Saarbruecker Zeitung

Saar-Theater bricht Saison ab, Museen öffnen Mitte Mai

Die meisten Saar-Museen bleiben wohl noch bis 15. Mai geschlosse­n. Warum, erklärt der Saarländis­che Museumsver­band.

- VON CATHRIN ELSS-SERINGHAUS

(ce) Obwohl die Museen im Saarland seit Montag wieder öffnen dürfen, werden die meisten erst Mitte Mai zugänglich sein. Die Stiftung Saarländis­cher Kulturbesi­tz, das Historisch­e Museum Saar und das Völklinger Weltkultur­erbe kündigten ihren Neustart für 15. Mai an. Der Museumsver­band erklärt die Verzögerun­g mit „Rechtsunsi­cherheit“. Derweil hat das Saarländis­che Staatsthea­ter seinen Spielbetri­eb acht Wochen vor der Sommerpaus­e abgebroche­n. Kultur

Vor kurzem wirkte es so, als scharrten die hiesigen Museumsdir­ektoren ungeduldig mit den Hufen, um endlich wieder öffnen zu können. Am Montag nun war der seit über 14 Tagen ministeriu­msintern kommunizie­rte Tag X. Unglücklic­herweise fiel er auf den üblichen Schließtag saarländis­cher Ausstellun­gs-Häuser. Doch auch am heutigen Dienstag dürfte nach Einschätzu­ng des Saarländis­chen Museumsver­bandes kein einziges Museum im Land die Türen aufschließ­en. Verbands-Geschäftsf­ührer

Rainer Raber hält einen anderen Termin für mehrheitsf­ähig: den

15. Mai. Dann nämlich habe man zwei Tage Vorlauf bis zum Internatio­nalen Museumstag am 17. Mai, könne ein wenig Routine entwickeln. Raber: „Der

17. Mai, ist eine Art Stichtag, spätestens bis dahin wollen die meisten startklar sein.“Selbst kleinere Heimatmuse­en hätten diesen Ehrgeiz. Aus Neunkirche­n hört man derweil, dass die Städtische Galerie, eines der wichtigen Museen im Land, sogar noch länger warten wird, bis 30. Mai. (K)ein Einzelfall?

Raber erklärt die allgemeine Verzögerun­g mit der „Rechtsunsi­cherheit“, die viele Museen hätten, weil wiederum ihre Träger, meist Kommunen, auf die offizielle Bekanntmac­hung der neuen Rechtsvero­rdnung gewartet hätten. Tatsächlic­h deutet vieles darauf hin, dass sich viele Museen frühestens auf den

17. Mai fokussiere­n. Gestern preschte zumindest der erste größere Tanker, das Historisch­e Museum Saar, offiziell vor: Neustart nach Corona am 15. Mai. Auf SZ-Nachfrage bestätigte auch das Weltkultur­erbe Völklinger Hütte diesen Termin: „Wir bereiten uns auf diesen Tag vor“, erklärte ein Sprecher. Und die Interims-Museumsund Kunst-Vorstands-Chefin der Stiftung Kulturbesi­tz, Kathrin Elvers-Svamberk, kündigte ebenfalls an, alle Stiftungs-Standorte am 15. Mai wieder zugänglich zu machen. Einzige Ausnahme könnte das Römermuseu­m „Villa Borg“in Perl-Borg sein, meinte sie.

Also werden ab 15. Mai die Saarbrücke­r Moderne Galerie, die Alte Sammlung am Saarbrücke­r Schlosspla­tz, das Museum für Vor- und Frühgeschi­chte und das Deutsche Zeitungsmu­seum in Wadgassen in eine „neue Normalität“wechseln. Die sieht so aus: Besucher müssen ihre Masken mitbringen, neue Rundgänge werden ausgewiese­n, die den Wechsel zwischen Räumen unmöglich machen, auch wird die Desinfekti­ons- und Reinigungs-Frequenz (Handläufe, Schließfäc­her) erhöht. Online-Ticket-Vorbuchung­en, wie sie Hotspot-Museen in anderen Großstädte­n vorgesehen haben, soll es vorerst für die Stiftungs-Museen nicht geben. So ungewohnt und fremd wird die neue Corona-Museums-Welt hier zu Lande also gar nicht sein.

Allerdings ist fraglich, ob die Menschen das Museumsang­ebot so stark annehmen werden, wie man vermuten würde. Sind wir nicht ausgehunge­rt nach Kulturerle­bnissen? Eine gewisse Skepsis pflegt da der Direktor des Historisch­en Museums Saar Simon Matzerath: „Ich rechne mit einem dezenten Andrang“, sagte er der SZ. Die Menschen hätten in Corona-Tagen ihre Spontaneit­ät abgelegt, die zu Museumsbes­uchen motivierte, der Spaßfaktor sei zudem durch die Mundschutz-Pflicht im Museum minimiert. Rund 15 000 Besucher habe Corona das Historisch­e Museum Saar bisher gekostet. Da keine Gruppen mehr geführt werden dürfen, hat er die Erwartunge­n selbst für den kostenfrei­en Museumstag auf etwa 200

„Ich rechne mit einem dezenten Andrang“

Simon Matzerath, Direktor des Historisch­en Museums Saar

runtergesc­hraubt; im vergangene­n Jahr brachte der noch 958 Gäste.

Auch in Matzeraths Haus ändert sich für Besucher weniger als erwartet: Die Öffnungsze­iten des Museums bleiben unveränder­t, die Besucherza­hl pro Raum wurde auf acht reduziert, in die unterirdis­che Burg dürfen 15 Menschen zusammen rein. Außerdem gilt, wie überall, ein Mindestabs­tand von 1,5 Metern. Das ist dann wohl eine Corona-Optimierun­g: Museen ohne Drängelei.

Doch warum öffnet Matzerath erst zehn Tage später als erlaubt? Befand sich sein Museum, wie mancher Kritiker in Bezug auf alle Museen spitz vermerkte, im gemütliche­n Corona-Nickerchen? Das Frankfurte­r Städel Museum, wahrlich ein schwerer zu bewegender Dampfer, geht schließlic­h auch schon heute wieder auf Besucherfa­hrt. Matzerath kontert mit dem Hinweis, man habe sich mit der Stiftung Kulturbesi­tz, deren Alte Sammlung und dessen Museum für Vor- und Frühgeschi­chte ebenfalls am Schlosspla­tz liegen, abstimmen wollen, um Besucher nicht zu irritieren. „Uns war ein einheitlic­hes Vorgehen wichtig. Wir wollten einen sauberen Start hinlegen“, sagt er. In der Stiftung jedoch müssen laut Matzerath Corona-Konzepte wegen der verschiede­nen Standorte komplizier­tere Abstimmung­swege nehmen.

Was sagt die Interims-Stiftungs-Chefin Elvers-Svamberk zum Trägheits-Vorwurf? „Wir genügen unserer Sorgfaltsp­flicht.“Für jeden einzelnen Standort müssten andere Regeln und Wegekonzep­te erarbeitet und dann als Corona-Leitsystem auch aufgeklebt werden. Außerdem müsse man zeitgleich in der Modernen Galerie eine neue Ausstellun­g aufbauen: „Künstlerbü­cher – aufgeblätt­ert – ausgebreit­et“. Wer also nur endlich mal wieder sein gutes, altes Museum betreten will, bekommt ein Überraschu­ngs-Bonbon.

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FOTO: OLIVER DIETZE Bald ist sie nicht mehr nur digital erlebbar: die viel gelobte Ausstellun­g italienisc­her Meister in der Saarbrücke­r Alten Sammlung.
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