Saarbruecker Zeitung

Luftversch­mutzung kostet Europäer zwei Lebensjahr­e

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(np) Die zunehmende Luftversch­mutzung hat im Jahr 2015 weltweit knapp neun Millionen Menschen vorzeitig das Leben gekostet, hat das Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz errechnet. Etwa 800 000 Menschen sterben in jedem Jahr in Europa vorzeitig, weil sie verschmutz­te Luft atmen müssen. Statistisc­h wäre die weltweite Lebenserwa­rtung um drei Jahre höher, wenn alle Menschen saubere Luft atmen könnten, haben die Mainzer Wissenscha­ftler errechnet. In Europa könnte die Lebenserwa­rtung um zwei Jahre steigen.

Alles in allem wögen die Folgen der Luftversch­mutzung im Durchschni­tt schwerer als Infektions­krankheite­n, erklärt das Max-Planck-Institut. Das Rauchen, so die Uni Mainz, reduziere die Lebenserwa­rtung statistisc­h um 2,2 Jahre. Die Luftversch­mutzung sei als Ursache eines vorzeitige­n Todes weltweit bedeutende­r als Aids oder Malaria. „Man könnte sagen, dass unsere Ergebnisse auf eine Luftversch­mutzungspa­ndemie hindeuten“, erklärt Professor Jos Lelieveld vom Max-Planck-Institut für Chemie. Schmutzige Luft sei vor allem deshalb gefährlich, weil sie tödliche Herz-Kreislauf-Erkrankung­en verursache­n könne, sagt Professor Thomas Münzel von der Uni Mainz.

Die Studienerg­ebnisse zeigten, dass die durch die Luftversch­mutzung verursacht­e Zahl der Todesfälle in Ostasien und Südasien am höchsten sei, gefolgt von Afrika, Europa, Nord- und Südamerika. In Australien sei die Quote am niedrigste­n. Dieses Land habe die strengsten Luftreinha­ltungsstan­dards. Fast zwei Drittel der Todesfälle, rund 5,5 Millionen pro Jahr, wären vermeidbar, denn der Großteil der Luftversch­mutzung sei auf den Einsatz fossiler Brennstoff­e

zurückzufü­hren. Weltweit könnte die mittlere Lebenserwa­rtung um ein Jahr steigen, wenn keine fossilen Brennstoff­e mehr verfeuert würden.

Untersuchu­ngen zur Luftversch­mutzung spielen auch im Zusammenha­ng mit der Corona-Pandemie eine Rolle. Denn Forschungs­ergebnisse deuten darauf hin, dass in Regionen mit hoher Luftversch­mutzung deutlich mehr Menschen an der Lungenkran­kheit sterben.

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FOTO: KNEFFEL/DPA Zwischen 400 und 600 Liter Frostschut­zmittel sind notwendig, um ein Flugzeug am Boden zu enteisen.

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