Der DFB ist auf bestem Wege in die Zukunft
Vor genau einem Jahr startete der Verband sein Prestige-Projekt Akademie mit dem Spatenstich.
(dpa) Mit seinem extrem ausgeprägten Konzeptdenken stößt Oliver Bierhoff selbst bei Joachim Löw manchmal an seine Grenzen. „Jogi ist eher ein intuitiver Mensch. Er lässt den Tag eher auf sich zukommen. Das ist eine Herausforderung, wenn ich zu ihm sage, sollen wir von 10 bis 10.15 Uhr mal telefonieren. Und er sagt: Schauen wir doch mal, wie der Tag beginnt“, erzählte Bierhoff jüngst in einem Videochat des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Als Direktor Akademie und Nationalmannschaften versucht der frühere Torjäger, den DFB mit Ideen und modernen Konzepten auf die Zukunft vorzubereiten.
Symbol dafür ist die Akademie im Frankfurter Stadtteil Niederrad, deren Grundumrisse genau ein Jahr nach dem Spatenstich schon immer robuster vor der Skyline in der Mainmetropole wirken. Die Fertigstellung des Multimillionen-Projekts ist für 2021 geplant, dann soll die Akademie gemeinsamer Ort für Innovation, Zukunftsplanung und auch das Training der verschiedenen Nationalteams werden.
„Wir haben ein ganz neues Zugpferd bei uns im DFB geschaffen, das eben auch wirklich in die Entwicklung und die Forschung reingeht, um die Praxis besser zu machen. Es ist wunderbar zu sehen, wie sich das nach und nach vernetzt“, sagte Bierhoff. Als „Meilenstein“und „Leuchtturmprojekt“bezeichnen die DFB-Funktionäre das Bauwerk auf dem Gelände der ehemaligen Galopprennbahn gerne. Das Ziel ist klar, vor allem nach der desaströs verlaufenen WM 2018 in Russland: schnellstmöglich zurück in die Weltspitze des Fußballs.
Neben Bierhoff ist vor allem Leiter Tobias Haupt für Konzepte und „die Etablierung der Akademie als Gütesiegel in der Welt“zuständig. So reisten im vergangenen Winter zahlreiche Bundesliga-Manager und DFB-Vertreter in die USA, um dort mit Führungskräften zu sprechen und Input aus dem Silicon Valley zu bekommen. „Das permanente Lernen von anderen, das Lernen von den Besten: Das ist etwas, was wir in der DFB-Akademie sehr intensiv leben“, sagte Haupt, der Sport-Management studiert hat, eine Doktorarbeit bei Hannover 96 schrieb und später in Ismaning das Fußball-Institut mit aufbaute. Konkrete inhaltliche Ansatzpunkte sind eine Reformierung der Trainerausbildung, eine Mentorenausbildung für junge Spieler sowie die Nutzung des Fachwissens von erfolgreichen Ex-Profis, das an die nächste Generation weitergegeben werden soll. Ab September beginnt zudem der erste Management-Lehrgang, bei dem in anderthalb Jahren Mini-Studium ein Zertifikat erworben werden soll.
Als der DFB im Mai 2019 mit dem Spatenstich die Bauphase des Prestigeprojekts einläutete, präsentierten sich die Verantwortlichen ein Stück weit demütig. „Wir waren kurz ein wenig eingenickt aufgrund des Erfolges“, sagte Bierhoff, der von DFLBoss Christian Seifert nach eigener Aussage als „Produktvorstand Leistungsfußball DFB“bezeichnet wird. Heute klingen die Ansagen und der Anspruch schon wieder forscher. „Wir wollen weltmeisterlich arbeiten. Meine Aufgabe ist, das alles zu orchestrieren“, sagte Bierhoff.