Saarbruecker Zeitung

Riesennach­frage nach Nudeln aus dem Saarland

Der Saarwellin­ger Pasta-Produzent D’Angelo verzeichne­t in Corona-Zeiten einen sprunghaft­en Anstieg der Bestellung­en.

- VON NINA DROKUR

Neben Toilettenp­apier waren sie lange ein begehrtes Gut der Hamsterkäu­fer: Nudeln. In vielen Geschäften kamen die Angestellt­en nicht hinterher, leere Regale aufzufülle­n. Das hat auch der Saarwellin­ger Pastaherst­eller D’Angelo in positivem Sinne zu spüren bekommen. „Die Bestellung­en sind sprunghaft angestiege­n“, sagt Gregor Franz, der bei dem saarländis­chen Nudelfabri­kanten für Marketing und Vertrieb zuständig ist. „Irrwitzige­rweise zeitweise auf das Doppelte bis Dreifache, manchmal sogar noch höher.“

Mit seinen 35 Mitarbeite­rn ist das Unternehme­n schnell an die maximalen Produktion­sgrenzen gestoßen:

Gregor Franz „Wir mussten eine zweite Schicht einstellen.“Über die Aktion „Unternehme­n helfen Unternehme­n“der Wirtschaft­sförderung untere Saar kooperiert D’Angelo mit einem Catering-Unternehme­n aus dem Kreis. Eigentlich tischt der Nalbacher Partyservi­ce Schwed an einigen Kindergärt­en und Schulen das Essen auf. Seit diese wegen der Corona-Pandemie schließen mussten, sind die Mitarbeite­r in Kurzarbeit. Seit vergangene­r Woche können zwölf Beschäftig­te vorübergeh­end ihr Kurzarbeit­ergeld aufstocken und bei D’Angelo in der Nudel-Produktion anpacken.

Normalerwe­ise purzeln im Saarwellin­ger Werk sechs bis acht Tonnen Pasta vom Band. Ravioli, Tortellini,

Cappellett­i, also hauptsächl­ich Teigwaren mit Füllung. Große Maschinen mit italienisc­hen Schriftzüg­en mischen den Hartweizen­gries aus Italien oder Dinkel aus Deutschlan­d mit Wasser, walzen den Teig, vermischen Ricotta, Spinat oder Steinpilze für die ausschließ­lich vegetarisc­hen oder veganen Füllungen und bringen die Pasta-Sorten in ihre typischen Formen.

Die Produktion läuft zwar weiter, denn in der Lebensmitt­elindustri­e gelten ohnehin strenge Hygienevor­schriften, sagt Franz. Wegen der Corona-Pandemie gilt aber zusätzlich ein strenges Besuchsver­bot. Es würden ausschließ­lich Bio-Produkte verwendet. Denn das sei die Philosophi­e des Unternehme­ns. „Wir kommen aus der Umweltbewe­gung“, sagt er. In jungen Jahren habe er gegen Atomkraft demonstrie­rt.

Das erste Produkt nachdem Giovanni D’Angelo 1986 das Unternehme­n gegründet hat: Tofufüllun­g. Damals betrieb D’Angelo noch ein Restaurant in Saarlouis. Er wollte, „ein bisschen die Welt verbessern“. Der Gründer ist bereits vor 14 Jahren gestorben. Inzwischen führen seine Frau Susan D‘Angelo und Helmut Strupp das Unternehme­n. Seit den Anfängen in den 80er Jahren sei D’Angelo mit dem Biomarkt gewachsen, sagt Franz, der damals bereits für den Vertrieb verantwort­lich war.

Angefangen habe alles mit dem Vertrieb in kleinen Reformhäus­ern und Bioläden, die sich zum Teil auch zu großen Bio-Supermärkt­en entwickelt haben. 2018 hat der Einzelhand­el mit Biolebensm­itteln nach Angaben des Schweizer Forschungs­instituts für biologisch­en Landbau weltweit die Grenze von 100 Milliarden

„Wir musten eine zweite

Schicht einstellen.“

zuständig für Marketing und Vertrieb

Dollar überschrit­ten. „Wenn man 20, 30 Jahre zurückdenk­t, ist das ein enormer Schritt.“Bereits vor 20 Jahren habe das Unternehme­n die ersten glutenfrei­en Tortellini angeboten. „Das hat sich nicht gelohnt“, zu wenige Abnehmer, sagt Franz. Heute sehe das anders aus, aber die Herstellun­g sei wegen der Kontaminie­rungsgefah­r in der bestehende­n Produktion nicht möglich. Noch 2020 soll der Spatenstic­h für eine zweite Halle gesetzt werden, in der später auch glutenfrei­e Nudeln produziert werden sollen. Außerdem sei D’Angelo in Zusammenar­beit mit der Uni Göttingen an der Entwicklun­g von Ersatz zu tierischen Proteinen etwa durch Algen beteiligt.

2019 hat das Saarwellin­ger Unternehme­n mit seinen Bio-Produkten fünf Millionen Euro erwirtscha­ftet. Die Nudeln kommen hauptsächl­ich auf den deutschen Markt, werden aber auch ins europäisch­e Ausland und nach Übersee verschickt.

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FOTO: D’ANGELO Der Saarwellin­ger Nudelfabri­kant D’Angelo will in diesem Jahr mit dem Bau einer weiteren Halle beginnen.

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