In den Regionalligen herrscht das Chaos
Bayern und Nordost wollen weiterspielen, West die Saison abbrechen. Im Südwesten sorgt sich der FCS nur um den Aufstieg.
(sid) Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) kämpft mit geballter Kraft um die Wiederaufnahme der Bundesligen, der Deutsche Fußball-Bund (DFB) arbeitet an einer Lösung für die 3. Liga – doch was passiert mit den Regionalligen? Die fünf Ligen, aufgeteilt auf 16 Bundesländer und 21 Landesverbände, sind in der Corona-Krise vorerst auf sich gestellt, und es herrscht Chaos.
Erwin Bugar wünscht sich sehnlichst Leitplanken für die Organisation. „Um den überregionalen Spielbetrieb auch künftig zu gewährleisten, wären einheitliche und zeitlich längerfristige Entscheidungen und Prognosen sehr hilfreich“, sagt der Präsident des Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV).
Die Regionalliga Nordost wäre im Falle einer Fortsetzung des Spielbetriebs auf politische Vorgaben aus sechs Bundesländern angewiesen, sportlich sei man zusätzlich abhängig von den jeweiligen Landesverbänden und dem DFB. In den Regionalligen Südwest und Nord wären es vier Bundesländer, die ein Wörtchen mitzureden hätten. Die Ligen West und Bayern müssten sich nur mit je einem Bundesland absprechen.
So unterschiedlich die regionalen Umstände sind, so konträr sind auch die Meinungen, wenn es um die derzeit ausgesetzte Saison geht. Rainer Koch, der Vizepräsident des DFB und Präsident des Bayerischen Fußballverbandes, positioniert sich klar: „Wir wollen keine Geisterspiele, wir wollen keine juristischen Streitigkeiten, wir wollen den fairen Wettbewerb und Entscheidungen auf dem Platz.“Auch im Nordosten wollen die Clubs die Meisterschaft derzeit noch sportlich entscheiden, sofern das bis zum offziellen Saisonende 30. Juni möglich ist.
Ganz anders sieht die Lage im Westen aus. Laut „kicker“plädieren 16 von 18 Vereine für einen Abbruch der Saison. „Wir produzieren Kosten und hätten im Fall von Geisterspielen
keine Einnahmen. Für uns wäre das komplett tödlich“, sagt Vereinspräsident Hajo Sommer vom Tabellenvierten Rot-Weiß Oberhausen.
Haupteinnahmequelle sind die Zuschauer und nicht – wie in der Bundesliga – die TV-Gelder. „Auch unsere Finanzierung ist durch die
Corona-Krise stark gefährdet“, sagt Stefan Lehmann, Geschäftsführer des Norddeutschen Fußball-Verbands (NFV ). Mit den Vereinen will sich der Verband möglichst schnell beraten, um eine Lösung zu finden.
In der Regionalliga Südwest hofft vor allem Spitzenreiter 1. FC Saarbrücken
auf eine Lösung, die einen Aufsteiger bestimmt. Das ist bekannt. „Rein objektiv gesehen – obwohl wir davon profitieren würden – wäre es für mich die fairste und beste Lösung sowie die Lösung mit den wenigsten Unzufriedenen und Klägern, wenn die Tabellenführer aufsteigen und es keine Absteiger gäbe“, sagt Sportdirektor Marcus Mann, der das offensiv thematisierte Saisonziel unbedingt erreichen will. Demnach müsste die 3. Liga aufgestockt werden.
Die Regionalligen sind um Lösungen bemüht. Die Überlegungen dafür können wiederum nur auf Basis der DFB-Lösung für die 3. Liga stattfinden. Auch dort ist die Kluft groß. Die Hälfte der Vereine, genau zehn von 20, hatte sich am Montag für eine Fortsetzung der Runde mit Geisterspielen, notfalls auch über den 30. Juni hinaus, ausgesprochen. Acht Vereine sind dagegen, wollen die Spielzeit abbrechen, um Planungssicherheit zu bekommen, insbesondere mit Blick auf geschlossene Verträge bis 30. Juni. Zwei Clubs, der 1. FC Kaiserslautern und der SV Meppen, enthielten sich dem Votum, weil zu viele Fragen nicht beantworten werden konnten. Eine wurde in diesem Zusammenhang gar nicht gestellt. Was ist mit den 4. Ligen? Konsequenzen für die Regionalligen in Deutschland wurden bisher noch nicht thematisiert.