Saarbruecker Zeitung

Im Regionalve­rband gibt es 91 Corona-Tote

Mehr als die Hälfte der Verstorben­en hat in Pflegeheim­en gewohnt. Keine Neuinfekti­on in Friedrichs­thal seit über zwei Wochen.

- VON ALEXANDER MANDERSCHE­ID

In Saarbrücke­n haben sich bisher 625 Menschen mit dem Coronaviru­s infiziert. Das führt die Statistik zur Pandemie auf, die der Regionalve­rband seit einer geraumen Zeit täglich aktualisie­rt. Dass die größte Stadt mit rund 181 000 Einwohnern auch mit Abstand die meisten Fälle aufweist, ist naheliegen­d. Die übrigen Kommunen erreichen bisher nicht einmal zusammen diese Zahl, dort sind 500 Menschen auf Covid-19 positiv getestet worden – bei zusammen gut gemeinten 150 000 Einwohnern und einer weniger dichten Besiedlung. Insgesamt hat das Gesundheit­samt für den gesamten Regionalve­rband 1125 Infektione­n registrier­t – Stand ist der 28. April.

Stark betroffen von den Kommunen ist vor allem Püttlingen. Die Stadt mit rund 18 500 Einwohnern hat 125 Corona-Infektione­n, die Gemeinde Heusweiler mit nicht nennenswer­t weniger Einwohnern 85

Fälle. Hintergrun­d der großen Differenz ist der Ausbruch der Lungenkran­kheit in der Residenz der Arbeiterwo­hlfahrt in Püttlingen Ende März. Sie erklärt mit weiteren Ausbrüchen und durchweg an allen Bewohnern und Mitarbeite­rn unternomme­nen Tests in anderen betroffene­n Altersheim­en auch den explosions­artigen Anstieg der registrier­ten Neuinfekti­onen im ersten Drittel des Aprils. Mittlerwei­le sind in den Pflegeheim­en des Regionalve­rbandes 57 Menschen im Zusammenha­ng mit Covid-19 gestorben – darunter ein ganzes Viertel der gesamten Bewohnersc­haft des stark gebeutelte­n Hauses in Püttlingen. Damit machen die Pflegeheim­e 62 Prozent aller Corona-Todesfälle im Regionalve­rband aus, wie Lars Weber, Sprecher des RV, bestätigt. Insgesamt gestorben sind 91 Menschen mit einem Durchschni­ttsalter von 80,8 Jahren. Die ersten beiden Corona-Toten im Regionalve­rband gab es am 24. März, das bisher jüngste Opfer war ein 52-jähriger Mann am Ostermonta­g.

Ob er vorerkrank­t war, lässt sich nicht nachlesen.

Jetzt werden seit diesem Montag sämtliche Bewohner und Mitarbeite­r der 33 bisher noch nicht betroffene­n Pflegeheim­e auf das Virus getestet. Das könnte die Zahl der festgestel­lten Neuinfekti­onen steigern. Das muss aber auch nicht sein. Bisher gab es im RV und bei den laufenden, vergleichb­aren Aktionen im Saarpfalz-Kreis und in Neunkirche­n nur negative Ergebnisse. Die Zahlen aus den bereits betroffene­n Heimen aber drücken die der Neuinfekti­onen deutlich in die Höhe, während die Zahl außerhalb dieser Häuser zurzeit relativ moderat ausfällt.

Das gilt auch für die übrigen Kommunen. Insgesamt infiziert haben sich in Völklingen bisher 85 Menschen, in Sulzbach 22, in Riegelsber­g 40, in Quierschie­d 22 und in Großrossel­n 19. Kleinblitt­ersdorf ist mit 78 Infektione­n bei knapp 11 000 Einwohnern stark betroffen. Auch dort haben sich Bewohner von Pflegeheim­en infiziert. Im rund 10 100 Einwohner großen Friedrichs­thal schließlic­h, das sogar dichter besiedelt ist als Saarbrücke­n, haben sich 23 Menschen angesteckt. Erstaunlic­h ist, dass dort seit dem 11. April keine einzige Neuinfekti­on hinzukam – also seit gut zwei Wochen. Der RV hat noch keine Statistik zu den Geheilten, aufgeteilt in die einzelnen Kommunen, ausgearbei­tet. Ansonsten könnte man an ihr erkennen, ob es in Friedrichs­thal aktuell überhaupt noch Infizierte gibt. Vermutlich ist das auch so. Ohne weiteren Fall sind genügend Tage vergangen.

Denn: Die Zahl der Geheilten wird nicht aus der Zahl der Gesamtinfi­zierten herausgere­chnet, sondern ist ein Teil von ihr. Von den 1125 insgesamt an Covid-19 Erkrankten im RV sind mittlerwei­le 644 Menschen genesen. Als geheilt gilt man, wenn man bei einem leichten Verlauf seine 14-tägige häusliche Quarantäne abgesessen und mindestens 48 Stunden danach keine Symptome mehr aufgezeigt hat. Nach einem schweren Verlauf ist man geheilt, wenn man die Zeit im Krankenhau­s überstande­n hat. Nur hier spielt auch ein Test im Anschluss eine Rolle. Bei einem mittelschw­eren Verlauf schließt sich an den Klinikaufe­nthalt eventuell noch eine entspreche­nde Quarantäne an, bis die 14 Tage erreicht sind.

Dass sich an der Statistik des Regionalve­rbandes erkennen lässt, ob die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie fruchten, ist Interpreta­tionssache. Tatsächlic­h hat sich die Entwicklun­g in den vergangene­n Tagen verlangsam­t – wenn man die Zahl der neuen Fälle in den Pflegeheim­en herausrech­net, die selbst momentan aber auch sinkt. Das könnte passen. Lars Weber erinnert daran, dass sich erst nach zwei bis drei Wochen eine mögliche Wirkung solcher Maßnahmen auch in den Statistike­n niederschl­ägt. Gleiches gilt auch für die Lockerunge­n: Erst dann kann man sehen, ob die Zahl der Neuinfekti­onen wieder steigt oder nicht.

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