Saarbruecker Zeitung

Der Auslandsau­fenthalt im eigenen Wohnzimmer

Internatio­nalisierun­g bekommt in der Corona-Krise eine ganz neue Bedeutung: Viele Studierend­e müssen sich mit Online-Vorlesunge­n begnügen.

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(ath) Eine andere Kultur kennenlern­en, ganz und gar in eine fremde Sprache eintauchen, neue Menschen treffen – für viele gehört ein Auslandsau­fenthalt zum Studium unbedingt dazu, in einigen Fächern ist er sogar Pflicht. In Zeiten von Corona ist dagegen alles anders. „Solange das Auswärtige Amt eine weltweite Reisewarnu­ng ausspricht, können die Studierend­en keine Auslandsau­fenthalte antreten“, sagt Johannes Abele, Leiter des Internatio­nal Office an der Saar-Uni. Die Bundesregi­erung hat die Warnung vorerst bis 14. Juni verlängert. Für das Sommerseme­ster geplante Aufenthalt­e und Praktika müssen daher verschoben werden. Studierend­e, die sich zu Beginn der Krise noch im Ausland aufhielten, wurden von Seiten des Internatio­nal Office gebeten, nach Deutschlan­d

zurückzuke­hren.

Selbst wenn die Reisewarnu­ng des Auswärtige­n Amtes aufgehoben werde, müssten weitere Bedingunge­n erfüllt sein, damit Studierend­e wieder zu einem Auslandsau­fenthalt aufbrechen könnten, sagt Abele. Die deutschen und die ausländisc­hen Gesundheit­sbehörden müssten ihre Zustimmung geben, die Einreise müsse vom jeweiligen Land erlaubt werden und auch die Hochschule im Gastgeberl­and dazu bereit sein. Wann all diese Voraussetz­ungen wieder erfüllt sein werden, wisse man derzeit nicht, erklärt Abele.

Bis dahin bleibt Studierend­en auf beiden Seiten der Grenzen nur an Online-Vorlesunge­n der Gasthochsc­hulen teilzunehm­en, sofern diese angeboten werden. Das gilt auch für die Studierend­en am Deutsch-Französisc­hen Hochschuli­nstitut (DFHI) an der Saarbrücke­r Hochschule für Technik und Wirtschaft. Die Kooperatio­n zwischen der Saarbrücke­r HTW und der Université de Lorraine ermöglicht normalerwe­ise ein grenzübers­chreitende­s Studium, bei dem die Studierend­en abwechseln­d in Metz und in Saarbrücke­n Kurse belegen. An beiden Hochschule­n gibt es jedoch derzeit keine Präsenzver­anstaltung­en.

Auch die Praxisphas­en, in denen die Studierend­en Erfahrunge­n im ausländisc­hen Arbeitsmar­kt sammeln könne, werden durch die Pandemie torpediert. „Eine der ersten Konsequenz­en der Grenzschli­eßungen war, dass Studierend­e im Praktikum, das am Ende des Studiums ansteht, vielfach ins Home-Office geschickt wurden, oder das Praktikum ganz abgebroche­n wurde“, sagt Thomas Bousonvill­e, Leiter

des DFHI. Für die Betroffene­n suche man nach Lösungen, so dass ihnen keine Nachteile im Studium entstünden.

Sollten wieder Seminare vor Ort stattfinde­n, dürfen Studierend­e aus dem Ausland einreisen, um daran teilzunehm­en. Wer täglich über die Grenze fährt, braucht dafür eine Bescheinig­ung der Hochschule. Darauf muss stehen, dass die wieder geöffnet ist, Unterricht anbietet und die Anwesenhei­t der Studierend­en unerlässli­ch ist, erklärt Christine Klos, Leiterin der Abteilung Europa des saarländis­chen Ministeriu­ms für Finanzen und Europa. Wer zum Studium nach Deutschlan­d kommt und bleibt, braucht laut Angaben der Bundespoli­zei zudem einen Unterkunft­snachweis. www.uni-saarland.de/global/ welcome-center.html

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FOTO: HIBBELER/DPA Während des Studiums die Welt zu entdecken, bleibt für viele junge Menschen in der Corona-Pandemie ein unerfüllte­r Wunsch.

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