DFL wartet sehnlichst auf grünes Licht
Das Konzept für Geisterspiele hat das Bundesarbeitsministerium und die Sportministerkonferenz bereits überzeugt.
(dpa) Jetzt hofft die Fußball-Bundesliga auf grünes Licht aus dem Kanzleramt und von den Ministerpräsidenten. Nachdem das Arbeitsministerium und die Sportministerkonferenz vom Konzept der Deutschen Fußball-Liga (DFL) zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs während der Corona-Krise überzeugt wurden, schaut die Liga nun an diesem Donnerstag auf die Konferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Länderchefs. Bei einer Zustimmung für Geisterspiele aus dem Kanzleramt könnte spätestens Ende Mai in den leeren Stadien der Liga der Ball rollen.
Zwei wichtige Hürden wurden von der DFL offenbar gemeistert. Das Bundesarbeitsministerium hat nach Informationen des Redaktions-Netzwerk Deutschland (RND) in Sachen Arbeitsschutz grünes Licht für Spiele der 1. und 2. Liga unter Ausschluss von Zuschauern gegeben. Auch die Sportministerkonferenz hält laut einer Beschlusslage, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, die Fortsetzung des Spielbetrieb ab frühestens Mitte Mai „für vertretbar“. Positive Signale hatte die DFL zuvor schon von Markus Söder und Armin Laschet, den Ministerpräsidenten von Bayern und Nordrhein-Westfalen, erhalten. Beide befürworteten Geisterspiele, auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zeigte sich dafür offen.
Überzeugungsarbeit muss die DFL dagegen noch innerhalb der Bevölkerung leisten. 46 Prozent finden den Plan, möglichst bald die noch neun ausstehenden Saison-Spieltage in Stadien ohne Zuschauer zu absolvieren, nicht richtig. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der dpa. 34 Prozent der Befragten sprachen sich hingegen für die Geisterspiele aus.
Die Bundesliga hat die kritischen Stimmen aus dem Land jedenfalls vernommen und gibt sich plötzlich demütig. „Wenn wir die Krise überstanden haben sollten, muss sich im Fußball einiges ändern“, sagte Hans-Joachim Watzke, der Geschäftsführer von Borussia Dortmund. Man müsse wieder „puristischer werden“, meinte Watzke und monierte konkret „die Sachen wie Gold-Steak-Geschichten und die ganze Protzerei“.
DFL-Chef Christian Seifert ging sogar noch weiter und brachte
Obergrenzen bei Spielergehältern, Beraterhonoraren und Ablösesummen ins Gespräch. „Wir wollen nicht einfach nur irgendwie durch die Krise kommen und dann weitermachen wie bisher“, sagte Seifert. Auch er habe in der Bundesliga genügend Dinge gesehen, „die mich nicht unbedingt begeistern“.
Seifert hofft auf die Möglichkeit einer Gehaltsobergrenze. „Doch Tatsache ist, dass ein solcher Salary Cap gegen europäisches Recht verstößt“, sagte er: „Sollten neue Signale seitens der Politik gesendet werden, gebe ich Ihnen Brief und Siegel, dass Uefa-Präsident Aleksander Ceferin zur EU fährt und dort sagt: Lasst uns über Salary Caps, über die
Begrenzungen von Ablösesummen und Beraterhonoraren sprechen. Und ich bin der Erste, der ihn begleitet.“Wenn es möglich sei, Managergehälter zu deckeln, dann müsse es auch möglich sein, Gehälter von Beratern und Spielern zu deckeln.
Doch das ist erst einmal Zukunftsmusik, aktuell geht es um die Rettung der Saison. Und da wurden mit dem Konzept der DFL wichtige Schritte gemacht. „Der Arbeitsschutz der Spieler, Trainer und Betreuer kann bei vollständiger Umsetzung des Konzepts weitgehend sichergestellt werden“, heißt es aus dem Arbeitsministerium mit Blick auf das weiterentwickelte Konzept in einem Schreiben von Björn Böhning (SPD) als Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium.
Die DFL hatte ihr Konzept für den Wiederbeginn des Liga-Fußballs nach Hinweisen des Arbeitsministeriums weiterentwickelt. In der aktuellen Fassung sei das Konzept „sinnvoll, reduziert Risiken und ist daher arbeitsschutzrechtlich akzeptabel“, heißt es von Böhning. Die DFL hatte in einem Schreiben ans Arbeitsministerium von einer „Quasi-Quarantäne“der Spieler gesprochen.
Sollten sich die Konzepte bewähren, könne dies laut Beschlussvorlage der Sportministerkonferenz (SMK) auch auf die Frauen-Bundesliga und den DFB-Pokal ausgeweitet werden. Knackpunkt bleibt die Frage: Was ist bei einem Positiv-Test? Die SMK hält in diesem Fall Quarantäne-Maßnahmen für das betroffene Team für erforderlich. BVB-Geschäftsführer Watzke ist da aber zuversichtlich: „In diesem geschlossenen System bin ich sicher, dass wir es hinkriegen, dass es keinen Fall gibt. Mit dem System, was wir jetzt bilden, gibt es kaum eine Branche, die eine so höhere Sicherheit hat. Ein Geisterspiel ist eine der sichersten Veranstaltungen überhaupt.“Ob das alle so sehen, wird sich diesen Donnerstag zeigen.
„Wir wollen nicht einfach nur irgendwie durch die Krise kommen und dann weitermachen
wie bisher.“
Christian Seifert
Chef der Deutschen Fußball Liga