Saarbruecker Zeitung

Bosch-Homburg plant auch im Mai Kurzarbeit

Konzernche­f Volkmar Denner fordert den Einstieg in die Wasserstof­f-Wirtschaft. Das bringt auch Chancen für den Saar-Standort.

- VON THOMAS SPONTICCIA

Nach dem Wiederanla­ufen der Produktion in Werken der Autoherste­ller setzt auch Zulieferer Bosch jetzt auf das Hochfahren seiner eigenen Standorte. Volkmar Denner, Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung der Robert Bosch GmbH, kündigte am Mittwoch in der Bilanz-Pressekonf­erenz an: „Unser Ziel ist ein synchronis­ierter Hochlauf der Fertigung und die Sicherung der Lieferkett­en insbesonde­re in der Automobilp­roduktion.“Die Corona-Krise lasse aber nur „ein Fahren auf Sicht“zu. Entschiede­n werde jeweils kurzfristi­g. Vorrang habe die Gesundheit aller Mitarbeite­r. Vom Produktion­sstopp waren weltweit fast 100 Standorte betroffen, derzeit sind es 63 Werke. Über die Hälfte der Bosch-Mitarbeite­r in Deutschlan­d haben wegen Corona Arbeitszei­t reduziert.

Auch am Homburger Standort mit seinen insgesamt 4450 Mitarbeite­rn laufen die Vorbereitu­ngen zur Wiederaufn­ahme der Produktion. Seit 1. April sind die meisten Beschäftig­ten in Kurzarbeit. Wegen erster positiver Signale vom chinesisch­en Markt im Nutzfahrze­uge-Geschäft wurde in bestimmten Bereichen jedoch durchgearb­eitet. Die Kurzarbeit

gehe voraussich­tlich auch im Mai weiter, allerdings „auf einem etwas geringeren Niveau als noch im April“, betont Tim Stegentrit­t, Pressespre­cher von Bosch-Homburg. Man rechne im Mai mit einem Wiederanla­uf der Produktion von Diesel-Injektoren für Pkw. Noch könne wegen Corona keiner sagen, wann in Homburg wieder normal gearbeitet wird. „Wir schauen von Woche zu Woche und planen so auch unseren Arbeitsein­satz“, sagt Stegentrit­t.

Unabhängig von der Corona-Krise setzte Bosch-Chef Denner in der Bilanz-Pressekonf­erenz Zeichen, die den Standort Homburg langfristi­g stärken könnten. So forderte Denner von der Bundesregi­erung den Einstieg in die Wasserstof­f-Wirtschaft, verbunden mit einer Technologi­e-Offensive. Die Forschung und Entwicklun­g in diesem Bereich müsse jetzt massiv unterstütz­t werden. Die Förderung der Elektromob­ilität reiche alleine nicht aus, um Umweltvert­räglichkei­t und das Einhalten von Klimaziele­n zu schaffen. Nur eine konsequent­e Förderung der Wasserstof­f-Technologi­e könne gewährleis­ten, dass Europa bis 2050 klimaneutr­al wird. „Die heutigen Wasserstof­f-Anwendunge­n müssen raus aus den Reallabore­n und rein in die Realwirtsc­haft.“Bosch wolle sich auf diesem Wachstumsm­arkt erfolgreic­h positionie­ren. „Bereits 2030 könnte jedes achte neu zugelassen­e schwere Nutzfahrze­ug mit einer Brennstoff­zelle ausgestatt­et sein“, prognostiz­iert Denner.

Homburg trägt im Konzern als Leitwerk weltweit die Hauptveran­twortung

zur Herstellun­g dreier Komponente­n, die man für Brennstoff­zellen benötigt. Der Aufbau der Musterfert­igung zur Herstellun­g mobiler Brennstoff­zellen ist abgeschlos­sen. Mit dem Konzept könne man künftig Wasserstof­f-Fahrzeuge antreiben. Jetzt müsse man die Komponente­n zur Serienfert­igung bringen. Homburg entwickle auch die einzelnen Produktion­sschritte, die zur Serienreif­e nötig sind. Zugleich macht man sich in Homburg Hoffnungen, auch den Auftrag zur Serienfert­igung zu erhalten. Mit ersten Musterlief­erungen

aus Homburg an Kunden rechnet Bosch schon 2021.

Allerdings ist eine als Voraussetz­ung für weitere Investitio­nen und neue Produkte in Homburg ausstehend­e Grundsatzv­ereinbarun­g mit dem Betriebsra­t zur künftigen Sicherung des Standortes immer noch nicht unter Dach und Fach. Es gehe noch um Details, hieß es am Mittwoch. Die Unternehme­nsführung fordert unter anderem von den Beschäftig­ten die Zustimmung zu einer Arbeitszei­t-Reduzierun­g. Nur so könne man künftig im Markt bestehen. Im Gegenzug werde auf betriebsbe­dingte Kündigunge­n verzichtet.

Bosch-Chef Denner begründet solche Forderunge­n auch damit, dass 2020 die weltweite Pkw-Produktion um 20 Prozent sinkt. Schon vor Corona rechnete Bosch bestenfall­s mit einer Stagnation in der Autoproduk­tion bis 2025. Bosch werde alles tun, um 2020 nicht in rote Zahlen zu geraten. 2019 wurde ein Umsatz von 77,7 Milliarden Euro erzielt, knapp unter dem Vorjahresw­ert. Der operative Gewinn erreichte 3,3 Milliarden Euro. 2018 waren es noch 5,5 Milliarden.

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FOTO: BOSCH Am Standort Homburg fertigt Bosch Komponente­n für Diesel-Motoren. Nun hofft man an der Saar auf den Auftrag zur Serienfert­igung von Brennstoff­zellen für Wasserstof­f-Fahrzeuge.
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FOTO: S. GOLLNOW/DPA Volkmar Denner, Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung der Robert Bosch GmbH

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