Bosch-Homburg plant auch im Mai Kurzarbeit
Konzernchef Volkmar Denner fordert den Einstieg in die Wasserstoff-Wirtschaft. Das bringt auch Chancen für den Saar-Standort.
Nach dem Wiederanlaufen der Produktion in Werken der Autohersteller setzt auch Zulieferer Bosch jetzt auf das Hochfahren seiner eigenen Standorte. Volkmar Denner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH, kündigte am Mittwoch in der Bilanz-Pressekonferenz an: „Unser Ziel ist ein synchronisierter Hochlauf der Fertigung und die Sicherung der Lieferketten insbesondere in der Automobilproduktion.“Die Corona-Krise lasse aber nur „ein Fahren auf Sicht“zu. Entschieden werde jeweils kurzfristig. Vorrang habe die Gesundheit aller Mitarbeiter. Vom Produktionsstopp waren weltweit fast 100 Standorte betroffen, derzeit sind es 63 Werke. Über die Hälfte der Bosch-Mitarbeiter in Deutschland haben wegen Corona Arbeitszeit reduziert.
Auch am Homburger Standort mit seinen insgesamt 4450 Mitarbeitern laufen die Vorbereitungen zur Wiederaufnahme der Produktion. Seit 1. April sind die meisten Beschäftigten in Kurzarbeit. Wegen erster positiver Signale vom chinesischen Markt im Nutzfahrzeuge-Geschäft wurde in bestimmten Bereichen jedoch durchgearbeitet. Die Kurzarbeit
gehe voraussichtlich auch im Mai weiter, allerdings „auf einem etwas geringeren Niveau als noch im April“, betont Tim Stegentritt, Pressesprecher von Bosch-Homburg. Man rechne im Mai mit einem Wiederanlauf der Produktion von Diesel-Injektoren für Pkw. Noch könne wegen Corona keiner sagen, wann in Homburg wieder normal gearbeitet wird. „Wir schauen von Woche zu Woche und planen so auch unseren Arbeitseinsatz“, sagt Stegentritt.
Unabhängig von der Corona-Krise setzte Bosch-Chef Denner in der Bilanz-Pressekonferenz Zeichen, die den Standort Homburg langfristig stärken könnten. So forderte Denner von der Bundesregierung den Einstieg in die Wasserstoff-Wirtschaft, verbunden mit einer Technologie-Offensive. Die Forschung und Entwicklung in diesem Bereich müsse jetzt massiv unterstützt werden. Die Förderung der Elektromobilität reiche alleine nicht aus, um Umweltverträglichkeit und das Einhalten von Klimazielen zu schaffen. Nur eine konsequente Förderung der Wasserstoff-Technologie könne gewährleisten, dass Europa bis 2050 klimaneutral wird. „Die heutigen Wasserstoff-Anwendungen müssen raus aus den Reallaboren und rein in die Realwirtschaft.“Bosch wolle sich auf diesem Wachstumsmarkt erfolgreich positionieren. „Bereits 2030 könnte jedes achte neu zugelassene schwere Nutzfahrzeug mit einer Brennstoffzelle ausgestattet sein“, prognostiziert Denner.
Homburg trägt im Konzern als Leitwerk weltweit die Hauptverantwortung
zur Herstellung dreier Komponenten, die man für Brennstoffzellen benötigt. Der Aufbau der Musterfertigung zur Herstellung mobiler Brennstoffzellen ist abgeschlossen. Mit dem Konzept könne man künftig Wasserstoff-Fahrzeuge antreiben. Jetzt müsse man die Komponenten zur Serienfertigung bringen. Homburg entwickle auch die einzelnen Produktionsschritte, die zur Serienreife nötig sind. Zugleich macht man sich in Homburg Hoffnungen, auch den Auftrag zur Serienfertigung zu erhalten. Mit ersten Musterlieferungen
aus Homburg an Kunden rechnet Bosch schon 2021.
Allerdings ist eine als Voraussetzung für weitere Investitionen und neue Produkte in Homburg ausstehende Grundsatzvereinbarung mit dem Betriebsrat zur künftigen Sicherung des Standortes immer noch nicht unter Dach und Fach. Es gehe noch um Details, hieß es am Mittwoch. Die Unternehmensführung fordert unter anderem von den Beschäftigten die Zustimmung zu einer Arbeitszeit-Reduzierung. Nur so könne man künftig im Markt bestehen. Im Gegenzug werde auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet.
Bosch-Chef Denner begründet solche Forderungen auch damit, dass 2020 die weltweite Pkw-Produktion um 20 Prozent sinkt. Schon vor Corona rechnete Bosch bestenfalls mit einer Stagnation in der Autoproduktion bis 2025. Bosch werde alles tun, um 2020 nicht in rote Zahlen zu geraten. 2019 wurde ein Umsatz von 77,7 Milliarden Euro erzielt, knapp unter dem Vorjahreswert. Der operative Gewinn erreichte 3,3 Milliarden Euro. 2018 waren es noch 5,5 Milliarden.