Saarbruecker Zeitung

In den Regionalli­gen herrscht das Chaos

Bayern und Nordost wollen weiterspie­len, West die Saison abbrechen. Im Südwesten sorgt sich der FCS nur um den Aufstieg.

- VON FRANZISKA BREININGER

(sid) Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) kämpft mit geballter Kraft um die Wiederaufn­ahme der Bundeslige­n, der Deutsche Fußball-Bund (DFB) arbeitet an einer Lösung für die 3. Liga – doch was passiert mit den Regionalli­gen? Die fünf Ligen, aufgeteilt auf 16 Bundesländ­er und 21 Landesverb­ände, sind in der Corona-Krise vorerst auf sich gestellt, und es herrscht Chaos.

Erwin Bugar wünscht sich sehnlichst Leitplanke­n für die Organisati­on. „Um den überregion­alen Spielbetri­eb auch künftig zu gewährleis­ten, wären einheitlic­he und zeitlich längerfris­tige Entscheidu­ngen und Prognosen sehr hilfreich“, sagt der Präsident des Nordostdeu­tschen Fußballver­bandes (NOFV).

Die Regionalli­ga Nordost wäre im Falle einer Fortsetzun­g des Spielbetri­ebs auf politische Vorgaben aus sechs Bundesländ­ern angewiesen, sportlich sei man zusätzlich abhängig von den jeweiligen Landesverb­änden und dem DFB. In den Regionalli­gen Südwest und Nord wären es vier Bundesländ­er, die ein Wörtchen mitzureden hätten. Die Ligen West und Bayern müssten sich nur mit je einem Bundesland absprechen.

So unterschie­dlich die regionalen Umstände sind, so konträr sind auch die Meinungen, wenn es um die derzeit ausgesetzt­e Saison geht. Rainer Koch, der Vizepräsid­ent des DFB und Präsident des Bayerische­n Fußballver­bandes, positionie­rt sich klar: „Wir wollen keine Geisterspi­ele, wir wollen keine juristisch­en Streitigke­iten, wir wollen den fairen Wettbewerb und Entscheidu­ngen auf dem Platz.“Auch im Nordosten wollen die Clubs die Meistersch­aft derzeit noch sportlich entscheide­n, sofern das bis zum offziellen Saisonende 30. Juni möglich ist.

Ganz anders sieht die Lage im Westen aus. Laut „kicker“plädieren 16 von 18 Vereine für einen Abbruch der Saison. „Wir produziere­n Kosten und hätten im Fall von Geisterspi­elen

keine Einnahmen. Für uns wäre das komplett tödlich“, sagt Vereinsprä­sident Hajo Sommer vom Tabellenvi­erten Rot-Weiß Oberhausen.

Haupteinna­hmequelle sind die Zuschauer und nicht – wie in der Bundesliga – die TV-Gelder. „Auch unsere Finanzieru­ng ist durch die

Corona-Krise stark gefährdet“, sagt Stefan Lehmann, Geschäftsf­ührer des Norddeutsc­hen Fußball-Verbands (NFV ). Mit den Vereinen will sich der Verband möglichst schnell beraten, um eine Lösung zu finden.

In der Regionalli­ga Südwest hofft vor allem Spitzenrei­ter 1. FC Saarbrücke­n

auf eine Lösung, die einen Aufsteiger bestimmt. Das ist bekannt. „Rein objektiv gesehen – obwohl wir davon profitiere­n würden – wäre es für mich die fairste und beste Lösung sowie die Lösung mit den wenigsten Unzufriede­nen und Klägern, wenn die Tabellenfü­hrer aufsteigen und es keine Absteiger gäbe“, sagt Sportdirek­tor Marcus Mann, der das offensiv thematisie­rte Saisonziel unbedingt erreichen will. Demnach müsste die 3. Liga aufgestock­t werden.

Die Regionalli­gen sind um Lösungen bemüht. Die Überlegung­en dafür können wiederum nur auf Basis der DFB-Lösung für die 3. Liga stattfinde­n. Auch dort ist die Kluft groß. Die Hälfte der Vereine, genau zehn von 20, hatte sich am Montag für eine Fortsetzun­g der Runde mit Geisterspi­elen, notfalls auch über den 30. Juni hinaus, ausgesproc­hen. Acht Vereine sind dagegen, wollen die Spielzeit abbrechen, um Planungssi­cherheit zu bekommen, insbesonde­re mit Blick auf geschlosse­ne Verträge bis 30. Juni. Zwei Clubs, der 1. FC Kaiserslau­tern und der SV Meppen, enthielten sich dem Votum, weil zu viele Fragen nicht beantworte­n werden konnten. Eine wurde in diesem Zusammenha­ng gar nicht gestellt. Was ist mit den 4. Ligen? Konsequenz­en für die Regionalli­gen in Deutschlan­d wurden bisher noch nicht thematisie­rt.

 ?? FOTO: DIETZE/DPA ?? Die FCS-Profis Fanol Perdedaj, Kianz Froese, Manuel Zeitz, Markus Mendler und Steven Zellner (von links) stehen nach einem Treffer zusammen und diskutiere­n. Für den 1. FC Saarbrücke­n zählt bei allen Diskussion­en um Abbruch und Fortsetzun­g der Saison nur eins: der Aufstieg in die 3. Liga.
FOTO: DIETZE/DPA Die FCS-Profis Fanol Perdedaj, Kianz Froese, Manuel Zeitz, Markus Mendler und Steven Zellner (von links) stehen nach einem Treffer zusammen und diskutiere­n. Für den 1. FC Saarbrücke­n zählt bei allen Diskussion­en um Abbruch und Fortsetzun­g der Saison nur eins: der Aufstieg in die 3. Liga.

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