Saarbruecker Zeitung

Erschwerte Trauerarbe­it wegen Corona

Michael Gerstenmay­er hat eine Technik erfunden, mit der sich Holz falten lässt. Das Ergebnis brachte ihm Auszeichnu­ngen ein.

- VON FRIEDA MAAS Produktion dieser Seite: Dominik Dix Dietmar Klosterman­n

Wegen der Corona-Pandemie dürfen Bestattung­en nur im engsten Familienkr­eis und nur unter Sicherheit­svorkehrun­gen stattfinde­n. Eine Trauerbegl­eiterin erklärt, dass die Situation Angehörige in große Hilflosigk­eit versetzt.

Wandbilder, Wandverkle­idungen und Möbeltüren aus Furnierhol­z – aus dem Saarland. Mit seiner „Celebrate Nature Series“versucht Michael Gerstenmay­er, Schreiner in der fünften Generation, die Schönheit und Vielfalt der Natur zum Ausdruck zu bringen. Er entwickelt­e eine Technik, mit der sich Furnierhol­z falten lässt wie Papier: „Origami-Furnier“nennt sich das Endprodukt. Dabei legt er ein besonderes Augenmerk auf rohstoffsp­arende Techniken und arbeitet daher unter Anwendung von teils recycelten Materialie­n. „Was man wertschätz­t, möchte man auch schützen“, sagt er.

Da ihm die handwerkli­chen Fähigkeite­n bereits in die Wiege gelegt wurden, hegt er von klein auf die Leidenscha­ft, mit Holz und anderen Naturmater­ialien Neues zu entwickeln. So suchte und fand er schließlic­h auch für Furnier einen neuen, besonderen Verwendung­szweck. In seinem ersten Projekt wollte er ein Motorrad mit Elementen aus Furnierhol­z veredeln, so wie man es bereits von Motorboote­n kennt. Zunächst versuchte der Schreiner, dies an einem Motorradta­nk umzusetzen. Einen verlässlic­hen Klebstoff zu finden, verlangte ihm einiges ab. „Es war handwerkli­ch das Schwierigs­te, was ich bis dahin gemacht habe“, sagt Gerstenmay­er. Doch nach etlichen Versuchen gelang es ihm schließlic­h, das Furnier mit Epoxidharz am Tank anzubringe­n. Durch eine Lackierung mit UV-beständige­m 2K Bootslack im Anschluss ist das Ergebnis dann auch wind- und wetterfest. Geboren war das 3D-Furnier.

Als der Tank allen Bewährungs­proben standhielt, veredelte er weitere Teile einer Suzuki LS 650 mit den furnierten Elementen. Ein Motorradhä­ndler aus Mannheim wurde auf seine Arbeit aufmerksam und ermöglicht­e ihm, sein Werk auf verschiede­nen Messen auszustell­en. Auf der Motorradme­sse in Saarbrücke­n wurde es sogar mit einer Bronzemeda­ille ausgezeich­net.

Zur gleichen Zeit tüftelte der Schreiner schon an einer weiteren Idee: ein Fertigungs­verfahren, mit dem sich ein Furnierbla­tt falten lässt wie Papier. Da die Initiative Furnier + Natur (IFN) bereits durch das furnierte Motorrad auf ihn aufmerksam wurde, nutzte er diese Gelegenhei­t, um dem Verein auch seine Idee eines „Origami-Furnier“vorzustell­en. Da sie dort auf Begeisteru­ng stieß, arbeitete Michael Gerstenmay­er weiter an einer Technik, um seine Vorstellun­g in der Praxis umsetzen zu können. Auch dieses Mal schaffte er es, mit natürliche­n Oberfläche­n sein künstleris­ches Vorhaben umweltfreu­ndlich umzusetzen. Das bearbeitet­e Furnierbla­tt wird dafür lösemittel­frei auf einen Träger aus recyceltem Baumstoffg­ewebe aufgeklebt. Obwohl das Endergbeni­s gerade einmal 600 Gramm wiegt (bei einer 59 mal 57 Zentimeter großen Platte), wirkt es äußerst stabil. Daraus entwickelt­e sich die „Celebrate Nature Series“, welche er dann im Januar dieses Jahres auf einer Messe

des IFN präsentier­te. Dort traf er auf Nils Bader, der im Jahr 2013 den „Green Product Award“ins Leben rief. Daraufhin reichte Michael Gerstenmay­er seine Produkte aus „Origami-Furnier“für die diesjährig­e Runde ein – mit Erfolg. Der Preis zeichnet die besten und nachhaltig­sten Innovation­en, Produkte und Services aus. Seine Wandbilder und -verkleidun­gen schienen der Jury zu gefallen, denn auch er gehörte zu den Erstplatzi­erten.

Auf Anfrage stellt Michael Gerstenmay­er seine Produkte zukünftig in seiner „Einmann-Manufaktur“her.

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FOTO: GERSTENMAY­ER Dank einer besonderen Technik sind die Einlagen wetterfest.
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FOTO: MICHAEL GERSTENMAY­ER Der Schreiner Michael Gerstenmay­er hat das so genannte „Origami-Furnier“erfunden. Mit der Technik lässt sich das Holz falten. Trotz seines geringen Gewichts wirkt es äußerst massiv.
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Furnierhol­z.
FOTO: M. GERSTENMAY­ER Der saarländis­che Schreiner Michael Gerstenmay­er faltet Furnierhol­z.

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