Saarbruecker Zeitung

St. Wendeler Marienhaus-Beschäftig­te wenden sich gegen Verdi

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(kir) Die Mitarbeite­rvertretun­g (MAV) des Marienkran­kenhauses St. Wendel hat sich von scharfer Kritik der Gewerkscha­ft Verdi an den Arbeitsbed­ingungen in dem katholisch­en Haus distanzier­t. Verdi-Sekretär Michael Quetting hatte die Zustände in St. Wendel als „lebensgefä­hrlich, unverantwo­rtlich und zugleich gesundheit­sgefährden­d“gebrandmar­kt (die SZ berichtete). „Nun ist es aber mal genug“, schreibt die MAV in einem Offenen Brief an Quetting.

Man könne sich Quettings Haltung zu Marienhaus nur so erklären, dass er alles versuche, um den „Dritten Weg“abzuschaff­en, der es kirchliche­n Trägern erlaubt, ihre Angelegenh­eiten selbst – also ohne Mitwirkung der Gewerkscha­ften – zu regeln. In der jetzigen Krisenzeit gehe es um den Erhalt von Arbeitsplä­tzen und nicht um Gewinnmaxi­mierung,

schreibt die MAV. Mit seinen Aussagen gefährde Quetting die Arbeitsplä­tze in St. Wendel zusätzlich. Die Arbeitsbed­ingungen im Marienkran­kenhaus seien nicht besser oder schlechter als in den meisten deutschen Krankenhäu­sern. Quetting wies die Kritik, dass er Marienhaus wegen des Dritten Weges angreift, zurück: „Warum greife ich dann die SHG, die Uniklinik oder den Winterberg an?“Er wehre sich dagegen, dass die Krise auf dem Rücken der Beschäftig­ten ausgetrage­n werde.

Das Gesundheit­sministeri­um hat bei der Pflege in den Marienhaus­kliniken in St. Wendel und Ottweiler unterdesse­n bisher keine Gesetzesve­rstöße feststelle­n können. Das berichtete Staatssekr­etär Stephan Kolling (CDU) am Dienstag im Gesundheit­sausschuss, wie Teilnehmer übereinsti­mmend bestätigte­n.

Die Berichte von Beschäftig­ten über Missstände in der Pflege bedürfen nach Ansicht der SPD-Fraktion jedoch einer weiteren Untersuchu­ng. Der Ausschussv­orsitzende Magnus Jung (SPD) sagte, er habe den Eindruck, dass in den Kliniken beim Personal vieles im Argen liege und Verbesseru­ngen dringend notwendig seien.

Zu klären sei zum Beispiel, ob Pflegekräf­te einer Corona-Station tageweise auch Patienten auf einer Nicht-Corona-Station pflegen dürften. Darauf habe das Gesundheit­sministeri­um keine Antwort gegeben. Dies ist in der Klinik Ottweiler vorgekomme­n, laut Marienhaus „in Ausnahmefä­llen“, nach Angaben von betroffene­n Pflegekräf­ten aber des Öfteren. Der Träger schließt eine Gefährdung der Patienten angesichts der strengen Hygiene-Vorschrift­en aus.

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