Hirsch geht nicht im Streit
Der Ex-Bundestrainer der Turner dachte schon einmal ans Aufhören.
(dpa) Andreas Hirsch ist nach dem vorgezogenen Ende seiner Karriere als Bundestrainer der deutschen Turner ein Jahr vor den Olympischen Spielen mit sich im Reinen. Dass er 2020 beim Deutschen Turner-Bund Schluss macht, sei ohnehin geplant gewesen. „Ich hätte beim DTB bleiben können. Aber das hätte vielleicht den Touch gehabt, den ich nicht unbedingt haben möchte: Manch einer weiß nicht, wann Schluss sein muss“, sagte der 61 Jahre alte Berliner dem „Münchner Merkur“.
Am Montag hatte der DTB bekannt gegeben, die Zusammenarbeit mit ihm schon zum 1. Mai zu beenden. Hirsch wechselt als Trainer zur Bundespolizei ans Trainingszentrum in Kienbaum. Er hätte die Möglichkeit gehabt, bis Tokio 2021, sogar bis Paris 2024 als Cheftrainer weiterzumachen. „Das wäre gewollt gewesen. Aber ich habe mit sieben Jahren angefangen, ich hatte seit 55 Jahren kein Wochenende. Es ist an der Zeit“, betonte Hirsch: „Ich verlasse den DTB nicht im Clinch.“
Hirsch war seit 2002 Chefcoach des deutschen Turn-Teams. Unter seiner Leitung erlebten die Männer einen ungeahnten Aufschwung, der mit der Olympia-Qualifikation bei der Turn-WM in Anaheim 2003 begann und mit Hambüchens Olympia-Gold in Rio einen Höhepunkt erlangte. Für Hirsch stand neben der Ausbildung von Einzel-Könnern wie Philipp Boy, Marcel Nguyen und Hambüchen immer der Team-Gedanke im Vordergrund. So gewann seine Riege bei der Heim-WM in Stuttgart 2007 sensationell die Bronzemedaille, 2008 bei Olympia in Peking landete sie auf Rang vier. Zwei Jahre später wurde das Team in Birmingham Europameister.
Einmal habe er ernsthaft ans Aufhören gedacht: als sein Schützling Ronny Ziesmer in der Vorbereitung auf die Spiele 2004 in Athen im Training so schwer stürzte, dass er querschnittsgelähmt blieb. „Ohne die mentale Stärke von Ronny hätte ich nicht weitergearbeitet“, gestand Hirsch: „Er hat uns aufgefordert, weiterzumachen.“