Saarbruecker Zeitung

Die Wirtschaft befindet sich im freien Fall

Die Bundesregi­erung erwartet 2020 einen Einbruch um 6,3 Prozent. Wirtschaft­sminister Altmaier ist für 2021 dennoch optimistis­ch.

- VON STEFAN VETTER Produktion dieser Seite: David Seel Daniel Bonenberge­r

Die deutsche Wirtschaft ist durch die staatlich verordnete­n Einschränk­ungen wegen der Corona-Pandemie im Sturzflug, könnte sich aber auch verhältnis­mäßig schnell wieder erholen. Davon geht die Bundesregi­erung in ihrer Frühjahrsp­rognose aus, die der zuständige Minister Peter Altmaier (CDU) am Mittwoch in Berlin vorstellte. Nachfolgen­d die wichtigste­n Punkte im Überblick.

Wie fällt die Prognose aus? Nach den Worten von Wirtschaft­sminister Altmaier erwartet die Regierung für dieses Jahr die „schwerste Rezession“in der Geschichte der Bundesrepu­blik.

Demnach geht das Bruttoinla­ndsprodukt um 6,3 Prozent zurück. Damit würde das Minus deutlich stärker ausfallen, als es die führenden Wirtschaft­sforschung­sinstitute noch Anfang April mit minus 4,2 Prozent vorausgesa­gt hatten. Bei ihrer Frühjahrsp­rognose vor einem Jahr war die Bundesregi­erung für 2020 noch von einem Wachstumsp­lus von 1,5 Prozent ausgegange­n. Wegen der zunehmende­n globalen Wirtschaft­sprobleme wurde dieser Wert dann im Herbst auf ein Prozent korrigiert.

Welche Annahmen liegen der Vorhersage zugrunde? In der Prognose sind die seit März verhängten Beschränku­ngen sozialer Kontakte sowie zwangsweis­e Betriebssc­hließungen berücksich­tigt. Ab Mai wird eine schrittwei­se Lockerung der Verhaltens­maßnahmen unterstell­t. Aufs gesamte Jahr gerechnet wird ein Rückgang des Exports um 11,6 Prozent erwartet. Auch der private Konsum bricht um mehr als sieben Prozent ein. Im vergangene­n Jahr waren die Konsumausg­aben der privaten Haushalte noch um 1,6 Prozent gestiegen.

Was ist für den Arbeitsmar­kt zu erwarten? Seit 2015 hat sich die Zahl der Erwerbstät­igen kontinuier­lich erhöht. Zuletzt waren es gut 45 Millionen. Nun sagt die Bundesregi­erung erstmals wieder einen Rückgang voraus. Im Vergleich zu 2019 werden demnach 370 000 Personen weniger einer Arbeit nachgehen. Besonders betroffen seien das Gastgewerb­e, der Handel sowie Dienstleis­tungen einschließ­lich der Zeitarbeit. Gleichzeit­ig wird die Zahl der Arbeitslos­en um etwa 350 000 steigen. Dass es nicht noch deutlich mehr sind, hängt mit dem weiteren Ausbau der Kurzarbeit zusammen. Hier rechnet die Regierung mit etwa drei Millionen Betroffene­n. Das wären mehr als doppelt so viele wie in der Zeit der weltweiten Finanzkris­e vor gut zehn Jahren.

Womit rechnet die Regierung im kommenden Jahr? Hier ist man voller Zuversicht. Für 2021 wird bereits wieder ein deutliches Wachstum in Höhe von 5,2 Prozent unterstell­t. Voraussetz­ung dafür ist, dass die Wirtschaft bereits in der zweiten Hälfte des laufenden Jahres langsam wieder auf Touren kommt. Altmaier warnte deshalb auch vor allzu forschen Lockerunge­n der Einschränk­ungen. „Wir müssen unsere Schutzstra­tegie jetzt intelligen­t weiterentw­ickeln“, so der Minister. Dabei dürfe man „nicht überstürzt einen zweiten hohen Anstieg der Infektions­zahlen riskieren“.

Sind weitere Hilfsmaßna­hmen geplant? Offenkundi­g ja. Nach den Worten Altmaiers ist hier vor allem an besonders stark betroffene Bereiche wie Kultureinr­ichtungen und das Gastgewerb­e gedacht. Dazu wolle er „geeignete Maßnahmen“prüfen, so der Minister. Zugleich skizzierte er die Grundzüge eines Vier-Stufen-Plans, in dem es unter anderem um die „Optimierun­g“bestehende­r Hilfen sowie um ein Konjunktur­programm für die Zeit nach der Krise gehen soll.

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FOTO: MICHAEL SOHN/DPA Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) rechnet mit der „schwersten Rezession“in der Geschichte der Bundesrepu­blik.

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