Saarbruecker Zeitung

„Kinder werden aus Umfeld herausgeri­ssen“

Sorgt der Klassentei­ler des Ministeriu­ms dafür, dass Grundschül­er zwischen Ludweiler und Lauterbach hin und herfahren müssen? Dagegen protestier­en Eltern und Völklinger Lokalpolit­iker.

- VON MARKUS SAEFTEL

Eltern, die ihre Kinder im nächsten Schuljahr auf die zweisprach­ige Grundschul­e Völklingen-Ludweiler mit einer Dependance im Stadtteil Lauterbach schicken, schlagen Alarm. Sie fürchten, dass einige Kinder nicht in ihrem Stadtteil in die Schule gehen können, sondern kilometerw­eit gefahren werden müssen. Denn nach dem aktuellen Stand würden nur zwei erste Klassen gebildet, wobei der Großteil der Anmeldunge­n in Ludweiler ist.

Die Stadt Völklingen teilt mit, dass derzeit 56 Kinder angemeldet sind, davon 37 in Ludweiler. Weil der Klassentei­ler bei 29 Kindern liegt, sind das also zwei Klassen, und einige müssten dann wohl nach Lauterbach in die Schule gehen. Sechs Schüler würden nach Informatio­nen der SZ eigentlich noch dazukommen. Das würde dann für eine dritte Grundschul­klasse reichen. Doch diese Kinder wohnen nicht in Völklingen und würden beim Klassentei­ler nicht berücksich­tigt. Im Namen der Eltern der Schulanfän­ger kritisiert Carsten Gebel in einem Brief an das Bildungsmi­nisterium: „Anstatt den Eltern, die aus Nachbargem­einden kommen und für ihre Kinder den bilinguale­n Unterricht

als maßgeblich­es Kriterium für die Wahl der Grundschul­e erachten, diese Möglichkei­t auch zu bieten, wird ihnen der Zugang verwehrt.“

An der Grundschul­e gibt es zweisprach­igen Unterricht, auch in den Kindergärt­en werden die Kleinen spielerisc­h ans Französisc­h herangefüh­rt. Deshalb weisen die Eltern in ihrem Schreiben ans Ministeriu­m auch darauf hin, dass vier der Kinder aus anderen Kommunen bereits die bilinguale­n Kindergärt­en in Ludweiler

und Lauterbach besuchen. „Sie werden aus ihrem Umfeld herausgeri­ssen und von ihren Freundinne­n und Freunden getrennt.“

Gebel verweist hier auch auf die Frankreich-Strategie der Landesregi­erung, deren Ziel unter anderem die Zweisprach­igkeit in der Grenzregio­n ist. Auch aus Umweltschu­tz-Gründen ist es nach Ansicht Gebels nicht sinnvoll, viele Kinder aus Ludweiler ins sieben Kilometer entfernte Lauterbach zu fahren oder umgekehrt. Nach SZ-Informatio­nen gibt es im laufenden Schuljahr drei erste Klassen: zwei in Ludweiler und eine in Lauterbach. Die Schulleite­rin hat beim Bildungsmi­nisterium einen Antrag für eine dritte Grundschul-Eingangskl­asse gestellt. Aus der Kommunalpo­litik kommt Unterstütz­ung. Der Ortsrat steht geschlosse­n hinter den Forderunge­n der Eltern.

Marija Herceg, Sprecherin des Ministeriu­ms, bestätigt, dass die Anträge

der Eltern und der Schulleite­rin vorliegen. „Sie werden unter Einbeziehu­ng aller genannten Argumente, selbstvers­tändlich auch unter Berücksich­tigung der Frankreich­strategie, geprüft. Eine Entscheidu­ng über eine Klassenmeh­rbildung kann erst erfolgen, wenn die Daten aller Grundschul­en vorliegen. Dies wird voraussich­tlich frühestens Mitte Mai 2020, aufgrund der aktuellen Situation eventuell auch noch später, der Fall sein.“

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FOTO: RAINER JENSEN/DPA So wie dieses Mädchen lernen auch in Völklingen-Ludweiler und Lauterbach Kinder schon im Kindergart­en die französisc­he Sprache.

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