Das beliebte Klassik-Open-Air am Losheimer Stausee findet erst nächstes Jahr wieder statt.
Joachim Arnold sagt „Klassik am See“im Juli ab, doch die Mettlacher Kammermusiktage wie auch das Merziger ZeltpalastMusical gibt er noch nicht verloren. Wie sieht sein Corona-Konzept aus
Rund 5000 Fans relaxter Klassik-Erlebnisse kommen jährlich im Sommer an den Losheimer Stausee. Und im Saarland gilt derzeit bis 31. August das Verbot von „Großveranstaltungen“mit mehr als 1000 Menschen, zudem hat die Deutsche Radiophilharmonie (DRP), der Hauptakteur beim „Klassik Open Air“, bereits vergangene Woche ihre Rest-Orchesterkonzert-Saison komplett abgesagt. Gefühlt war das Aus der Losheimer Veranstaltung, die Joachim Arnold (Musik & Theater Saar) in Kooperation mit dem Saarländischen Rundfunk organisiert, also längst da, doch am Dienstag erst wurde sie amtlich. „Wir sagen für den 4. Juli das „Independence-Day“-Programm ab und verschieben es komplett auf den 3. Juli 2021“, sagte der Musik & Theater SaarChef auf Nachfrage zur SZ.
Bis zuletzt hatte Arnold auf eine genauere Definition des Begriffs „Großveranstaltung“gehofft, auch auf bundesweit taugliche Sicherheitskonzepte für Konzerthäuser, die es erlaubt hätten, 80 Musiker auf einer Bühne zu platzieren. Doch zugleich wuchs bei ihm das „Bauchgefühl“für die „Stimmungs-Temperatur“der Menschen. „94 Prozent befürworten die Absage von Großveranstaltungen. Sie sind nicht bereit für die polarisierende Debatte, ob nicht doch noch ein bisschen was mehr ginge.“Sprich: Selbst wenn man in Losheim alles perfekt Corona-gerecht organisieren könne, würden die Menschen solche Massenveranstaltungen wohl weiterhin meiden. Deshalb schaffte Arnold an dieser Stelle Klarheit, auch mit Rücksicht auf die SR-Musiker. Zugleich behält ein Satz der Präsidentin der Salzburger Festspiele für ihn Gültigkeit: Arnold zitiert Helga Rabl-Stadler: „Es wäre ein unverzeihliches Beispiel von Selbstmitleid und Kleinmut, wenn wir jetzt sagen, wir machen gar nichts.“Das erklärt, warum der Kulturunternehmer am Dienstag nicht gleich sein gesamtes Sommer-Programm gekippt hat. Sowohl für die Mettlacher Kammermusiktage,
Joachim Arnold
die am 26. Juni starten sollen, wie auch für das Zeltoper-Musical „Jekyll & Hyde“, das zwischen 31. August und 13. September angesetzt ist, sieht Arnold immer noch Realisierungschancen. Sein Verbündeter: die Zeit. In den nächsten Wochen würden sich die Schutz-Instrumente (Tests, Corona-App) schärfen, meint Arnold, der Kulturbetrieb würde bundesweit Kultur-Ermöglichungs-Modelle auflegen, die Politik kulturelle Teilhabe auf der Prioritätenliste weiter nach oben rücken.
Und just für diesen Moment möchte Arnold gerüstet sein und hat deshalb Alternativ-Ideen entwickelt. Die Kammermusiktage könnte er aus dem kleinen Saal in der Mettlacher Abtei in sein 1200 Quadratmeter großes Merziger Zelt verlegen, die Musicalproduktion hält er auch mit verändertem, auf
Abstand zielendem Regiekonzept und mit veränderter Bestuhlung für machbar. Womöglich würden bald nicht mehr nur Abstandsregeln gelten, sondern auch Quadratmeter-Vorgaben pro Besucher verabschiedet: „Wir fordern nichts, aber wenn die Politik uns grünes Licht gibt und Rahmenbedingungen für Kulturveranstaltungen vorgibt, werden wir konkrete Konzepte zur Prüfung vorlegen. Unsere
Künstler wollen spielen.“
Derweil bleibt Arnolds Planung im Ungefähren, aber sie steht. Die Tribüne im Zeltpalast wird abgebaut, ein 1100 Quadratmeter-Zuschauer-Raum und eine 100 Quadratmeter-Bühne geschaffen, auf der nur wenige Musiker oder Sänger gleichzeitig agieren. Im Zuschauerraum wären dann die 200 Besucher, die üblicherweise zu den Einzelterminen der Kammermusiktage kommen, großzügig zu verteilen. „Wir können auch neue Eintritts- und Ausgangs-Lösungen ohne Schlangenbildung bieten und ohne Pause spielen.“Nichts ist unmöglich? Womöglich eins: die Motivation des Publikums. „Bis Sommer ist es noch lange hin, und niemand weiß, ob die Menschen dann ausgehungert sind nach Kultur oder, sollte die Infektionsrate wieder steigen, noch ängstlicher als jetzt.“Trotzdem will Arnold die Flagge hoch halten: „Wenn die Politik es erlaubt, gehe ich das Risiko ein, dass, wenn ich öffne, keiner kommt.“Er versteht das als eine Investition in die Zukunft: „Es wird eine Nach-Corona-Zeit geben und wir wollen bis dahin am Markt bleiben.“
„Es gibt noch kein Sicherheitskonzept
für Orchester.“
Veranstalter
Infos zu den Rückerstattungs-Details für das „Klassik Open Air“gibt es zeitnah auf www.musik-theater.de