Ein „Super-Bergmann“singt gegen Corona
Die Nachbarn von Manuel Nau am Saarbrücker Homburg bekommen abends ein besonderes Ständchen.
Allabendlich um 19.30 Uhr stellt sich Manuel Nau (39) in der Gaußstraße im Wohngebiet am Homburg mit Bergmannskluft und Grubenlampe in sein Fenster und singt aus voller Brust das Steigerlied. Seine Freundin hält die Wunderkerze als symbolische Fackel und dann geht es los: „Glück Auf, Glück Auf, der Steiger kommt . . .“
Auf der Straße stehen Nachbarn, Nau hat Kreise im Abstand von zwei Metern markiert, wer dort steht hat ausreichend Abstand. Auf den Balkonen gegenüber stehen Menschen, andere sind am Fenster, hören zu oder singen mit. Das Spektakel dauert fünf Minuten, dann gehen alle wieder in ihre Wohnungen zurück.
Seit Beginn der Corona-Maßnahmen vor drei Wochen und mindestens bis Anfang Mai wird die kleine Tradition aufrechterhalten: „Ich bin im Saarland verwurzelt und habe ähnliche Aktionen aus Italien gesehen und mir gedacht, dass das Steigerlied eine Hymne von Solidarität und Zusammenhalt ist. Am Anfang fand das kaum Anklang. Inzwischen kommen stets bis zu 20 Nachbarn raus, bringen kleine Trommeln oder mal andere Instrumente mit oder haben ihren Liedtext dabei. Sie reden dann kurz miteinander, man kommt sich näher, ohne sich zu nah zu kommen“, sagt Nau und will weitermachen.
Er ist kaufmännischer Angestellter, kein Bergmann. Die Kreise auf den Gehwegen hat er selbst gezeichnet, sie genügen für die Menschen der umliegenden Häuser und waren noch nie alle besetzt. „Es soll auch niemand in Saarlouis ins Auto steigen und hier herkommen. Wir machen das nur für die Nachbarn.“
Und so kommt es, dass sich jeden Abend die gleichen hier treffen. Elke Hamm gehört dazu. Sie singt inzwischen mit und findet es toll: „Es ist eine gute Sache für die Nachbarschaft. Wir Älteren sehen ja viele Gründungseigentümer der Wohnanlage
wegsterben. Junge Menschen kommen nach, die lernt man jetzt kennen“, freut sie sich. Hans Dobelmann und Hermann Portz, beides Bergleute aus dem Erlebnisbergwerk Velsen kommen täglich als Statisten dazu. Sie haben Nau mit der Bergmannskluft ausgestattet und tragen sie selbst, wenn sie mitsingen. „Wir weisen auf die Abstandsregeln und das Gebot der Solidarität mit dieser kleinen Aktion hin. Wir finden das sehr gelungen und der Bergmann als Symbolfigur passt bestens dazu“, so die beiden Ex-Bergmänner, die heute im Museumsbetrieb tätig sind.
Nau singt bewusst nicht von der Schlossmauer oder am St.Johanner Markt: „Wir sollen alle zuhause bleiben. Und deswegen sing’ ich daheim aus der eigenen Wohnung und nur für meine Nachbarn.“Die wachsende Bekanntheit seiner Aktion verdankt er einzig den Medien und seinen eigenen Internetauftritten, wo er als „Captain Maggi“gern mal den saarländischen Superhelden mimt – einen Superhelden, der jetzt auch noch gegen Corona ansingt.