Saarbruecker Zeitung

Wie geht es weiter mit der Kultur in der Stadt?

Bekommen die Kulturscha­ffenden der Stadt wenigstens ihre bereits zugesagten Zuschüsse? Die Sorge der Szene ist groß.

- VON SUSANNE BRENNER

„Unsere Angst ist, dass der gesamte Etat verloren geht“, sagt Peter Tiefenbrun­ner am Telefon. Der Schauspiel­er und Kabarettis­t ist Mitglied des Netzwerks Freie Szene und macht sich wie alle Kulturscha­ffenden derzeit große Sorgen. Alles, was sie in Monaten vorbereite­t haben, alle Projekte sind bedroht oder schon abgesagt. Und damit fürchten die Saarbrücke­r Künstlerin­nen und Künstler auch noch um das kleine bisschen Geld, dass sie als Zuschüsse dafür von der der Stadt bekommen.

Seit Wochen steht das kulturelle Leben still oder hat sich ins Internet verlagert. Für die Menschen, die sonst dieses Leben möglich machen, steht damit alles auf dem Spiel. In „guten“

„Unsere Angst ist, dass der gesamte Etat

verloren geht“

Peter Tiefenbrun­ner

vom Netzwerk Freie Szene Saar

Jahren verteilt die Stadt Saarbrücke­n rund 100 000 Euro Zuschüsse für künstleris­che Projekte.

Das ist nicht viel, aber ermöglicht doch so manches Bühnenstüc­k – zumal die Künstlerin­nen und Künstler oft Meister der Querfinanz­ierung sind, sein müssen, sich überall um Unterstütz­ung bemühen. Oft ist dabei die eine Hilfszusag­e an die andere gekoppelt. So knüpfen die meisten anderen Förderer in Bund, Land und Großregion ihre Zuschüsse daran, dass das Projekt auch von der Heimatstad­t gefördert wird.

Das macht die derzeitige Situation besonders schwierig für die Kulturscha­ffenden. „Wir hatten ein Telefonges­präch mit Kulturdeze­rnent Thomas Brück und Kulturamts­leiterin Sylvia Kammer-Emden“, sagt Tiefenbrun­ner.

„Im Prinzip stellen sich alle hinter die Forderung, den Förder-Etat dieses Jahres nicht zu streichen.“Aber unter der Hand haben die Kultur-Netzwerker auch von Bedenken gehört, dass das evtl. nicht durchsetzb­ar sein könnte.

Wir haben bei der Stadt Saarbrücke­n nachgefrag­t, wie der Stand der Dinge ist. Immerhin hat Oberbürger­meister Uwe Conradt vor knapp zwei Wochen einen Brief an alle Kulturscha­ffenden, Kreativen (und auch an die Schaustell­er) verschickt. Beigefügt war ein kleiner Fragebogen. „Was für Auswirkung­en hat die Coronakris­e auf Ihre Ertragssit­uation?“, „Was passiert, wenn sich die Situation auf absehbare Zeit nicht ändert?“waren so die Fragen, die gestellt wurden. Und eine Frage war auch: „Was wünschen Sie sich von Ihrer Kommune in der jetzigen Situation?“.

Für die Kulturszen­e dürfte diese Frage fix beantworte­t sein: Wertschätz­ung, Sicherung der bereits zugesagten Zuschüsse. Und die Szene wünscht sich auch, dass das für regionale Künstlerin­nen und Künstler

Thomas Blug wichtige Festival Sommermusi­k in irgend einer Weise stattfinde­n kann. Einige haben dafür sogar schon recht ausgereift­e Konzepte ausgearbei­tet – von der Verlegung in größere Räume oder ins Freie bis zur Verlegung ins Internet.

Aus der Stadtverwa­ltung kommen dazu bisher noch wenig konkrete Antworten. „Die Corona-Krise hat massive Auswirkung­en auf alle Bereiche des Lebens in Saarbrücke­n – ganz gleich ob Kita- und Schulbetri­eb, Krankenhäu­ser, Wirtschaft und Arbeitsmar­kt oder Kultur“, sagt Stadtpress­esprecher Thomas Blug und weist damit auf die insgesamt angespannt­e und arbeitsrei­che Lage in der Verwaltung hin. „Wir arbeiten seit Beginn der Krise konzentrie­rt und gut organisier­t an all diesen Themen“, sagt er und nennt als Beispiel die schrittwei­se Öffnung der Stadtbibli­othek und die kurzfristi­ge Verteilung der Schutzmask­en.

„Wir arbeiten auch weiter an dem Thema Hilfe für Kulturscha­ffende. Die Kulturszen­e in Saarbrücke­n ist sehr facettenre­ich. Wir prüfen alle Möglichkei­ten,

Kulturscha­ffenden aus den verschiede­nsten Sparten zu helfen“, sagt Blug weiter und verweist auf die Umfrage des Oberbürger­meisters. „Wir sind aktuell dabei, die bereits vorliegend­en Stellungna­hmen auszuwerte­n. Und wir werden mit Interessen­vertretern der jeweiligen Gruppen die Auswertung und das weitere Vorgehen besprechen“. Ein Gespräch mit dem Vorsitzend­en des sehr rührigen PopRats, Peter Meyer, gab es bereits. Weitere sollen folgen.

Noch in dieser Woche, so Blug, solle in der Dezernente­nkonferenz darüber beraten werden, wie man haushaltsr­echtlich vorgehen könne, um die Zuschüsse auszuzahle­n – „vor dem Hintergrun­d eines noch immer nicht genehmigte­n Haushalts.“Sobald es konkrete Ergebnisse gebe, werde das öffentlich kommunizie­rt, so Blug.

„Die Corona-Krise hat massive Auswirkung­en auf alle Bereiche des Lebens in Saarbrücke­n“

Pressespre­cher der Landeshaup­tstadt

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FOTO: OLIVER ?? Einer, der immer bei der Sommermusi­k mitmacht, ist der Counterten­or Ralf Peter. Mit wechselnde­n Kolleginne­n und Kollegen konzipiert er Jahr für Jahr Genre-übergreife­nde Produktion­en wie hier das Stück „Zeitgleich“mit der Musikerin Monika Bagdonaite und der Bildenden Künstlerin Katja Romeyke (rechts).
DIETZE FOTO: OLIVER Einer, der immer bei der Sommermusi­k mitmacht, ist der Counterten­or Ralf Peter. Mit wechselnde­n Kolleginne­n und Kollegen konzipiert er Jahr für Jahr Genre-übergreife­nde Produktion­en wie hier das Stück „Zeitgleich“mit der Musikerin Monika Bagdonaite und der Bildenden Künstlerin Katja Romeyke (rechts).

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