Schutzmasken aus dem Saarbrücker Knast
Häftlinge nähen für den Justizbedarf. Das neue Markenzeichen der Gefängniswerkstatt: „Krumme Tour – Lerchesflur“.
Die saarländische Justiz bereitet in der Corona-Krise schrittweise die Rückkehr in den Normalbetrieb vor. Mit Blick auf den 4. Mai, zu dem weitere Lockerungen der Kontaktbeschränkungen erwartet werden, wird eine neue Phase im Umgang mit der Pandemie geplant. Zu diesem Termin sollen „mit Augenmaß“, so Justizstaatssekretär Roland Theis (CDU), gegebenenfalls wieder mehr Verhandlungen von Gerichten und stärkerer Publikumsverkehr möglich werden. Voraussetzungen dafür sind verschärfte Schutz- und Sicherheitsvorkehrungen. Die Vorgaben des Robert-Koch-Institutes müssten ohne Wenn und Aber eingehalten werden. Das bedeutet konkret: Um die Mindestabstandsregeln zu ermöglichen, wurden viele Sitzungssäle umgebaut.
Zudem schützen Pelxiglasscheiben vor möglichen Tröpfcheninfektionen. Ob künftig während der Verhandlungen Besucher und Prozessbeteiligte dennoch Masken tragen dürfen oder müssen, liegt, so das Justizministerium, im Ermessen des jeweiligen Gerichts. Beim Gang durch die Flure der Justiz besteht künftig Maskenpflicht – zumindest für Besucher.
Haus- und Hoflieferant der Saar-Justiz für Stoffmasken und Spuckschutzwände ist der Justizvollzug. Auch das Personal des Landgerichts packt mit an. „Das ist nicht nur gut und günstig, sondern auch schnell zu realisieren“, sagt Theis. Hinter den Gittern des Saarbrücker Hochsicherheitsgefängnisses „Lerchesflur“und der Saarländischen Klinik für Forensische Psychiatrie (SKFP) sorgt die Corona-Krise für Beschäftigung. Etwa 40 Patienten der SKFP und 20 Mitarbeiter haben bislang rund 600 Behelfsmasken für den Eigenbedarf der Einrichtung genäht.
In der Schneiderei auf der Saarbrücker „Lerchesflur“nähen acht Gefangene täglich zwischen 150 und 200 Masken aus Baumwolle. Aufgenäht darauf ist als besonderes Markenzeichen der Slogan der Justizvollzugsanstalt: „Krumme Tour – Lerchesflur“.
„Dass wir über die Anstalten die Justiz selbst mit Schutzmaterialien versorgen können, ist
einfach klasse.“
Roland Theis (CDU)
Justizstaatssekretär
2200 dieser Exemplare existieren bereits. 1626 wurden an Häftlinge ausgegeben. 600 wurden an JVA-Mitarbeiter ausgegeben. Die Herstellungskosten pro Maske liegen bei etwa 1,50 Euro. Auch wurden in der Druckerei des Gefängnisses gerade 600 000 Flyer gedruckt, welche nun zusammen mit den Schutzmasken an die saarländischen Haushalten verteilt werden sollen.
Schreinerei und Schlosserei der
JVA erledigen aktuell einen weiteren Großauftrag der Justiz: 300 Spuckschutzwände aus Plexiglas sind bislang geordert. Je nach Größe werden diese intern mit 109 bis 208 Euro weiter berechnet.
Staatssekretär Theis verteilt derweil Komplimente an die Beschäftigten im Vollzug: „Unter den Bedingungen einer Pandemie eine Vollzugsanstalt auf Kurs zu halten, ist eine herausragende Leistung unserer Mannschaft.“Und er ergänzt: „Dass wir über die Anstalten die Justiz selbst mit Schutzmaterialien versorgen können, ist einfach klasse.“Seinen Hut zieht der Staatssekretär zudem vor Häftlingen. 25 Gefangene, die in der Küche arbeiten, spenden je einen Tageslohn von durchschnittlich 13 Euro für den Verein „Blieskasterler Freunde und Helfer – Schutzengel für Kinder“. Sie folgen dem Beispiel von Inhaftierten aus Ottweiler, die „Ärzte ohne Grenzen“unterstützen.