„Ja“sagen, wenn das Virus „Nein“sagt
Viele Paare verschieben wegen Corona ihre Trauung. Das hat auch Auswirkungen auf die Dienstleister im Hochzeitsgeschäft.
Eigentlich sollte es ja „der schönste Tag im Leben“sein – doch die Corona-Krise hat auch erhebliche Auswirkungen auf die Hochzeits-Saison in der Region: „In den vergangenen Wochen haben Paare beim Standesamt der Landeshauptstadt Saarbrücken zirka 40 Trau-Termine abgesagt beziehungsweise auf einen späteren Zeitpunkt verschoben“, teilt die Stadtverwaltung mit. Die meisten hätten sich für freie Termine im Spätsommer oder Herbst entschieden, etwa ein Drittel will sich nun erst 2021 das „Ja-Wort“geben. Auch für Juni und Juli gebe es schon die ersten Stornierungen. „Unser Standesamt musste Corona-bedingt leider nunmehr neun Trauungen gänzlich ausfallen lassen“, erklärt derweil die Verwaltung der Stadt Saarlouis.
Nach der Empfehlung der Landesregierung, nur noch Eheschließungen in bestimmten Ausnahmefällen wie einer unmittelbar bevorstehenden Geburt zuzulassen, seien neun Termine verschoben und zwei komplett abgesagt worden, sagt der Leiter des Neunkircher Standesamts, Peter Klein. Seit der Lockerung am 20.
April, dass die Eheschließung – allerdings nur für das Brautpaar – als triftiger Grund zum Verlassen des Hauses angesehen wird, seien nun sechs aufgeschobene Trauungen neu terminiert worden. Derzeit werden in Neunkirchen allerdings keine neuen Anmeldungen angenommen. „Viele Anfragen kommen natürlich von besorgten Paaren, ob eine Eheschließung unter einigermaßen normalen Umständen, also mit mehr Publikum, im Juni oder den Folgemonaten möglich sein werden“, sagt Peter Klein. Doch dies könne man zurzeit noch nicht beantworten.
Viele Paare „trauen“sich deshalb auch nicht, weiter ihre Feier zu planen, sondern verschieben diese und sagen den Dienstleistern vom Catering-Service bis zum DJ ab. Dabei steht nicht nur für Michael Strauss vom Partyservice Strauss in Illingen fest: „Hochzeiten sind unser Kerngeschäft.“In der Saison beliefert er jedes Wochenende mehrere Feiern. Doch bisher seien bereits 40 weggebrochen. Die Absagen reichen bis in den August. Den Ausfall könne er schon aus personellen Engpässen später nicht wieder ausgleichen.
Der Saarbrücker Partyservice „Jungeküche“von Uwe Zimmer hat zurzeit bereits rund 280 Absagen und Verlegungen zu verzeichnen. Hinzu kommen die Ausfälle in seiner Eventlocation „Luminanz“. Der Koch rät seinen Kunden, die bis Ende August dort eine Feier geplant haben, bis zum 4. Mai abzuwarten, um ihre endgültige Entscheidung zu treffen und vorsorglich einen Ersatztermin zu vereinbaren. Denn bis zu diesem Datum sind solche Feiern wegen der Allgemeinverfügung komplett verboten. Danach muss noch geklärt werden, ob und wann eine Hochzeit zu einer Großveranstaltung gehört.
Die Saarbrücker Tanzschule Bootz-Ohlmann trifft die Corona-Krise ebenfalls gleich doppelt. „Eigentlich hätten wir von April bis Ende September jedes Wochenende Veranstaltungen gehabt – bis auf wenige Ausnahmen Hochzeiten“, sagt Geschäftsführer Ramon Gechnizdjani. Zurzeit würden die Kunden versuchen, die Termine nach hinten zu schieben. Doch an den alternativen Daten würden dann andere Veranstaltungen wegfallen, weil man die Räume nicht doppelt belegen kann. So habe das Unternehmen bereits einen „immensen finanziellen Schaden“erlitten. Zudem müssten wegen der derzeitigen Schließung des Hauses alle Hochzeits-Tanzkurse ausfallen. Stattdessen biete man den Kunden aber einen umfangreichen Online-Unterrichtsplan an.
Die Bräute würden sich oft schon im Herbst, wenn die neue Kollektion erscheint, ihr Kleid aussuchen, sagt Petra Cullmann von „Rena Brautmoden“in Ottweiler. Dennoch herrsche normalerweise momentan richtig Betrieb. Doch viele hätten ihren Termin verschoben. Und die Kunden, die das nun wieder geöffnete Geschäft zum Abstecken ihres Kleides besuchen, könnten dies nicht, wie sonst üblich, mit ihren Trauzeugen und Familien tun, sondern müssten aus Sicherheitsgründen alleine kommen.
Für viele gehört zum „schönsten Tag des Lebens“auch die passende Musik. DJ Higheffect würde von April bis Ende September eigentlich an fast jedem Wochenende bei den Feiern auf Schloss Saareck, im Kloster Hornbach und in anderen Örtlichkeiten auflegen. Doch die Termine seien fast alle verschoben – oft auf 2021, was aus seiner Sicht wohl das Beste und Sicherste ist. Doch auch der Saarbrücker kann dann nicht auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig „tanzen“. Zum Glück habe er kurz vor der Corona-Krise als Moderator bei „Radio Schlagerparadies“angefangen und sich ein weiteres Standbein geschaffen.
Auch das Hochzeits-Duo „Denny & Band“ist seit über 20 Jahren in den Sommermonaten jedes Wochenende auf Hochzeiten unterwegs: „Unsere Kunden möchten ihre Verträge aufrecht erhalten“, sagt Cornelia Minoski. Doch bis geklärt sei, ob und unter welchen Bedingungen die Feiern stattfinden können, würden sich viele nicht ans Planen trauen. Es gebe keine weiteren Anfragen mehr. Das bringe die Musiker in finanzielle Schwierigkeiten.
Von Mai bis September zündet die Firma „Drumm Fireworks & Laser“auf Hochzeiten monatlich vier bis fünf Feuerwerke. „Doch bis Ende August wurde erst mal alles abgesagt“, sagt Pyrotechniker Oliver Wetzstein. Spätere Ausweichtermine könne man aus personellen Gründen wohl nicht alle wahrnehmen. „Zudem fehlt das Geld jetzt.“Auch sei offen, wie es nach der dreimonatigen Soforthilfe des Staates weiter gehe. „Vor allem braucht die Eventbranche eine sichere Zusage der Politik, welche Veranstaltungen bis zu welcher Personenzahl noch durchgeführt werden können“, betont Wetzstein. Erst dann könnte man weiter zuverlässig planen.