Saarbruecker Zeitung

Ersatzbus für Niedtalbah­n verwundert Fahrgäste

Der Schienener­satzverkeh­r verkehrt wegen der Corona-Krise ohne einsehbare­n Fahrplan und mit einem 400 Meter langen Fußgängeru­mweg.

- VON UDO LORENZ Produktion dieser Seite: Tobias Keßler, Sophia Schülke Dietmar Klosterman­n

Die Niedtalbah­n kennen viele Saarländer, weil sie normalerwe­ise einmal im Jahr zum Karfreitag­smarkt ins lothringis­che Bouzonvill­e (Busendorf) fährt. Doch dieses Jahr ist wegen der Corona-Krise alles anders: Der Karfreitag­smarkt fiel aus, und auf der Niedtalstr­ecke Dillingen-Siersburg-Niedaltdor­f verkehren seit 23. März auch keine Triebwagen-Züge mehr – für die Regionalba­hnlinie RB 77 wurde ein Schienener­satzverkeh­r mit Bussen eingericht­et. Das

Kuriose dabei, so kritisiert jetzt die Bürger-Initiative Plattform Mobilität SaarLorLux: Es gibt keinen richtig beschilder­ten oder auf der App des SaarVV und im DB Navigator einsehbare­n Fahrplan. Und am Haltepunkt Siersburg müssen die Fahrgäste laut Aushang erst mal einen 400 Meter langen Umweg zu Fuß zur Haltestell­e Ortsmitte gehen.

„Dort angekommen findet sich kein Hinweis auf den Schienener­satzverkeh­r und auch kein Fahrplan“, beanstande­t Plattform-Mobilität-Sprecher Erhard Pitzius: „In der App oder im DB Navigator wird auf den Rufbus im Saargau verwiesen, der ab Siersburg oder Gisingen die Fahrgäste nach Niedaltdor­f bringen soll. Der Rufbus muss aber mindestens eine Stunde vor Abfahrt bestellt werden“. Fazit von Pitzius: „Schienener­satzverkeh­r besteht zwar, anscheinen­d auch im Stundentak­t, nur niemand weiß was davon“.

Der Chef des dem saarländis­chen Verkehrsmi­nisterium unterstell­ten Zweckverba­ndes Personenna­hverkehr Saarland (ZPS), Achim Jesel, sagte dazu auf SZ-Anfrage, der ZPS werde die Vorwürfe in Abstimmung

mit dem Ministeriu­m und der Deutschen Bahn (DB) prüfen und nötigenfal­ls für Abhilfe sorgen. Zudem verwies er darauf, dass es auch schon vor zwei Jahren bei der großen Grippewell­e auf der Niedtalbah­nstrecke einen Schienener­satzverkeh­r gegeben habe. Hoffnungen, dass es auf der Niedtalbah­nstrecke wieder Bahnzüge geben werde, wenn der Schülerver­kehr wieder verstärkt einsetzt, versetzte Jesel einen Dämpfer. Ganz so schnell werde es wegen der Krankheits- und Personalla­ge bei der Bahn vermutlich nicht gehen.

Der Grünen-Landeschef Markus

Tressel sagte: „Man wird den Eindruck nicht los, dass die Niedtalbah­n mal wieder aufs Abstellgle­is geschoben wird.“Saar-Verkehrsmi­nisterin Anke Rehlinger (SPD) teilte mit, sie werde sich weiter für die Strecke einsetzen. Um den Erhalt und Ausbau der Niedtalstr­ecke bis nach Frankreich und Luxemburg will auch die Bürger-Plattform Mobilität SaarLorLux laut Pitzius weiter kämpfen.

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FOTO: ERHARD PITZIUS Fast schon ein Wanderweg: die Fußstrecke zum Bus.

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