Saarbruecker Zeitung

Reisen nicht ohne Risiken und Nebenwirku­ngen

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Die Ansage von Außenminis­ter Heiko Maas ist eindeutig: Noch einmal wird die Bundesregi­erung nicht hunderttau­sende Urlauber per Luftbrücke nach Hause holen, weil sie wegen Corona an ihren Ferienorte­n festsitzen. Warum auch? Inzwischen muss jeder wissen: Solange das Virus grassiert, solange das öffentlich­e Leben überall weitgehend ruht, sind Auslandsre­isen riskant, wenn sie denn überhaupt möglich sind. Wer die Gefahr auf sich nimmt, macht dies in Kenntnis aller Risiken und Nebenwirku­ngen. Auf die erneute Hilfe der Solidargem­einschaft darf man dann nicht bauen.

Die Reisewarnu­ng ist kein Reiseverbo­t. Aber sie soll wie eines empfunden werden. Das erhofft sich die Regierung. Die Verlängeru­ng bis Mitte Juni bedeutet: Man bekommt für eine Buchung in dem Zeitraum nun einfacher sein Geld zurück. Doch was ist danach? Die Sommerferi­en beginnen in einigen Bundesländ­ern zum Teil schon Ende Juni. Mit der jüngsten Entscheidu­ng der Regierung zeichnet sich ab, dass auch dann noch Balkonien statt Balearen, Garten statt Griechenla­nd angesagt sein dürften. Dazu trägt bei, dass es ja die unterschie­dlichsten Signale gibt, wie einzelne Länder mit dem Tourismus verfahren wollen. Eine gemeinsame europäisch­e Strategie für den Sektor fehlt bislang auch hier. Nur eines ist daher sicher: In diesem Jahr wird alles anders. Kreativitä­t dürfte bei der Urlaubsges­taltung besonders gefragt sein.

„Deutschlan­d ist schön“, heißt es in einem Werbesloga­n. Stimmt. Aber auch das hat eben Haken.

Der Tourismus hierzuland­e liegt durch die Einschränk­ungen genauso am Boden wie die Gastronomi­e, die Kultur, das wirtschaft­liche Leben insgesamt. Die Branche kann gewiss jede Hilfe durch jeden Gast gebrauchen. Doch von jetzt auf gleich wird nichts wieder hochgefahr­en werden. Und wenn, stellen sich ganz praktische Fragen – wie sollen die vielen Urlaubswil­ligen beherbergt werden? Das stößt an Kapazitäts­grenzen, zumal die Anti-Corona-Regeln im Hygieneber­eich und beim Infektions­schutz Bestand haben werden. Teurer wird der Urlaub in heimischen Gefilden allemal, was vor allem weniger zahlungskr­äftige Familien zu spüren bekommen.

Selbstvers­tändlich muss am

Ende der Gesundheit­sschutz der Reisenden Vorrang haben. Aber die Menschen haben sich die schönste Zeit des Jahres wahrlich verdient nach alldem, was sie in der Corona-Krise geleistet und durchgesta­nden haben. Urlaub ist keine Nebensache. Insofern ist die Politik gefordert. Einige Bundesländ­er haben bereits Konzepte erarbeitet, wie die Tourismusw­irtschaft wieder auf die Beine kommen kann. Es sind stufenweis­e Szenarien, die auf Umsetzung warten. Erst touristisc­he Outdoor-Angebote wie Freizeitpa­rks und Klettergär­ten. Dann Ferienwohn­ungen sowie Hotels. Irgendwann soll dann der Übernachtu­ngstourism­us ohne Restriktio­nen wieder möglich sein. Das klingt machbar, ist aber kein großer Wurf. Grünes Licht dafür müssen nun die Kanzlerin und die Ministerpr­äsidenten geben. Auf weitere Lockerunge­n hofft ja ganz Deutschlan­d. Ob Urlauber oder nicht.

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