Saarbruecker Zeitung

Deutschlan­d gibt halbe Milliarde für Impfstoff-Suche

Das Corona-Durcheinan­der wächst. Die Bundesländ­er lockern auf eigene Faust. Ist die Konferenz mit der Kanzlerin noch sinnig?

- VON HAGEN STRAUSS

(dpa) Im Kampf gegen Corona haben Staats- und Regierungs­chefs aus aller Welt 7,4 Milliarden Euro für die Suche nach Impfstoffe­n und Medikament­en zugesagt. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) versprach bei einer internatio­nalen Online-Geberkonfe­renz am Montag 525 Millionen Euro. „Es ist eine Stunde der Hoffnung“, sagte sie. Die USA und Russland fehlten bei der von der EU organisier­ten Aktion.

Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) meinte am Montag, er sei „ein bisschen unglücklic­h“. Und zwar darüber, dass es „eine Fülle von neuen Beschlüsse­n der Länderkabi­nette“gebe, die weit über das bisher Vereinbart­e hinausging­en. Man könnte auch sagen: Das Durcheinan­der bei den Corona-Lockerunge­n wächst – jedes Bundesland macht, wie es will. Macht da die Beratung der Kanzlerin mit den Ministerpr­äsidenten am Mittwoch überhaupt noch Sinn?

Beispiel Niedersach­sen: Dort sollen bereits ab kommendem Montag Restaurant­s, Gaststätte­n und Biergärten wieder mit maximal der Hälfte ihrer Plätze für Gäste öffnen können. Das verkündete Landeswirt­schaftsmin­ister Bernd Althusmann

(CDU). Dabei sollte die Frage, wie es weitergehe­n wird in der Gastronomi­e, ursprüngli­ch erst bei der übernächst­en Schaltkonf­erenz Merkels mit den Regierungs­chefs eine Rolle spielen.

Beispiel Sachsen-Anhalt: Dort können sich nun bis zu fünf Menschen draußen treffen, auch wenn sie nicht in einem Haushalt leben. Ebenfalls ein Alleingang.

Auch das Saarland hat inzwischen weitere Einschränk­ungen zurückgeno­mmen, unter anderem sind nun mehr private Besuche möglich. Womit man sich bei genauerem Hinsehen vor allem an das Nachbarlan­d Rheinland-Pfalz angleicht. Zahlreiche eigene Lockerunge­n hat auch Baden-Württember­g schon umgesetzt. So ist etwa die Ausgangspe­rre für Bewohner von Pflegeheim­en aufgehoben worden. Ähnlich wie in

Hessen. Und Markus Söder will nun ebenfalls nicht mehr zurückstec­ken: Es sei auch in Bayern an der Zeit für weitere, „schrittwei­se Erleichter­ungen mit Auflagen“, ließ er wissen.

Mittlerwei­le hat sich der Eindruck

verfestigt, dass jedes Bundesland das macht, was es nach sieben Wochen Einschränk­ungen jetzt für richtig hält. Regierungs­sprecher Steffen Seibert wurde daher am Montag gefragt, warum sich die Kanzlerin überhaupt noch mit den Ministerpr­äsidenten zusammensc­halte, wenn jeder tue und lasse, was er wolle. Es gehe darum, so Seibert, erneut „grundsätzl­iche Leitlinien zu beraten und zu verabschie­den“. In den vergangene­n Wochen habe es immer „regionale Nuancen“und „Akzentsetz­ungen“gegeben. Wichtig sei aber „die gemeinsame Strategie“, so der Regierungs­sprecher betont gelassen. Was zugleich etwas ratlos klang. Angela Merkels Vorwurf der „Öffnungsdi­skussionso­rgien“von vor zwei Wochen klingelt jedenfalls noch in den Ohren.

Richtig ist allerdings: Die Pandemie verläuft nun mal unterschie­dlich in den Ländern, was ein Grund für ebenso unterschie­dliche Lockerunge­n sein dürfte. Bei den Beratungen am Mittwoch sollen laut Seibert Öffnungsko­nzepte für die Lebensbere­iche Sport (darunter auch die

Bundesliga), Schule und Kita erörtert werden. Zudem werde nun doch schon über „Perspektiv­en“für die Gastronomi­e, das Hotel- und Gastgewerb­e sowie den Tourismus geredet. Der Druck aus der Branche ist immens. Ebenso steht das Vorgehen hinsichtli­ch der Kultureinr­ichtungen auf der Tagesordnu­ng, wobei vielerorts zumindest Museen schon wieder öffnen.

Von einem „gemeinsame­n Pfad“(Seibert) ist allerdings auf diesen Feldern jetzt schon nicht mehr viel zu sehen. Die einen so, die anderen so – wie bei der Öffnung von Schulen. Gleiches bahnt sich bei den Kitas an. So hat etwa Nordrhein-Westfalen bereits angekündig­t, gegebenenf­alls einen Alleingang vorzunehme­n. Der Flickentep­pich bei den Corona-Lockerunge­n könnte daher auch nach Mittwoch größer werden.

Markus Söder will nun ebenfalls nicht mehr zurückstec­ken. Es sei auch in Bayern Zeit für „schrittwei­se Erleichter­ungen mit Auflagen“.

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FOTO: KAY NIETFELD/DPA Eigentlich sollten weitere Lockerunge­n in der Corona-Krise erst am Mittwoch mit Kanzlerin Angela Merkel besprochen werden. Doch die meisten Länderkabi­nette preschten bereits vor.

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