Saarbruecker Zeitung

„Sonderverm­ögen Corona“gegen Finanzloch

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(ter) Das Parlament müsse mit „größerem Selbstbewu­sstsein“die Haushaltsl­age des Saarlandes diskutiere­n, sagte SPD-Fraktionsc­hef Ulrich Commerçon. Wegen der Corona-Krise sei die mittelfris­tige Finanzplan­ung größtentei­ls hinfällig geworden. Ein Nachtragsh­aushalt müsse nun die „historisch­e Dimension“abbilden. „Ich bin der festen Überzeugun­g: Wir brauchen jetzt ein ‚Sonderverm­ögen Corona’, in das alles reingepack­t wird, was zur Bewältigun­g der Krise erforderli­ch ist.“Das Vermögen soll nach Ansicht des Sozialdemo­kraten über einen Zeitraum von 50 bis 70 Jahren abgeschrie­ben werden. Über die Höhe machte er keine Angaben.

Finanzmini­ster Peter Strobel (CDU) muss im Juni einen Nachtragsh­aushalt vorlegen. „Über die Größenordn­ung konnte er im Haushaltsa­usschuss noch keine Informatio­nen weitergebe­n“, sagte Jochen Flackus, Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der Linken. Nichtsdest­otrotz dürften dabei die Investitio­nen nicht außer Acht gelassen werden, forderte Flackus. „Weder der Binnenmark­t noch der Export werden die wirtschaft­liche Delle ausbessern können.“Vor allem vor dem Hintergrun­d, dass das „Saarland wirtschaft­lich ohnehin schon abgehängt ist“. Die Hilfsprogr­amme, die das Land aufgelegt hat, seien zwar gut, die Höhe hänge aber im bundesweit­en Vergleich hinterher. Die Linken fordern mehr Unterstütz­ung für mittlere Betriebe. Das könne über einen „Fonds, ein Sonderverm­ögen oder Kreditrahm­en geschehen“.

Aus Sicht des Saarlandes sei ein solches Sonderverm­ögen „grundsätzl­ich zu begrüßen“, sagte AfD-Fraktionsv­ize Rudolf Müller. Die Frage sei nur, woher das Vermögen stammt. Weitere Schulden aufzunehme­n trotz der schon vor Corona bestehende­n Schuldenkr­ise führe unumgängli­ch zur Inflation. „Derjenige, der zuerst das ungedeckte Geld in die Hand bekommt, kann damit was machen.

Die Späteren haben den Schaden.“

Die CDU-Fraktion hält ein Sonderverm­ögen grundsätzl­ich für einen guten Weg. „Was man aber zuerst berücksich­tigen sollte, ist, was gegebenenf­alls von Bundesseit­e kommt“, sagte der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer Stefan Thielen. Vielleicht könne das Vermögen auch über Bundessteu­ern zurückgefü­hrt werden. Ein Abschreibe­n über 50 Jahre sehe er skeptisch. Zwar gebe es gute Gründe, „auch weil es eine Jahrhunder­tkrise ist. Aber wer garantiert uns, dass in sieben, acht Jahren uns ein neues Virus nicht wieder in die Bredouille bringt?“. Ein Zeitraum von 20 Jahren sei eher denkbar.

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