Saarbruecker Zeitung

Ministerin Schulze drängt auf schärfere Klimaziele

Im Kampf gegen die Corona-Krise schnüren Staaten ein Notfallpak­et nach dem nächsten. Immer lauter wird die Mahnung, darüber die Klimakrise nicht zu vergessen.

- VON TERESA DAPP

Der Klimaschut­z soll nach Willen von Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD) beim Neustart der Wirtschaft nach der Corona-Krise eine zentralere Rolle spielen als bislang.

(dpa) Raus aus der Corona-Krise – und dem Klima helfen: In Wirtschaft und Politik wird der Ruf lauter, Milliarden-Hilfsprogr­amme an Klimaschut­z-Zielen auszuricht­en. Minister aus rund 30 Ländern begannen am Montag auf Einladung der Bundesregi­erung Gespräche dazu, wie der Kampf gegen die Corona-Pandemie mit dem gegen die Erderwärmu­ng verbunden werden kann.

Zum Auftakt des Petersberg­er Klimadialo­gs forderten rund 70 Unternehme­n, darunter auch Stahl- und Chemiekonz­erne, Konjunktur­und Investitio­nsprogramm­e „systematis­ch klimafreun­dlich auszuricht­en“. Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD) begrüßte den Appell der Unternehme­n: „Das sind auch nicht die üblichen Verdächtig­en“, sagte sie. Unterzeich­net haben unter anderem Thyssenkru­pp, Salzgitter, Covestro und Wacker Chemie. Zugleich forderte der Industriev­erband BDI aber, die Zwischenzi­ele für 2030 „auf den Prüfstand zu stellen“.

Schulze hofft, dass die Corona-Krise die Bereitscha­ft der Menschen zum Klima- und Umweltschu­tz sogar erhöht: „Viele Menschen auf der ganzen Welt spüren im Moment, wie sich Krise anfühlt“, sagte sie. „Ich vertraue daher darauf, dass künftig auch mehr Menschen bereit sind, mehr zu tun gegen die langfristi­gen Umweltrisi­ken, die uns sonst drohen – die Klimakrise und die Zerstörung der Ökosysteme.“Gerade lerne man, wie wichtig es sei, der Wissenscha­ft zuzuhören.

Der Petersberg­er Klimadialo­g findet in diesem Jahr erstmals als Videokonfe­renz

statt. Am Dienstag wollen sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und UN-Generalsek­retär António Guterres an die Teilnehmer wenden. Darunter sind Länder mit großem CO2-Ausstoß wie China oder Japan, aber auch besonders von den Folgen des Klimawande­ls betroffene Staaten wie die Marschall-Inseln oder Äthiopien. Konkrete Ergebnisse gibt es in der Regel nicht, es geht um informelle­n Austausch.

Die Corona-Krise hat den Klimaschut­z

vom Spitzenpla­tz der politische­n Agenda verdrängt. Die Klimakrise sei nicht weg, auch wenn die Aufmerksam­keit gerade auf der Pandemie liege, mahnte Schulze. „Anders als beim Kampf gehen das Coronaviru­s kennen wir die Impfstoffe gegen die Klimakrise bereits. Sie sind verfügbar, sie sind bezahlbar und sie machen unser Leben besser.“Das seien etwa Energie aus Wind und Sonne, Elektromob­ilität, Recycling, energie-autarke Gebäude oder eine widerstand­sfähige Landwirtsc­haft.

Auf der anderen Seite gibt es auch zahlreiche Forderunge­n, in der Krise Umwelt- und Klimapläne aufzuschie­ben. Der BDI forderte „global vergleichb­are Ambitionen beim Klimaschut­z“für den Neustart der Weltwirtsc­haft nach der Corona-Krise – übersetzt hieße das wohl, dass die EU und auch Deutschlan­d ihre Bemühungen runterschr­auben müssten. AfD-Chef Jörg Meuthen fordert eine Abkehr von den Klimaschut­zplänen der Europäisch­en Union.

Dagegen sagte der Präsident des Deutschen Wetterdien­stes (DWD), Gerhard Adrian, der Deutschen Presse-Agentur: „Es wäre schlimm, wenn der Klimaschut­z über den Kampf gegen das Virus zurückgest­ellt würde.“Der Klimawande­l schreite voran, egal, was sonst passiere. CO2-, Methan- und Lachgasemi­ssionen müssten reduziert werden. „Wenn sich das Wirtschaft­ssystem dafür umstellen muss, wären Konjunktur­programme in der Corona-Krise natürlich eine Gelegenhei­t, beides zusammenzu­führen.“

„Ich vertraue darauf, dass künftig mehr Menschen bereit sind, mehr zu tun gegen die langfristi­gen Umweltrisi­ken, die uns sonst drohen.“

Svenja Schulze (SPD)

Bundesumwe­ltminister­in

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FOTO: KAPPELER/DPA Umweltmini­sterin Svenja Schulze (SPD) will den Klimaschut­z als zentrales Element beim Wiederaufb­au der Wirtschaft verankern.

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