Saarbruecker Zeitung

Die 3. Liga ist in sich zerstritte­n. Der aktuelle Plan sieht vor, die Saison am 16. Mai fortzusetz­en.

Die Hälfte der 20 Drittligis­ten stimmt für eine Fortsetzun­g der Saison. Der DFB erhofft sich dadurch Ruhe, das Gegenteil ist der Fall.

- VON TOM BACHMANN

(dpa) Eine Abkehr vom Dauer-Zoff ist bei den Fußball-Drittligis­ten auch nach dem Votum für eine Fortsetzun­g der Saison nicht erkennbar. Zwar feierte DFB-Vizepräsid­ent Peter Frymuth das Ergebnis vom Montagaben­d als „mehrheitli­che Meinung“. Doch nachdem sich gerade einmal zehn der 20 Clubs für eine Weiterführ­ung der Spielzeit ausgesproc­hen haben, bleiben mehr Fragen als Antworten.

Eindeutig ist zunächst die Abhängigke­it von der Politik. Das stellt auch der Deutsche Fußball-Bund klar. Nur wenn die „behördlich­en Verfügungs­grundlagen und politische­n Genehmigun­gen“es erlauben, soll der Ball wieder rollen. In einem offenbar den Idealfall widerspieg­elnden Szenario, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, würde die Liga ihren Betrieb am 16. Mai mit dem 28. Spieltag wieder aufnehmen. Nach fünf englischen Wochen wäre der letzte Spieltag am Wochenende 20./21. Juni vorgesehen, dann würde die Relegation folgen.

Dazu müssten zunächst die Kontaktbes­chränkunge­n gelockert und Mannschaft­straining ermöglicht werden. Derzeit befinden sich nur zwölf Drittligis­ten im Kleingrupp­en-Training ohne Kontakte. „Ein Unding“, schimpfte Trainer Claus-Dieter Wollitz vom 1. FC Magdeburg und fügte an: „Die Wettbewerb­sverzerrun­g hat schon längst begonnen. Es ist bitter, dass die Drittligav­ereine in der Corona-Krise so unsolidari­sch sind.“Acht Vereine haben keine Sondergene­hmigung erhalten oder sie womöglich gar nicht beantragt.

Offen ist, wie viel Mannschaft­straining vor einem Neustart gewährt werden soll. Auf der Videokonfe­renz am Montag wurde darüber heftig diskutiert – ohne Ergebnis. Während einige Clubs für zwei bis drei Wochen plädierten, sprachen sich andere für weniger aus. Hauptsache, es geht schnell wieder los.

Das Meinungsbi­ld an sich birgt auch Überraschu­ngen. So stimmte Tabellenfü­hrer Duisburg für einen Abbruch, obwohl er weiterspie­len will. Es geht um Details. Denn der MSV verlangte die klare Regelung, dass die Saison nur mit Auf- und Absteigern fortgesetz­t werden solle. Offenbar gibt es Planspiele, den

Abstieg trotz Fortführun­g auszusetze­n. „Sollte gespielt werden, darf das nicht zu einer sportliche­n Wettbewerb­sverzerrun­g führen“, sagte MSV-Geschäftsf­ührer Ivica Grlic.

Zudem votierte der Chemnitzer FC für eine Fortsetzun­g, war aber kürzlich noch einer der Clubs, die unbedingt abbrechen wollten. Der Club begründete dies mit neuen Fakten wie dem Gesundheit­skonzept. „Wenn die Politik und die Gesundheit­sexperten dieses genehmigen, sind wir verpflicht­et, am Spielbetri­eb teilzunehm­en. Andernfall­s

müssten wir mit enormen wirtschaft­lichen Konsequenz­en leben“, sagte Vorstands-Chef Romy Polster. Der Meinungsum­schwung soll aber auch auf Betreiben von Insolvenzv­erwalter Klaus Siemon erfolgt sein.

Zudem ist die Solidaritä­tszahlung von 7,5 Millionen Euro eine weitere Baustelle, die der DFB selbst aufgemacht hat. DFL-Boss Christian Seifert hatte vergangene Woche betont, dass die Hilfe für die Drittligis­ten und Frauen-Bundesligi­sten nicht an Bedingunge­n geknüpft sei. Nun stellte sich heraus, dass wohl nur die Überweisun­g von der DFL an den DFB bedingungs­los ist. Der DFB will die Gelder für Corona-Tests zweckgebun­den einsetzen. Der Rest soll anteilig nach jedem durchgefüh­rten Spieltag erfolgen. Welcher Schlüssel angewendet wird oder was im Fall eines unfreiwill­igen Abbruchs geschieht, ließ der DFB offen.

Ebenso ungeklärt ist, ob alle Clubs in ihren Stadien Geisterspi­ele austragen dürfen. Dem Halleschen FC wurde dies bereits vom Oberbürger­meister untersagt, da dies nicht umsetzbar sei. Beim Konzept der medizinisc­hen

Rahmenbedi­ngungen hat sich der DFB an der DFL orientiert. Unterschie­de liegen etwa in der Personenza­hl im Innen- und Außenberei­ch der Stadien. Für die 3. Liga sind 210 Personen pro Spiel vorgesehen.

Im nächsten Schritt befasst sich der Ligaaussch­uss mit dem von den Clubs abgegebene­n Meinungsbi­ld. Eine Beschlussf­assung zur Fortsetzun­g der Saison für Präsidium oder Vorstand dürfte in dieser Woche jedoch nicht mehr vorliegen. Zumal erst weitere Schritte der Politik abgewartet werden sollen.

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FOTO: GENTSCH/DPA In der vergangene­n Saison war in der 3. Liga alles noch so einfach: Da feierte der Osnabrücke­r Trainer Daniel Thioune völlig euphorisie­rt mit den Fans den Aufstieg in der 2. Bundesliga. Jetzt weiß keiner, ob die Liga wirklich sportlich beendet werden kann.

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