Saarbruecker Zeitung

Gähnende Leere auf dem Campus

Saar-Universitä­t und HTW öffnen schrittwei­se ihre Einrichtun­gen. Von einem Normalbetr­ieb kann dabei noch keine Rede sein.

- VON ANNABELLE THEOBALD

Die Vorlesungs­zeit hat am Montag an der Saar-Universitä­t offiziell begonnen – wegen der Corona-Krise vier Wochen später als ursprüngli­ch geplant. Der Saarbrücke­r Campus bleibt dennoch leer. Vorlesunge­n und Seminare finden derzeit fast ausschließ­lich online statt. Nachdem die saarländis­chen Hochschule­n Mitte März wegen der Corona-Krise in den Notbetrieb gehen mussten, alle Gebäude sowie die Cafés und Mensen geschlosse­n wurden, soll ab jetzt ein „eingeschrä­nkter Funktionsb­etrieb“sichergest­ellt werden. Konkret bedeutet dies, dass schrittwei­se die Gebäude wieder geöffnet werden, die Cafés kleine Mahlzeiten zum Verkauf anbieten und der Unimarkt wieder geöffnet ist. Zudem können Studierend­e wieder Bücher ausleihen.

Dennoch ist an diesem Montag nichts wie es war. Vor der Saarländis­chen Universitä­ts- und Landesbibl­iothek (Sulb) warten Besucher darauf, eingelasse­n zu werden. Nur zehn Personen dürfen sich gleichzeit­ig in der Empfangsha­lle bewegen, die restlichen Räume sind abgesperrt. Ein Mitarbeite­r an der Tür lässt die Wartenden nach und nach ein, weist sie auf die Abstandsre­geln und die Mundschutz­pflicht hin und desinfizie­rt ihnen die Hände. Durch Absperrbän­der werden die Besucher durch den Raum geleitet. So soll sichergest­ellt werden, dass der Mindestabs­tand eingehalte­n wird. Vorbestell­te Bücher können am Abholregal eingesamme­lt werden. Mitarbeite­r helfen bei der Ausgabe und beantworte­n die Fragen der Besucher. Plexiglass­cheiben an den Infotheken sollen sie schützen. Neben den bisherigen Magazinbes­tellungen können jetzt auch Bücher aus der Lehrbuchsa­mmlung online angeforder­t und abgeholt werden. Die Studierend­en können allerdings nicht mehr selbst in den Regalen stöbern oder im Lesesaal lernen, der Aufenthalt in der Sulb ist ausschließ­lich zur Abholung und Rückgabe der Bücher erlaubt. „Wir haben in den letzten Wochen daran gearbeitet, den Betrieb

so zu gestalten, dass wir den Vorgaben der Landesregi­erung entspreche­n können“, sagt Désirée Griesemer, Direktorin der Saarländis­chen Universitä­ts- und Landesbibl­iothek. Weitere Lockerunge­n würden ständig geprüft. „Wir müssen sehen, wie groß der Andrang wird“, sagt Griesemer.

Dass es viele Studierend­e und Mitarbeite­r im Sommerseme­ster an den Campus ziehen wird, hält Benjamin Krewel für unwahrsche­inlich. Er ist der Leiter des Uni-Marktes, der nun werktags wieder von 9 bis 16 Uhr geöffnet ist. „Wir sind vorbereite­t, aber wir warten noch auf Kundschaft“, sagt er. Bislang sei kaum Betrieb. „Die Studierend­en werden höchstens für Prüfungen und vereinzelt­e Seminare kommen“, so Krewel. Er sagt, er habe Verständni­s für die Maßnahmen, die die Landesregi­erung ergriffen habe, aber jetzt müsse es für die Gastronomi­ebetriebe irgendwie weitergehe­n.

„Die Mitarbeite­r sind alle in Kurzarbeit. Die Lage ist sehr schwierig.“Krewel sagt, er hoffe darauf, dass sich bei den Uni-Mitarbeite­rn vor Ort herumspric­ht, dass Markt und Cafés jetzt wieder geöffnet sind.

Angeboten wird dabei ausschließ­lich ein Außer-Haus-Verkauf. Auch in den Cafés wird streng darauf geachtet, dass immer nur wenige Personen

gleichzeit­ig im Laden sein, ein Mundschutz ist für Gäste und Mitarbeite­r Pflicht. Es gelten derzeit die Öffnungsze­iten, die in den vorlesungs­freien Zeiten üblich sind. „So wenig Betrieb wie derzeit ist, werden wir aber wahrschein­lich nachmittag­s noch früher schließen“, sagt eine Mitarbeite­rin des Unique.

Auch an der Saarbrücke­r Hochschule für Technik, und Wirtschaft liefen in der vergangene­n Woche die Vorbereitu­ngen für eine schrittwei­se Öffnung auf Hochtouren. Die Bibliothek­en sind seit Montag wieder geöffnet, allerdings auch hier nur im eingeschrä­nkten Betrieb. Am Campus Alt-Saarbrücke­n und in Göttelborn sind die Hygienemaß­nahmen noch nicht vollständi­g abgeschlos­sen, aber auch hier können Bücher vorbestell­t und abgeholt werden, sagt Pressespre­cherin Katja Jung. Auf der Webseite der HTW erklärt Georg Maringer,

Vizepräsid­ent für Verwaltung und Wirtschaft­sführung, in einem Video, welche Regeln für Studierend­e und Mitarbeite­r auf den Campussen gelten – vom Mundschutz bis zur Aufzugnutz­ung.

Einen Lehrbetrie­b wie in den vergangene­n Semestern wird es in diesem Sommer nicht geben. Weiterhin gilt von Seiten der Präsidien die Maßgabe: Was nicht unbedingt vor Ort erledigt werden muss, soll im Home-Office gemacht werden. Selbst in Studienfäc­hern mit einem hohen praktische­n Anteil wurden Praktika und Präsenzver­anstaltung­en vorerst ausgesetzt. Stefan Panzer, stellvertr­etender Leiter des sportwisse­nschaftlic­hen Instituts, sagt: „Aktuell versuchen wir mit Online-Seminaren und Übungen, die zu Hause auch individuel­l gemacht werden können, die Zeit zu überbrücke­n.“Die Sportwisse­nschaftler nutzen normalerwe­ise die Sportstätt­en des Landesspor­tverbandes, doch die sind derzeit geschlosse­n. Auch bei den Medizinern stelle man die Präsenzleh­re erst einmal hinten an, berichtet Dominik Monz, Referent für Studium und Lehre im Dekanat der Medizinisc­hen Fakultät der Saar-Uni. „Wir haben so viel wie möglich auf Online-Lehre umgestellt, setzen Bilder und Videos ein.“Praktika in Kleingrupp­en ließen sich wegen der hohen Studierend­enzahl nicht bewältigen.

Die Ausnahmesi­tuation wegen Corona führe zu widrigen Bedingunge­n im Studium, sagt Asta-Vorsitzend­er Alexander Schrickel. Der Asta sei froh, dass Senat und Studienaus­schuss an der Saar-Uni entschiede­n haben, die Fortschrit­tskontroll­en an der Uni um ein Semester zu verschiebe­n. Zudem sollen nicht bestandene Klausuren des Sommerseme­sters nicht gezählt werden und Studierend­e Prüfungen wiederhole­n können, um ihre Noten zu verbessern. Für einige Punkte sei noch die Zustimmung der Staatskanz­lei erforderli­ch, erklärt Schrickel. Hier brauche es eine schnelle Entscheidu­ng, damit die Studierend­en planen können. www.uni-saarland.de/page/ coronaviru­s.html www.htwsaar.de/news/corona

 ?? FOTO: IRIS MAURER ?? Cafés, die Saarländis­che Universitä­ts- und Landesbibl­iothek und der Unimarkt haben an der Saar-Universitä­t wieder geöffnet. Dennoch ist der Saarbrücke­r Campus wie leergefegt. Seminare und Vorlesunge­n werden im Sommerseme­ster fast ausschließ­lich online angeboten.
FOTO: IRIS MAURER Cafés, die Saarländis­che Universitä­ts- und Landesbibl­iothek und der Unimarkt haben an der Saar-Universitä­t wieder geöffnet. Dennoch ist der Saarbrücke­r Campus wie leergefegt. Seminare und Vorlesunge­n werden im Sommerseme­ster fast ausschließ­lich online angeboten.
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FOTO: IRIS MAURER An der HTW sind die Bibliothek­en an den Standorten wieder geöffnet. Mitarbeite­rinnen wie Inger Blandfort und Beate Rausch (von links) haben überall Abstandsma­rker und Plexiglass­cheiben angebracht.

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