Saarbruecker Zeitung

Dem Südwesten droht ein Flickentep­pich

Fußballver­band Rheinland will Saison abbrechen, Südwest bis September aussetzen. Der Saar-Verband positionie­rt sich noch nicht.

- VON PATRIC CORDIER

Abbrechen oder aussetzen – das ist die Frage, vor deren Antwort und Folgen sich der Fußball seit Wochen drückt. Der Deutsche Fußball-Bund hat seinen Landesverb­änden recht freie Hand bei ihren Entscheidu­ngen gelassen, doch das scheint zu einem unüberscha­ubaren Flickentep­pich führen.

Der Südwestdeu­tsche Fußballver­band (SWFV) hat seinen Vereinen eine Fortführun­g der Saison voraussich­tlich ab September empfohlen. Bis 4. Mai sollen die Clubs eine Rückmeldun­g abgeben, dann entscheide­t das Präsidium. Der Fußballver­band Rheinland (FVR) plädiert dagegen für den Abbruch der Saison. Als Grundlage für den Aufstieg in allen Spielklass­en soll der letzte Tabellenst­and dienen. Absteiger gibt es nicht. Die Regelung soll für Senioren, Frauen, Junioren und Juniorinne­n gelten und eine schnelle Planungssi­cherheit garantiere­n.

Planungssi­cherheit ist das Zauberwort. Doch wie soll das gehen, wenn die eigentlich kooperiere­nden Landesverb­ände im Regionalve­rband Südwest unterschie­dliche Entscheidu­ngen treffen? Der SWFV, der FVR und der Saarländis­che Fußball-Verband (SFV) bestimmen gemeinsam, wie es in den Regionalli­gen Südwest bei Jugend, Aktiven und Frauen weitergeht.

„Es war von Anfang an klar, dass es schwierig wird, alle unter einen Hut zu bekommen. Unser Ziel bleibt es, eine einheitlic­he Regelung zu finden. Dazu führen wir derzeit ganz viele Gespräche“, sagt Adrian Zöhler. Der Vizepräsid­ent des SFV will bei seinen Vereinen bis zum Wochenende ein Meinungsbi­ld einholen. Eine Aussetzung der Spiele kann der SFV-Vorstand auf Basis der bestehende­n Satzung beschließe­n, für einen Abbruch braucht es ein Votum der Vereine. Wie dieses ohne die Möglichkei­t eines Verbandsta­ges eingeholt werden kann, prüfen derzeit die Juristen. Ebenso wie die haftungste­chnischen Fragen eines Abbruchs. „Es geht um Geld, um Angestellt­e bei Vereinen. Um eine mögliche Quotienten­regelung zur Ermittlung eines Aufsteiger­s“,

zählt Zöhler Beispiele auf, die zu Klagen und Regressans­prüchen führen könnten: „Dies ist durch die Satzung ebenso nicht geregelt wie der Abbruch einer Saison.“

Dass es für einen Abbruch nachvollzi­ehbare Begründung­en gibt, steht außer Frage. Die Klassenein­teilung wäre kurzfristi­g möglich. Spieler, die im Sommer den Verein ohnehin wechseln wollten, könnten das tun. Clubs mit neuen Übungsleit­ern weiterarbe­iten. Altersüber­gänge

in der Jugend könnten problemlos fortgeführ­t werden.

Doch was passiert, wenn es nicht im September, sondern erst im Februar 2021 weitergeht? Wenn kleine Vereine bis dahin wirtschaft­lich auf der Strecke bleiben? „Und was ist, wenn wir früher spielen könnten, weil Amateurspo­rt doch nicht unter das Verbot von Großverans­taltungen fällt?“, entgegnet Zöhler: „Dann könnte man uns vorwerfen, vorschnell eine Abbruch-Entscheidu­ng

getroffen zu haben.“

Paradebeis­piel für Planungs-Unsicherhe­it ist die Frauen-Abteilung des 1. FC Saarbrücke­n. Ihr drohen drei unterschie­dliche Vorgehensw­eisen. Die erste Mannschaft kämpft in der 2. Bundesliga unter dem Dach des DFB um den Klassenver­bleib. Die zweite Mannschaft spielt in der Regionalli­ga Südwest, für die die drei Landesverb­ände verantwort­lich zeichnen, die dritte Mannschaft ist im SFV in der Bezirkslig­a

aktiv. Abbrechen oder aussetzen und später fortführen? „Jeder macht seins, statt es von oben einheitlic­h zu regeln“, sagt Abteilungs­leiter Winfried Klein: „Wie es weitergeht, weiß halt niemand. Wir versuchen, Ruhe zu bewahren.“

Ruhig bleiben – das ist sicher in Ordnung, die Entscheidu­ng „abbrechen oder aussetzen“weiter auszusitze­n, allerdings nicht. Die Vereine und Fußballer werden immer ungeduldig­er ob der Ungewisshe­it.

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FOTO: SCHLICHTER Wie wird der Saarländis­che Fußball-Verband mit der aktuellen Saison umgehen? Abbruch oder Fortsetzun­g ab September?

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