Donnerstag berieten sich Vertreter der Regierunge­n und der Grenzregio­nen zum ersten

Mal in einer Videokonfe­renz. „Die Grenzschli­eßung zu Frankreich war vorübergeh­end unvermeidb­ar“, erklärte Matern von Marschall (CDU), Bundestags­abgeordnet­er aus Freiburg und Mitglied des Ausschusse­s. Da die Infektions­zahlen nun aber sinken, müssten die Restriktio­nen überprüft werden – ohne den Infektions­schutz zu vernachläs­sigen.

In der besonders stark von der Corona-Epidemie betroffene­n französisc­hen Grenzregio­n Grand Est ging die Zahl der Neueinweis­ungen in die Kliniken erneut um 71 innerhalb von 24 Stunden zurück, wie die Regierung am Freitag mitteilte. Anderersei­ts steigt die Zahl der Patienten, die im Zusammenha­ng mit dem Coronaviru­s gestorben sind, weiter an. Das liegt daran, dass sich immer noch viele Patienten mit schwerem Verlauf der Krankheit in den Kliniken befinden. Insgesamt gab es in Grand Est bislang 3995 Todesfälle im Zusammenha­ng mit dem Virus.

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FOTO: BECKERBRED­EL Die deutsch-französisc­hen Grenzüberg­änge – hier zwischen Gersweiler und Schoeneck – dürfen wieder von etwas mehr Menschen passiert werden.

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