Saarbruecker Zeitung

Impfstoff für sieben Milliarden Erdenbewoh­ner gesucht

Die EU sammelt bei einer Corona-Geberkonfe­renz mehr als sieben Milliarden Euro für die Entwicklun­g und Herstellun­g von Tests, Medikament­en und Impfstoffe­n.

- VON DETLEF DREWES Produktion dieser Seite: Iris Neu-Michalik Martin Wittenmeie­r

Gesucht werden Coronaviru­s-Test-Sets – für sieben Milliarden Erdenbewoh­ner. Gebraucht wird ein Impfstoff – sieben Milliarden Dosen, mindestens. „Wir müssen eine Impfung entwickeln, ihn herstellen und zu einem bezahlbare­n Preis sofort in jeder Ecke der Welt verfügbar machen. Eine solche Aufgabe gab es noch nie.“Mit diesen Worten hat EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen am Montagnach­mittag eine globale Show eröffnet, die es so wohl noch nie gegeben hat. Im öffentlich zugänglich­en EU-Fernsehsen­der EbS präsentier­te sich die CDU-Politikeri­n wie eine Moderatori­n vor einer Tagesschau-Weltkarte.

Am unteren Bildrand wurden die zugesagten Spenden aus den Staaten zusammenge­zählt. 7,5 Milliarden Euro wollte man in diesem ersten Anlauf erreichen. Eine Milliarde legte die Kommission­schefin zum Start in den Topf. Am Ende wurden die erhoffte Summe sowie weitere Kredit von mehr als einer Billion Euro erreicht. „Coronaviru­s – die globale Antwort“hieß die Auftaktver­anstaltung dieser Geberkonfe­renz, bei der Geld für die Entwicklun­g und Herstellun­g von Tests, Medikament­en und Impfstoffe gesammelt wurde. Weltweit wird nach Angaben der EU-Kommission an mehr als 70 möglichen Impfstoffe­n geforscht. Über 40 Entwickler haben sich bei der Europäisch­en Arzneimitt­el-Agentur (EMA) gemeldet. Der Pharmaverb­and IFPMA spricht sogar von 140 Wirkstoffe­n, die derzeit getestet würden. Darunter seien 77 Medikament­e, die für andere Krankheite­n entwickelt wurden, 68 seien neu. Die Mehrheit der Forscher rechnet damit, dass ein Präparat erst 2021 zur Verfügung steht.

In seltener Einigkeit wurde von der Leyens World-Show aber vor allem zu einem Konzert der globalen Solidaritä­t, bei dem nur einer besonders fehlte: US-Präsident Donald Trump. Er setzt lieber auf die eigenen Initiative­n und Firmen. Für alle anderen aber schien klar: „Wir können das Virus nicht alleine besiegen“, wie Bundeskanz­lerin Angela Merkel sagte und 525 Millionen Euro in den neuen Fonds legte – zusätzlich gab es weitere 1,3 Milliarden Euro zur Stützung der weltweiten Gesundheit­ssysteme.

Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron forderte Zugang zu den Impfstoffe­n „für alle und jeden auf diesem Planeten“. Der japanische Premiermin­ister Shinzo Abe sah die „Menschheit vereint in dieser Schlacht“und rief die internatio­nale Gemeinscha­ft dazu auf, im nächsten Jahr zu den Olympische­n Spielen nach Tokio zu kommen und dort „den Sieg über die Pandemie“zu feiern. Der kanadische Premiermin­ister Justin Trudeau sagte, „wir können uns nur um uns selbst kümmern, wenn wir uns um die ganze Welt kümmern“. Der britische Regierungs­chef Boris Johnson, der selbst infiziert war, legte einen ungewohnt deutlichen Appell für die weltweite Solidaritä­t vor. Recep Tayyip Erdogan (Türkei) war ebenso beteiligt wie Fürst Albert II. von Monaco und Südafrikas Präsident Cyril Matamera Ramaphosa sowie der jordanisch­e König Abdullah II. Und jeder brachte ein paar Millionen mit – auch Melinda Gates, die Ehefrau des Microsoft-Gründers Bill Gates, die 92 Millionen Euro spendete.

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