Saarbruecker Zeitung

DFL wartet sehnlichst auf grünes Licht

Das Konzept für Geisterspi­ele hat das Bundesarbe­itsministe­rium und die Sportminis­terkonfere­nz bereits überzeugt.

- VON STEFAN TABELING

(dpa) Jetzt hofft die Fußball-Bundesliga auf grünes Licht aus dem Kanzleramt und von den Ministerpr­äsidenten. Nachdem das Arbeitsmin­isterium und die Sportminis­terkonfere­nz vom Konzept der Deutschen Fußball-Liga (DFL) zur Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebs während der Corona-Krise überzeugt wurden, schaut die Liga nun an diesem Donnerstag auf die Konferenz von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und den Länderchef­s. Bei einer Zustimmung für Geisterspi­ele aus dem Kanzleramt könnte spätestens Ende Mai in den leeren Stadien der Liga der Ball rollen.

Zwei wichtige Hürden wurden von der DFL offenbar gemeistert. Das Bundesarbe­itsministe­rium hat nach Informatio­nen des Redaktions-Netzwerk Deutschlan­d (RND) in Sachen Arbeitssch­utz grünes Licht für Spiele der 1. und 2. Liga unter Ausschluss von Zuschauern gegeben. Auch die Sportminis­terkonfere­nz hält laut einer Beschlussl­age, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, die Fortsetzun­g des Spielbetri­eb ab frühestens Mitte Mai „für vertretbar“. Positive Signale hatte die DFL zuvor schon von Markus Söder und Armin Laschet, den Ministerpr­äsidenten von Bayern und Nordrhein-Westfalen, erhalten. Beide befürworte­ten Geisterspi­ele, auch Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn zeigte sich dafür offen.

Überzeugun­gsarbeit muss die DFL dagegen noch innerhalb der Bevölkerun­g leisten. 46 Prozent finden den Plan, möglichst bald die noch neun ausstehend­en Saison-Spieltage in Stadien ohne Zuschauer zu absolviere­n, nicht richtig. Das ergab eine Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts YouGov im Auftrag der dpa. 34 Prozent der Befragten sprachen sich hingegen für die Geisterspi­ele aus.

Die Bundesliga hat die kritischen Stimmen aus dem Land jedenfalls vernommen und gibt sich plötzlich demütig. „Wenn wir die Krise überstande­n haben sollten, muss sich im Fußball einiges ändern“, sagte Hans-Joachim Watzke, der Geschäftsf­ührer von Borussia Dortmund. Man müsse wieder „puristisch­er werden“, meinte Watzke und monierte konkret „die Sachen wie Gold-Steak-Geschichte­n und die ganze Protzerei“.

DFL-Chef Christian Seifert ging sogar noch weiter und brachte

Obergrenze­n bei Spielergeh­ältern, Beraterhon­oraren und Ablösesumm­en ins Gespräch. „Wir wollen nicht einfach nur irgendwie durch die Krise kommen und dann weitermach­en wie bisher“, sagte Seifert. Auch er habe in der Bundesliga genügend Dinge gesehen, „die mich nicht unbedingt begeistern“.

Seifert hofft auf die Möglichkei­t einer Gehaltsobe­rgrenze. „Doch Tatsache ist, dass ein solcher Salary Cap gegen europäisch­es Recht verstößt“, sagte er: „Sollten neue Signale seitens der Politik gesendet werden, gebe ich Ihnen Brief und Siegel, dass Uefa-Präsident Aleksander Ceferin zur EU fährt und dort sagt: Lasst uns über Salary Caps, über die

Begrenzung­en von Ablösesumm­en und Beraterhon­oraren sprechen. Und ich bin der Erste, der ihn begleitet.“Wenn es möglich sei, Managergeh­älter zu deckeln, dann müsse es auch möglich sein, Gehälter von Beratern und Spielern zu deckeln.

Doch das ist erst einmal Zukunftsmu­sik, aktuell geht es um die Rettung der Saison. Und da wurden mit dem Konzept der DFL wichtige Schritte gemacht. „Der Arbeitssch­utz der Spieler, Trainer und Betreuer kann bei vollständi­ger Umsetzung des Konzepts weitgehend sichergest­ellt werden“, heißt es aus dem Arbeitsmin­isterium mit Blick auf das weiterentw­ickelte Konzept in einem Schreiben von Björn Böhning (SPD) als Staatssekr­etär im Bundesarbe­itsministe­rium.

Die DFL hatte ihr Konzept für den Wiederbegi­nn des Liga-Fußballs nach Hinweisen des Arbeitsmin­isteriums weiterentw­ickelt. In der aktuellen Fassung sei das Konzept „sinnvoll, reduziert Risiken und ist daher arbeitssch­utzrechtli­ch akzeptabel“, heißt es von Böhning. Die DFL hatte in einem Schreiben ans Arbeitsmin­isterium von einer „Quasi-Quarantäne“der Spieler gesprochen.

Sollten sich die Konzepte bewähren, könne dies laut Beschlussv­orlage der Sportminis­terkonfere­nz (SMK) auch auf die Frauen-Bundesliga und den DFB-Pokal ausgeweite­t werden. Knackpunkt bleibt die Frage: Was ist bei einem Positiv-Test? Die SMK hält in diesem Fall Quarantäne-Maßnahmen für das betroffene Team für erforderli­ch. BVB-Geschäftsf­ührer Watzke ist da aber zuversicht­lich: „In diesem geschlosse­nen System bin ich sicher, dass wir es hinkriegen, dass es keinen Fall gibt. Mit dem System, was wir jetzt bilden, gibt es kaum eine Branche, die eine so höhere Sicherheit hat. Ein Geisterspi­el ist eine der sichersten Veranstalt­ungen überhaupt.“Ob das alle so sehen, wird sich diesen Donnerstag zeigen.

„Wir wollen nicht einfach nur irgendwie durch die Krise kommen und dann weitermach­en

wie bisher.“

Christian Seifert

Chef der Deutschen Fußball Liga

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FOTO: THISSEN/DPA Der Blick von der gewaltigen Südtribüne des Dortmunder Stadions auf das Spielfeld. Dort könnte Ende Mai der Ball wieder rollen, wenn die Politik ihre Zustimmung erteilt. Das Konzept der Deutschen Fußball-Liga hat erste wichtige Hürden bereits genommen.

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