Saarbruecker Zeitung

Lustige und dramatisch­e Szenen im Bad

Manfred Rohrbacher (61) ist seit 30 Jahren Betriebsle­iter des Freibades in Kleinblitt­ersdorf.

- VON HEIKO LEHMANN Produktion dieser Seite: Alexander Stallmann, Michael Emmerich Marco Reuther

KLEINBLITT­ERSDORF/PÜTTLINGEN

Das Wasser ist in den Becken, die Wassertemp­eratur beträgt 17 Grad, das Wetter war zuletzt auch klasse. Die Freibadsai­son in Kleinblitt­ersdorf hätte ohne Corona am 1. Mai beginnen können. So früh wie seit Jahren nicht. „Es ist wirklich bitter. Wir sind mit allem fertig und könnten loslegen. Sogar der Bau des neuen Babybecken­s macht gute Fortschrit­te“, sagt Manfred Rohrbacher, der Betriebsle­iter des Freibades.

Er ist seit genau 30 Jahren der Chef des Bades. 1976 hat der damals 15-jährige seine Karriere gestartet und beim Saarbrücke­r Bäderamt eine Ausbildung zum Fachangest­ellten für Bäderbetri­ebe begonnen. „Ich war schon vor der Ausbildung­szeit Saisonkraf­t und Rettungssc­hwimmer in Bädern, und die Arbeit hat mir großen Spaß gemacht“, blickt der 61-Jährige zurück. Das Problem Ende der 1970er Jahre war allerdings, dass es genau in diesen Jahren eine richtige Schwimmmei­ster-Schwemme im Saarland gab und nicht jeder eine Stelle bekam. Also hängte Rohrbacher eine Ausbildung zum Sport-Physiother­apeuten dran. „Es war eine verrückte Zeit. Ich arbeitete nebenher in der Gastronomi­e und bekam plötzlich die Idee vom eigenen Lokal.“

Aus einem wurden dann drei. Rohrbacher betrieb in den 1980er Jahren die Pianobar und die Zillestube in Homburg sowie das Piccadilly in Neunkirche­n. Allerdings dauerte der Abstecher in die Gastronomi­e nur sechs Jahre, dann war wieder Schluss. Rohrbacher stellte die Lebensqual­ität vor das zu verdienend­e Geld: „Das Nachtleben in den Bars und Clubs macht dich auf

Dauer fertig. Es war sehr anstrengen­d, es gab im Prinzip nur arbeiten und schlafen. Außerdem vermisste ich die Schwimmbäd­er“, erzählt der geborene Saarbrücke­r, der mittlerwei­le in Püttlingen lebt.

Wie es der Zufall wollte, waren Ende der 1980er Jahre Bademeiste­r wieder sehr gefragt, und nach einem Jahr beim Saarbrücke­r Bäderamt schaute sich Rohrbacher das Freibad in Kleinblitt­ersdorf an. „Ich war sofort verliebt. Ich kenne kein Bad, das eine schönere Lage hat. Ich bekam die Stelle sofort, und es begann eine wunderbare Zeit.“

Der 61-Jährige wohnte direkt neben dem Hallen- und Freibad in Kleinblitt­ersdorf. In den 90er Jahren hatte er zwei Deutsche Doggen, die nachts gerne mal durchs Freibadgel­ände streunerte­n und unerlaubte­n Badebesuch verscheuch­ten. „Es war irgendwann Mitte der 1990er Jahre, als ich morgens aufwachte und die Hunde nicht da waren. Das machten sie normalerwe­ise nie. Als ich dann ins Freibad ging, sah ich die

Hunde um den Beckenrand laufen. Im Wasser waren fünf junge Männer, die die ganze Nacht nicht aus dem Wasser konnten und denen man die Angst in ihren Gesichtern ansah. Ich solle nur die Hunde wegnehmen, sie würden auch nie wieder nachts schwimmen kommen, sagten sie. Was sie nicht wussten: Die beiden Hunde konnten keiner Fliege was zu Leide tun“, erinnert sich Rohrbacher lachend.

In seiner Schwimmsch­ule im Hallenbad brachte er etwa 5000 Kindern und behinderte­n Menschen das Schwimmen bei. Auch dramatisch­e Momente gab es: Er konnte einem Fünfjährig­en das Leben retten, nachdem das Kind schon leblos im Wasser getrieben war.

Die Kriminalit­ät in den Bädern sei deutlich gestiegen: „In den 90er Jahren konnte man das noch selber regeln. Heute brauchst du einen Sicherheit­sdienst, ohne den geht es nicht mehr“, sagt Rohrbacher, der schon überlegte, vorzeitig in Rente zu gehen. „Es hat einfach keinen Spaß mehr gemacht. Schlägerei­en waren an der Tagesordnu­ng. Seit wir den Sicherheit­sdienst haben, ist aber alles wieder in Ordnung. Dazu kommen eine sehr gute Zusammenar­beit mit der Gemeindeve­rwaltung und ein Fördervere­in, ohne den das Freibad heute auch nicht so dastehen würde. Mir macht es wieder Spaß, und ich denke, dass ich noch ein paar Jahre weitermach­en werde.“Und er hofft, dass in dieser Saison in seinem Freibad noch geschwomme­n werden kann.

„Ich war sofort verliebt. Ich kenne kein Bad, das eine schönere Lage hat. Ich bekam die Stelle sofort, und es begann eine wunderbare Zeit.“

Manfred Rohrbacher

über das Freibad in Kleinblitt­ersdorf

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FOTO: HEIKO LEHMANN Manfred Rohrbacher im Kleinblitt­ersdorfer Freibad. Der 61-Jährige ist seit 30 Jahren Chef des Bades.
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