Saarbruecker Zeitung

„Alle für ähna unn ähna für all“

Die saarländis­che Kult-Band „Die Konsorten“wirbt mit der Aktion „Mir bleiwe dehemm“für Zusammenha­lt in der Corona-Krise. Sie hat ihren Hit „Ähna für all“umgeschrie­ben und dazu aufgerufen, im Video zum Lied mitzuspiel­en.

- VON MARCUS KALMES

Es ist nicht lang her, da haben sie binnen sechs Wochen bei 37 Konzerten die Hallen gerockt. Und dafür in ihrer Freizeit im Auto 3500 Kilometer zurückgele­gt. Das war an Fastnacht. Die saarländis­che Kult-Band „Die Konsorten“ist aus der fünften Jahreszeit in der Region nicht wegzudenke­n. Bis zu sechs Auftritte am Abend – keine Seltenheit. Auch in Sommermona­ten stehen die zehn Jungs fast jedes Wochenende auf der Bühne. Stadtfeste, Vereinsfet­en, Beachparty­s, Saarspekta­kel, SR 3-Sommeralm. Seit ihrer Gründung 2007 in Fischbach haben sie bei mehr als 800 Auftritten für Party-Laune gesorgt.

Für diesen Sommer standen wieder viele Auftritte auf dem Programm. Und: Für 19. Juni war das größte Projekt der Band-Geschichte geplant: Ein Open-Air-Konzert für 2000 Leute auf großer Bühne mit LED-Leinwand und Pyro-Show auf dem Quierschie­der Sportplatz – inklusive Public Viewing des Spiels der Fußball-Europameis­terschaft zwischen Deutschlan­d und Portugal.

Doch das Corona-Virus schreibt auch die Geschichte der zehn Musiker in ihren markanten roten Hosen und schwarzen Oberteilen um. „24 Auftritte fallen aus, sind bereits abgesagt“, erzählt Sebastian Schmelzer. Darunter das Open-Air-Konzert. Der Schlagzeug­er kümmert sich um Termine und Verträge der Band. Der Pflegedien­stleiter hat doppelt mit Corona zu tun. Beruflich und als Musiker. Die Arbeit läuft für ihn weiter. Die Musik nicht. „Es fällt schwer, dass man sich nicht sieht“, erzählt er mit Blick auf die Proben mit den Jungs, die ihm fehlen. Und schiebt nach: „Wir hatten aufgrund der vielen Auftritte zwar über eine Live-Pause nachgedach­t. Über eine Kreativ-Pause, um neues Material zu entwickeln.“Aber an eine Zwangspaus­e, wie es sie durch die Ausgangsun­d Kontaktbes­chränkunge­n wegen Corona gibt – daran hätte keiner zu denken gewagt.

Doch „Die Konsorten“wären nicht „Die Konsorten“, wenn sie nicht das Beste aus der Situation machen würden. Andere mit Musik in Gute-Laune-Modus zu versetzen – das liegt ihnen im Blut. Sie starteten die Aktion „Mir bleiwe dehemm“. Sänger Patric Schmelzer erklärt: „Wir wollten in diesen schweren Zeiten ein Zeichen setzen, dass man auch daheim etwas Spaß haben kann. Die Leute sollen daheim bleiben, aber keine Langeweile haben.“Sein Bruder Sebastian sagt: „Also haben wir eine Corona-Edition unseres Songs ,Ähna für all’ aufgelegt.“

Patric Schmelzer hat das selbst geschriebe­ne Lied umgetextet, an die Corona-Krise angepasst. Aus Zeilen wie „Ich bin uffgewacht unn gugge dann erunna uff die Strooß, all sinn am Danze, Konfetti wird geschoss“machte er „Ich bin uffgewacht unn gugge dann erunna uff die Strooß, känna iss drausse, Geschäfte sinn geschloss“. Aus dem Refrain „Alle für ähna unn ähna für all, mir stehn sesamme und feire iwwerall“wurde „Alle für ähna unn ähna für all, mir stehn sesamme, das iss e klarer Fall“.

Für die Corona-Edition ihres Lieds hatte die Band noch eine besondere Idee. Sie rief Jedermann über soziale Medien dazu auf, in Alltagssit­uationen den Refrain „Alle für ähna unn ähna für alle, mir stehn sesamme, das iss e klarer Fall“zu singen – und davon Videos zu drehen. Die sollten auf einer Plattform hochgelade­n werden, damit Konsorten-Techniker Mario Laux aus den Sequenzen ein Video zusammenba­uen kann. „102 Personen haben sich beteiligt“, erklärt Mario Laux zum Video, das im Internet zu sehen ist. Darunter Christine Streichert-Clivot, Ministerin für Bildung und Kultur.

Zwei Mitglieder der Band sind im Vorstand des Vereins „einzig.ART. ich“. Der stellt Theater- und Musical-Produktion­en auf die Beine – und musste wegen der Corona-Krise das Casting von 100 Akteuren für die Produktion von „My fair lady“auf 2021 verschiebe­n. Schirmherr­in des Vereins ist die Ministerin. So kam der Kontakt zu den „Die Konsorten“zustande. Ministeriu­ms-Pressespre­cherin Marija Herceg erklärt: „Die haben die Ministerin gefragt, ob sie im Video mitmachen möchte. Es ging darum, Zusammenha­lt in der Krise zu signalisie­ren und etwas für die Stimmung zu tun.“

Das Open-Air-Konzert auf dem Sportplatz in Quierschie­d ist auf 19. Juni 2021 verlegt. Tickets bleiben gültig oder können zurückgege­ben werden. www.saarbrueck­er-zeitung.de/ konsorten-video

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FOTO: BECKER & BREDEL Zum zehnjährig­en Bestehen der Band „Die Konsorten“strömten am 8. April 2017 mehr als 1500 Fans in die Fischbachh­alle in Fischbach, wo die Gruppe herstammt. Die plante für 20. Juni 2020 das größte Projekt ihrer Geschichte: Ein Open-Air-Konzert für 2000 Besucher auf dem Sportplatz in Quierschie­d. Das musste aber wegen der Corona-Krise auf 2021 verschoben werden.
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SCREENSHOT­S: MARIO LAUX Am Video der Band „Die Konsorten“haben sich 102 Personen beteiligt, darunter Ministerin Christine Streichert-Clivot. Sie hält auf dem Foto unten links den Zettel, auf dem „Ener“statt richtigerw­eise „Ähna“steht.
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