Dem Südwesten droht ein Flickenteppich
Fußballverband Rheinland will Saison abbrechen, Südwest bis September aussetzen. Der Saar-Verband positioniert sich noch nicht.
Abbrechen oder aussetzen – das ist die Frage, vor deren Antwort und Folgen sich der Fußball seit Wochen drückt. Der Deutsche Fußball-Bund hat seinen Landesverbänden recht freie Hand bei ihren Entscheidungen gelassen, doch das scheint zu einem unüberschaubaren Flickenteppich führen.
Der Südwestdeutsche Fußballverband (SWFV) hat seinen Vereinen eine Fortführung der Saison voraussichtlich ab September empfohlen. Bis 4. Mai sollen die Clubs eine Rückmeldung abgeben, dann entscheidet das Präsidium. Der Fußballverband Rheinland (FVR) plädiert dagegen für den Abbruch der Saison. Als Grundlage für den Aufstieg in allen Spielklassen soll der letzte Tabellenstand dienen. Absteiger gibt es nicht. Die Regelung soll für Senioren, Frauen, Junioren und Juniorinnen gelten und eine schnelle Planungssicherheit garantieren.
Planungssicherheit ist das Zauberwort. Doch wie soll das gehen, wenn die eigentlich kooperierenden Landesverbände im Regionalverband Südwest unterschiedliche Entscheidungen treffen? Der SWFV, der FVR und der Saarländische Fußball-Verband (SFV) bestimmen gemeinsam, wie es in den Regionalligen Südwest bei Jugend, Aktiven und Frauen weitergeht.
„Es war von Anfang an klar, dass es schwierig wird, alle unter einen Hut zu bekommen. Unser Ziel bleibt es, eine einheitliche Regelung zu finden. Dazu führen wir derzeit ganz viele Gespräche“, sagt Adrian Zöhler. Der Vizepräsident des SFV will bei seinen Vereinen bis zum Wochenende ein Meinungsbild einholen. Eine Aussetzung der Spiele kann der SFV-Vorstand auf Basis der bestehenden Satzung beschließen, für einen Abbruch braucht es ein Votum der Vereine. Wie dieses ohne die Möglichkeit eines Verbandstages eingeholt werden kann, prüfen derzeit die Juristen. Ebenso wie die haftungstechnischen Fragen eines Abbruchs. „Es geht um Geld, um Angestellte bei Vereinen. Um eine mögliche Quotientenregelung zur Ermittlung eines Aufsteigers“,
zählt Zöhler Beispiele auf, die zu Klagen und Regressansprüchen führen könnten: „Dies ist durch die Satzung ebenso nicht geregelt wie der Abbruch einer Saison.“
Dass es für einen Abbruch nachvollziehbare Begründungen gibt, steht außer Frage. Die Klasseneinteilung wäre kurzfristig möglich. Spieler, die im Sommer den Verein ohnehin wechseln wollten, könnten das tun. Clubs mit neuen Übungsleitern weiterarbeiten. Altersübergänge
in der Jugend könnten problemlos fortgeführt werden.
Doch was passiert, wenn es nicht im September, sondern erst im Februar 2021 weitergeht? Wenn kleine Vereine bis dahin wirtschaftlich auf der Strecke bleiben? „Und was ist, wenn wir früher spielen könnten, weil Amateursport doch nicht unter das Verbot von Großveranstaltungen fällt?“, entgegnet Zöhler: „Dann könnte man uns vorwerfen, vorschnell eine Abbruch-Entscheidung
getroffen zu haben.“
Paradebeispiel für Planungs-Unsicherheit ist die Frauen-Abteilung des 1. FC Saarbrücken. Ihr drohen drei unterschiedliche Vorgehensweisen. Die erste Mannschaft kämpft in der 2. Bundesliga unter dem Dach des DFB um den Klassenverbleib. Die zweite Mannschaft spielt in der Regionalliga Südwest, für die die drei Landesverbände verantwortlich zeichnen, die dritte Mannschaft ist im SFV in der Bezirksliga
aktiv. Abbrechen oder aussetzen und später fortführen? „Jeder macht seins, statt es von oben einheitlich zu regeln“, sagt Abteilungsleiter Winfried Klein: „Wie es weitergeht, weiß halt niemand. Wir versuchen, Ruhe zu bewahren.“
Ruhig bleiben – das ist sicher in Ordnung, die Entscheidung „abbrechen oder aussetzen“weiter auszusitzen, allerdings nicht. Die Vereine und Fußballer werden immer ungeduldiger ob der Ungewissheit.