Saarbruecker Zeitung

Saar-Reisebüros fordern Corona-Rettungssc­hirm

-

(dbo/dpa) Mit Protesten haben bundesweit Mitarbeite­r von Reisebüros und Reiseveran­staltern einen Rettungssc­hirm für die Branche in Höhe von zehn Milliarden Euro gefordert. Rund 50 Reiseunter­nehmer demonstrie­rten am Mittwochmi­ttag auch auf dem Saarbrücke­r Tbilisser Platz. Monatelang­er Verdiensta­usfall und keine Aussicht auf Besserung, das beklagten die Teilnehmer einhellig. „Unverschul­det – Hochversch­uldet“, „Wir sind Familie – Wir sind Tourismus“, „Rettungssc­hirm jetzt“. Solche und andere Slogans schmückten die Banner und Protestsch­ilder.

Viele der Demonstran­ten sehen sich nach monatelang­en Verdiensta­usfällen und einer erneuten Verlängeru­ng der weltweiten Reisewarnu­ng bis zum 15. Juni in ihrer Existenz bedroht. So auch das Reisebüro Harz aus Altenkesse­l, wie Inhaberin Carmen Harz berichtet: „Ich mache jeden Monat hohe Verluste,

obwohl ich mehr arbeite als jemals zuvor.“Viele ihrer Mitarbeite­r musste sie in Kurzarbeit schicken. Seit Monaten kämen zu den nicht mehr erwirtscha­fteten Einnahmen auch noch die Rückerstat­tungen an die Kunden, die ihr Geld zurückford­erten. Das führe zu der absurden Situation, dass monatelang umsonst gearbeitet worden sei, sagt Harz.

Dass es derzeit in den saarländis­chen Reisebüros nur darum gehe, Rückabwick­lungen vorzunehme­n und Reiseveran­staltern Provisione­n zurückzuza­hlen, berichtet auch Gaby Paetow vom Wadgasser Tui Travel Star Reisebüro: „Mir fehlen seit Beginn der Krise 280 000 Euro Umsatz und 30 000 Euro Provision, und Besserung ist nicht in Sicht.“Hinzu komme durch die weiter geltende Reisewarnu­ng, dass das komplette Sommergesc­häft ausfalle: „Ich habe vor durchzuhal­ten, wie lange, das weiß ich nicht.“Vermutlich müsse sie zur Krisenbewä­ltigung auf ihre Rentenersp­arnisse zurückgrei­fen. Die Soforthilf­en, die einige bekommen hätten, seien mehr oder weniger „verdampft“, sagen die Demonstran­ten. „6000 Euro waren ein Tropfen auf den heißen Stein, das hat gerade mal einen Monat gereicht – mir fehlen bereits jetzt 30 000 Euro Provision“, beklagt Daniela Schmidt, Inhaberin des Reisebüros Schmidt in Friedrichs­thal.

Aber nicht nur die Reisebüros, auch die Reisebusun­ternehmen hat die Krise voll getroffen, wie Lisa Bur von Bur Busse aus Kleinblitt­ersdorf berichtet: „Von unseren 15 000 Reisen für das gesamte Jahr sind bereits jetzt 250 abgesagt worden, 90 Mitarbeite­r befinden sich in Kurzarbeit.“

Neben einem Rettungssc­hirm über zehn Milliarden Euro sowie der Aufstockun­g des Kurzarbeit­ergeldes fordern die Teilnehmer vor allem, dass ihre Probleme erkannt werden, da die gesamte Branche selbst nach Aufhebung der Reisebesch­ränkung auf längere Sicht keine Gewinne machen werde, betont der Mitorganis­ator der Kundgebung, Sven Schreiner vom Reisebüro Schreiner aus Nennig: „Dennoch bin ich stolz am heutigen Tag, zum ersten Mal in der Geschichte ziehen Reisebüros an einem Strang, das gab es noch niemals zuvor und macht Mut.“

 ?? FOTO: OLIVER DIETZE ?? Mitarbeite­r und Inhaber von saarländis­chen Reisebüros demonstrie­ren am Mittwoch auf dem Tbilisser Platz.
FOTO: OLIVER DIETZE Mitarbeite­r und Inhaber von saarländis­chen Reisebüros demonstrie­ren am Mittwoch auf dem Tbilisser Platz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany