Im Regionalverband gibt es 91 Corona-Tote
Mehr als die Hälfte der Verstorbenen hat in Pflegeheimen gewohnt. Keine Neuinfektion in Friedrichsthal seit über zwei Wochen.
In Saarbrücken haben sich bisher 625 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Das führt die Statistik zur Pandemie auf, die der Regionalverband seit einer geraumen Zeit täglich aktualisiert. Dass die größte Stadt mit rund 181 000 Einwohnern auch mit Abstand die meisten Fälle aufweist, ist naheliegend. Die übrigen Kommunen erreichen bisher nicht einmal zusammen diese Zahl, dort sind 500 Menschen auf Covid-19 positiv getestet worden – bei zusammen gut gemeinten 150 000 Einwohnern und einer weniger dichten Besiedlung. Insgesamt hat das Gesundheitsamt für den gesamten Regionalverband 1125 Infektionen registriert – Stand ist der 28. April.
Stark betroffen von den Kommunen ist vor allem Püttlingen. Die Stadt mit rund 18 500 Einwohnern hat 125 Corona-Infektionen, die Gemeinde Heusweiler mit nicht nennenswert weniger Einwohnern 85
Fälle. Hintergrund der großen Differenz ist der Ausbruch der Lungenkrankheit in der Residenz der Arbeiterwohlfahrt in Püttlingen Ende März. Sie erklärt mit weiteren Ausbrüchen und durchweg an allen Bewohnern und Mitarbeitern unternommenen Tests in anderen betroffenen Altersheimen auch den explosionsartigen Anstieg der registrierten Neuinfektionen im ersten Drittel des Aprils. Mittlerweile sind in den Pflegeheimen des Regionalverbandes 57 Menschen im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben – darunter ein ganzes Viertel der gesamten Bewohnerschaft des stark gebeutelten Hauses in Püttlingen. Damit machen die Pflegeheime 62 Prozent aller Corona-Todesfälle im Regionalverband aus, wie Lars Weber, Sprecher des RV, bestätigt. Insgesamt gestorben sind 91 Menschen mit einem Durchschnittsalter von 80,8 Jahren. Die ersten beiden Corona-Toten im Regionalverband gab es am 24. März, das bisher jüngste Opfer war ein 52-jähriger Mann am Ostermontag.
Ob er vorerkrankt war, lässt sich nicht nachlesen.
Jetzt werden seit diesem Montag sämtliche Bewohner und Mitarbeiter der 33 bisher noch nicht betroffenen Pflegeheime auf das Virus getestet. Das könnte die Zahl der festgestellten Neuinfektionen steigern. Das muss aber auch nicht sein. Bisher gab es im RV und bei den laufenden, vergleichbaren Aktionen im Saarpfalz-Kreis und in Neunkirchen nur negative Ergebnisse. Die Zahlen aus den bereits betroffenen Heimen aber drücken die der Neuinfektionen deutlich in die Höhe, während die Zahl außerhalb dieser Häuser zurzeit relativ moderat ausfällt.
Das gilt auch für die übrigen Kommunen. Insgesamt infiziert haben sich in Völklingen bisher 85 Menschen, in Sulzbach 22, in Riegelsberg 40, in Quierschied 22 und in Großrosseln 19. Kleinblittersdorf ist mit 78 Infektionen bei knapp 11 000 Einwohnern stark betroffen. Auch dort haben sich Bewohner von Pflegeheimen infiziert. Im rund 10 100 Einwohner großen Friedrichsthal schließlich, das sogar dichter besiedelt ist als Saarbrücken, haben sich 23 Menschen angesteckt. Erstaunlich ist, dass dort seit dem 11. April keine einzige Neuinfektion hinzukam – also seit gut zwei Wochen. Der RV hat noch keine Statistik zu den Geheilten, aufgeteilt in die einzelnen Kommunen, ausgearbeitet. Ansonsten könnte man an ihr erkennen, ob es in Friedrichsthal aktuell überhaupt noch Infizierte gibt. Vermutlich ist das auch so. Ohne weiteren Fall sind genügend Tage vergangen.
Denn: Die Zahl der Geheilten wird nicht aus der Zahl der Gesamtinfizierten herausgerechnet, sondern ist ein Teil von ihr. Von den 1125 insgesamt an Covid-19 Erkrankten im RV sind mittlerweile 644 Menschen genesen. Als geheilt gilt man, wenn man bei einem leichten Verlauf seine 14-tägige häusliche Quarantäne abgesessen und mindestens 48 Stunden danach keine Symptome mehr aufgezeigt hat. Nach einem schweren Verlauf ist man geheilt, wenn man die Zeit im Krankenhaus überstanden hat. Nur hier spielt auch ein Test im Anschluss eine Rolle. Bei einem mittelschweren Verlauf schließt sich an den Klinikaufenthalt eventuell noch eine entsprechende Quarantäne an, bis die 14 Tage erreicht sind.
Dass sich an der Statistik des Regionalverbandes erkennen lässt, ob die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie fruchten, ist Interpretationssache. Tatsächlich hat sich die Entwicklung in den vergangenen Tagen verlangsamt – wenn man die Zahl der neuen Fälle in den Pflegeheimen herausrechnet, die selbst momentan aber auch sinkt. Das könnte passen. Lars Weber erinnert daran, dass sich erst nach zwei bis drei Wochen eine mögliche Wirkung solcher Maßnahmen auch in den Statistiken niederschlägt. Gleiches gilt auch für die Lockerungen: Erst dann kann man sehen, ob die Zahl der Neuinfektionen wieder steigt oder nicht.