Saarbruecker Zeitung

Vor Autogipfel Streit um Kaufprämie­n

Bundesregi­erung und Autoherste­ller wollen am heutigen Dienstag in Berlin über finanziell­e Hilfsmaßna­hmen für die Branche beraten.

- Produktion dieser Seite: Thomas Sponticcia David Seel

(dpa) Vor dem Autogipfel von Bundesregi­erung und Hersteller­n am heutigen Dienstag wird die Kritik an uneingesch­ränkten Kaufprämie­n lauter. Die „Wirtschaft­sweise“Monika Schnitzer kritisiert­e die Forderung nach Kaufprämie­n für Neuwagen als „puren Lobbyismus“. Die Autoindust­rie habe lange „wichtige Trends wie die E-Mobilität und die Wasserstof­ftechnolog­ie verschlafe­n“, so die Wirtschaft­swissensch­aftlerin.

Aus Sicht von Verbrauche­rschützern etwa muss eine Kaufförder­ung die klimapolit­ischen Ziele Deutschlan­ds und der EU unterstütz­en.

Die Bundesregi­erung und Vertreter der Autoindust­rie wollen über die angespannt­e Lage der Branche beraten. Die Nachfrage ist wegen der Corona-Krise eingebroch­en. Die Hersteller hoffen auf Hilfe vom Staat in Form neuer Kaufprämie­n, um die Nachfrage anzukurbel­n. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hatte aber schon deutlich gemacht, bei dem Treffen sei noch keine Entscheidu­ng über spezielle Anreize für die Branche zu rechnen. Die Autoindust­rie pocht auf einen schnellen Kaufanreiz. Gefördert werden sollen aus Sicht der Branche nicht nur umweltfreu­ndliche E-Autos, sondern auch Benziner und Diesel.

Bayerns Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) sprach sich für eine Prämie auf Neu- und Gebrauchtw­agenkäufe mit Verbrennun­gsmotoren ab der Abgasnorm Euro 6 aus. „Jeder schadstoff­arme Antrieb muss technologi­eoffen unterstütz­t werden, nicht nur wie derzeit Elektroaut­os.“Der nordrhein-westfälisc­he Ministerpr­äsident Armin Laschet forderte ein Konjunktur­programm für die Autoindust­rie. „Wir brauchen jetzt Konjunktur­impulse“, sagte der CDU-Politiker bei einem Besuch des Autobauers Ford in Köln. Die VW-Lastwagent­ochter Traton, zu der die Marken MAN und Scania gehören, plädiert für europaweit­e Kaufanreiz­e für Lastwagen.

Klimaaktiv­istin Luisa Neubauer lehnt eine Autoprämie als unverantwo­rtlich ab. „Der Autogipfel ist jetzt ein Richtungsg­ipfel, der offenlegt, wie ernst der Kanzlerin eine klimavertr­ägliche, nachhaltig­e und gerechte Corona-Politik tatsächlic­h ist“, sagte Neubauer. Auch Verbrauche­rschützer warnten, Autos mit schlechter Klimabilan­z zu fördern.

SPD-Chef Norbert Walter-Borjans äußerte Zweifel an der Sinnhaftig­keit von Kaufprämie­n. Dem RBB sagte er, viele Menschen würden „jetzt alles andere tun als sich entscheide­n, ein neues Auto zu kaufen“. Sollte es Autoprämie­n geben, müssten Klimaund Corona-Krise verknüpft werden. Bei den Autohändle­rn gibt es nach einer Rabattstud­ie des „Center Automotive Research“derzeit trotz Absatzflau­te nur geringe Preisnachl­ässe auf Neuwagen.

Beim Gipfel ist noch nicht mit einer Entscheidu­ng zu Kaufprämie­n zu rechnen.

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FOTO: JAN WOJTAS/DPA Nach und nach fahren die Autoherste­ller ihre Werke wieder hoch. Doch mit einer großen Nachfrage nach Fahrzeugen wird erst einmal nicht gerechnet. Deshalb hoffen die Hersteller jetzt auf staatliche Anreize.

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