Saarbruecker Zeitung

500 000 Euro zur Rettung der Saar-Vereine

Sportminis­terium schlägt 500 000 Euro frei für saarländis­che Sportverei­ne, die wegen Corona in Finanznöte geraten sind.

- VON PATRIC CORDIER

Der Rettungssc­hirm für Sportverei­ne im Saarland nimmt erste Gestalt an. Sportminis­ter Klaus Bouillon sagte 500 000 Euro zu, die ab heute als Soforthilf­e für zur Verfügung stehen.

Ab diesem Mittwoch steht für die saarländis­chen Sportverei­ne ein Soforthilf­eprogramm von 500 000 Euro bereit. Das teilte Sportminis­ter Klaus Bouillon mit. „Wir wollen mit diesem Geld schnell helfen, wenn Vereine jetzt unter Druck geraten, weil Ausgaben weiterlauf­en, die Einnahmen aber weggebroch­en sind“, sagte Bouillon, „das ist der erste Schritt in Richtung

Sportminis­ter Klaus Bouillon

eines Rettungssc­hirmes, der im Laufe des Monats Mai in den Ministerra­t eingebrach­t wird.“Das Programm richtet sich an Vereine, die akut existenzie­lle Probleme haben, und wird aus Töpfen gespeist, die ursprüngli­ch zur Finanzieru­ng von Großverans­taltungen wie dem Pfingstspo­rtfest in Rehlingen geplant waren. „Wir haben mit den Rehlingern beispielsw­eise gesprochen. Ihre Verluste durch die Absage sind nicht so hoch“, sagte der Minister der SZ, „im kommenden Jahr ist vorgesehen, die Unterstütz­ung derartiger Großverans­taltungen wie gewohnt fortlaufen zu lassen.“

Bis zum 3. Mai haben die saarländis­chen Vereine und Verbände noch

Zeit, beim Landesspor­tverband für das Saarland (LSVS) die erwarteten Schäden bis zum Jahresende durch die Corona-Krise anzumelden. Bislang sind laut Ministeriu­m 201 Anträge eingegange­n – auch der des Saarländis­chen Fußball-Verbandes (SFV ). „Wir rechnen mit einem Verlust von etwa 510 000 Euro“, erklärte SFV-Geschäftsf­ührer Andreas Schwinn.

Die Anträge sind völlig unterschie­dlich. „Es gibt Vereine, die machen Verluste von 125 000 Euro geltend. Sie machen Sponsorenv­erträge von 60 000 Euro geltend in einer unteren Liga. Dann müssen sie herkommen und ihre Steuererkl­ärungen mitbringen“, berichtet Bouillon auch von erstaunlic­hen Forderunge­n, „wir haben Verbände mit wenig Mitglieder­n, aber hohen Kosten, aber wir haben auch Vereine mit vielen Mitglieder­n und geringen Kosten. Wir wollen zielgenau und exakt die Anträge prüfen. Das ist eine Heidenarbe­it.“

Einen Schutzschi­rm zu spannen, scheint in anderen Ländern schneller gegangen zu sein. Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Hessen haben teilweise bereits ausgezahlt, Rheinland-Pfalz gerade ein Programm von zehn Millionen Euro angekündig­t. „Schleswig-Holstein macht ein Gießkannen­prinzip. Hessen setzt auf die Notlage von Vereinen. Clubs, die etwas angespart haben, werden dabei geradezu bestraft“, sagt Bouillon, „das gefällt uns gar nicht. Pauschale Auszahlung­en sind für mich keine sachgerech­te Lösung. Wir diskutiere­n sowohl Pauschalle­istungen für kleinere Vereine als auch Individual­lösungen für komplizier­te Fälle.“

Problemfäl­le könnten Vereine wie der ATSV Saarbrücke­n werden. Dessen Vorsitzend­er Stephan Schaeidt hatte vor Wochen Unterstütz­ungen für Vereine gefordert. „Die sind Eigentümer

einer Halle. Das ist ein wirtschaft­licher Betrieb. Da müssen wir prüfen, welche Ansprüche die auf Hilfe beim Wirtschaft­sministeri­um haben“, sagt Bouillon zur Komplexitä­t der Prüfung, „die haben ja auch Angestellt­e, für die es eventuell Kurzarbeit­ergeld gibt. Komplizier­ter, als man denkt – aber die Landesregi­erung

will allen helfen.“

Der Minister vermeidet es, konkrete Zahlen zu nennen. „Wir werden einen Nachtragsh­aushalt machen müssen, der viele viele Millionen Euro beinhalten wird für alle Bereiche. Das wird ein großes Paket“, sagt Bouillon, „es bringt nichts, Zahlen rauszuposa­unen, die wir nicht halten können. Ende Mai sollten belastbare Zahlen auf dem Tisch liegen. Man darf nicht vergessen: Wir sind ein Haushalt-Notlage-Land. Das wird eine harte Nummer, die nächsten Jahre.“

Bouillon betont zum Rettungssc­hirm: „Es geht nur um Ehrenamt und Breitenspo­rt – also um Amateure. Auch für Übungsleit­er, die wir bei der Stange halten wollen. Profisport können wir nie aus Steuergeld­ern finanziere­n, und auch nicht für Gehälter, die in der Amateurlig­a im Fußball gezahlt werden.“

Wann wieder Vereinsspo­rt betrieben werden kann, weiß auch Bouillon nicht. Er berichtet allerdings von Empfehlung­en, die die Sportminis­terkonfere­nz der Kanzlerin für die Gespräche mit den Ministerpr­äsidenten an diesem Donnerstag mitgegeben hat: Die schrittwei­se Rücknahme der Einschränk­ungen ist dringend erforderli­ch. Dabei müssen Ziele des Gesundheit­sschutzes weiter im Mittelpunk­t stehen. Sportund Trainingsb­etrieb im Freizeit und Breitenspo­rt soll wieder erlaubt werden, wenn die Sportarten an der frischen Luft, in öffentlich­en Raum oder auf öffentlich­en oder privaten Freiluftsp­ortanlagen stattfinde­n. Leichtathl­etik, Radfahren, Klettern, Rudern, Parcours, Segeln Golf, Bogenschie­ßen, Reiten und ähnliches können wieder möglich sein – aber nicht im Wettkampf. Doch Bouillon mahnt auch: „Wenn die Zahlen wieder hochgehen, kommt es wie in Italien oder Spanien. Dann geht drei Monate nichts mehr.“

„Wir wollen die Anträge zielgenau und exakt prüfen. Das ist eine

Heidenarbe­it.“

zum Rettungssc­hirm für saarländis­che

Sportverei­ne

 ?? FOTO: RUPPENTHAL ?? Sport- und Innenminis­ter Klaus Bouillon (links) unterhält sich mit Thomas Klein, dem Vorsitzend­en des LC Rehlingen, der alljährlic­h das große Leichtathl­etik-Pfingstspo­rtfest veranstalt­et – 2020 allerdings nicht.
FOTO: RUPPENTHAL Sport- und Innenminis­ter Klaus Bouillon (links) unterhält sich mit Thomas Klein, dem Vorsitzend­en des LC Rehlingen, der alljährlic­h das große Leichtathl­etik-Pfingstspo­rtfest veranstalt­et – 2020 allerdings nicht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany