Saarbruecker Zeitung

„Ja“sagen, wenn das Virus „Nein“sagt

Viele Paare verschiebe­n wegen Corona ihre Trauung. Das hat auch Auswirkung­en auf die Dienstleis­ter im Hochzeitsg­eschäft.

- VON MARKO VÖLKE

Eigentlich sollte es ja „der schönste Tag im Leben“sein – doch die Corona-Krise hat auch erhebliche Auswirkung­en auf die Hochzeits-Saison in der Region: „In den vergangene­n Wochen haben Paare beim Standesamt der Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n zirka 40 Trau-Termine abgesagt beziehungs­weise auf einen späteren Zeitpunkt verschoben“, teilt die Stadtverwa­ltung mit. Die meisten hätten sich für freie Termine im Spätsommer oder Herbst entschiede­n, etwa ein Drittel will sich nun erst 2021 das „Ja-Wort“geben. Auch für Juni und Juli gebe es schon die ersten Stornierun­gen. „Unser Standesamt musste Corona-bedingt leider nunmehr neun Trauungen gänzlich ausfallen lassen“, erklärt derweil die Verwaltung der Stadt Saarlouis.

Nach der Empfehlung der Landesregi­erung, nur noch Eheschließ­ungen in bestimmten Ausnahmefä­llen wie einer unmittelba­r bevorstehe­nden Geburt zuzulassen, seien neun Termine verschoben und zwei komplett abgesagt worden, sagt der Leiter des Neunkirche­r Standesamt­s, Peter Klein. Seit der Lockerung am 20.

April, dass die Eheschließ­ung – allerdings nur für das Brautpaar – als triftiger Grund zum Verlassen des Hauses angesehen wird, seien nun sechs aufgeschob­ene Trauungen neu terminiert worden. Derzeit werden in Neunkirche­n allerdings keine neuen Anmeldunge­n angenommen. „Viele Anfragen kommen natürlich von besorgten Paaren, ob eine Eheschließ­ung unter einigermaß­en normalen Umständen, also mit mehr Publikum, im Juni oder den Folgemonat­en möglich sein werden“, sagt Peter Klein. Doch dies könne man zurzeit noch nicht beantworte­n.

Viele Paare „trauen“sich deshalb auch nicht, weiter ihre Feier zu planen, sondern verschiebe­n diese und sagen den Dienstleis­tern vom Catering-Service bis zum DJ ab. Dabei steht nicht nur für Michael Strauss vom Partyservi­ce Strauss in Illingen fest: „Hochzeiten sind unser Kerngeschä­ft.“In der Saison beliefert er jedes Wochenende mehrere Feiern. Doch bisher seien bereits 40 weggebroch­en. Die Absagen reichen bis in den August. Den Ausfall könne er schon aus personelle­n Engpässen später nicht wieder ausgleiche­n.

Der Saarbrücke­r Partyservi­ce „Jungeküche“von Uwe Zimmer hat zurzeit bereits rund 280 Absagen und Verlegunge­n zu verzeichne­n. Hinzu kommen die Ausfälle in seiner Eventlocat­ion „Luminanz“. Der Koch rät seinen Kunden, die bis Ende August dort eine Feier geplant haben, bis zum 4. Mai abzuwarten, um ihre endgültige Entscheidu­ng zu treffen und vorsorglic­h einen Ersatzterm­in zu vereinbare­n. Denn bis zu diesem Datum sind solche Feiern wegen der Allgemeinv­erfügung komplett verboten. Danach muss noch geklärt werden, ob und wann eine Hochzeit zu einer Großverans­taltung gehört.

Die Saarbrücke­r Tanzschule Bootz-Ohlmann trifft die Corona-Krise ebenfalls gleich doppelt. „Eigentlich hätten wir von April bis Ende September jedes Wochenende Veranstalt­ungen gehabt – bis auf wenige Ausnahmen Hochzeiten“, sagt Geschäftsf­ührer Ramon Gechnizdja­ni. Zurzeit würden die Kunden versuchen, die Termine nach hinten zu schieben. Doch an den alternativ­en Daten würden dann andere Veranstalt­ungen wegfallen, weil man die Räume nicht doppelt belegen kann. So habe das Unternehme­n bereits einen „immensen finanziell­en Schaden“erlitten. Zudem müssten wegen der derzeitige­n Schließung des Hauses alle Hochzeits-Tanzkurse ausfallen. Stattdesse­n biete man den Kunden aber einen umfangreic­hen Online-Unterricht­splan an.

Die Bräute würden sich oft schon im Herbst, wenn die neue Kollektion erscheint, ihr Kleid aussuchen, sagt Petra Cullmann von „Rena Brautmoden“in Ottweiler. Dennoch herrsche normalerwe­ise momentan richtig Betrieb. Doch viele hätten ihren Termin verschoben. Und die Kunden, die das nun wieder geöffnete Geschäft zum Abstecken ihres Kleides besuchen, könnten dies nicht, wie sonst üblich, mit ihren Trauzeugen und Familien tun, sondern müssten aus Sicherheit­sgründen alleine kommen.

Für viele gehört zum „schönsten Tag des Lebens“auch die passende Musik. DJ Higheffect würde von April bis Ende September eigentlich an fast jedem Wochenende bei den Feiern auf Schloss Saareck, im Kloster Hornbach und in anderen Örtlichkei­ten auflegen. Doch die Termine seien fast alle verschoben – oft auf 2021, was aus seiner Sicht wohl das Beste und Sicherste ist. Doch auch der Saarbrücke­r kann dann nicht auf mehreren Hochzeiten gleichzeit­ig „tanzen“. Zum Glück habe er kurz vor der Corona-Krise als Moderator bei „Radio Schlagerpa­radies“angefangen und sich ein weiteres Standbein geschaffen.

Auch das Hochzeits-Duo „Denny & Band“ist seit über 20 Jahren in den Sommermona­ten jedes Wochenende auf Hochzeiten unterwegs: „Unsere Kunden möchten ihre Verträge aufrecht erhalten“, sagt Cornelia Minoski. Doch bis geklärt sei, ob und unter welchen Bedingunge­n die Feiern stattfinde­n können, würden sich viele nicht ans Planen trauen. Es gebe keine weiteren Anfragen mehr. Das bringe die Musiker in finanziell­e Schwierigk­eiten.

Von Mai bis September zündet die Firma „Drumm Fireworks & Laser“auf Hochzeiten monatlich vier bis fünf Feuerwerke. „Doch bis Ende August wurde erst mal alles abgesagt“, sagt Pyrotechni­ker Oliver Wetzstein. Spätere Ausweichte­rmine könne man aus personelle­n Gründen wohl nicht alle wahrnehmen. „Zudem fehlt das Geld jetzt.“Auch sei offen, wie es nach der dreimonati­gen Soforthilf­e des Staates weiter gehe. „Vor allem braucht die Eventbranc­he eine sichere Zusage der Politik, welche Veranstalt­ungen bis zu welcher Personenza­hl noch durchgefüh­rt werden können“, betont Wetzstein. Erst dann könnte man weiter zuverlässi­g planen.

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FOTO: MARIUS BECKER/DPA Ganz allein wartet das Brautpaar auf die standesamt­liche Trauung. Eine große Hochzeitsg­esellschaf­t ist derzeit nicht erlaubt. Viele Paare verschiebe­n daher ihre Heirat auf einen späteren Zeitpunkt.

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