Virtuelle Welten am heimischen Rechner
Spiele für Computer und Konsolen sind ein Dauerbrenner. Fast die Hälfte der Deutschen zockt am Rechner oder Fernseher.
(dpa) 34 Millionen Deutsche spielen am Computer oder an Konsolen. Das ergab eine Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung. Die Auswahl der Spiele ist vielfältig. In Zeiten, in denen sich das Leben vieler Menschen vornehmlich in den eigenen vier Wänden abspielt, gewinnen sie zunehmend Freunde. Hier eine kleine Übersicht.
Ape Out (PC, Nintendo Switch) erzählt vom dramatischen Ausbruchversuch eines Gorillas aus einem weitläufigen Gefängnis. Dutzende schwer bewaffnete Wärter wollen das verhindern. Um lebend in Freiheit zu gelangen, muss der Gorilla geschickt den Laufwegen des Wachpersonals ausweichen oder sie angreifen, bevor sie ihre Waffen abfeuern können.
Das klingt nach Gewaltorgie, ist in Wahrheit aber ein musikalisches Rhythmusspiel. Die Klänge eines wuchtigen Schlagzeugs begleiten jede Bewegung des Gorillas: Eine erfolgreiche Ausweichbewegung oder ein gelungener Angriff auf die Wärter treibt die Musik zu einem kurzen Höhepunkt. Mit etwas Übung und Geschick komponieren die Spieler so ihre eigene Melodie, der den dramatischen und kurzweiligen Ausbruchsversuch passend untermalt.
Ape Out ist eine originelle Neuinterpretation des musikalischen Rhythmusspiels und macht selbst dann Spaß, wenn Spieler kein sonderlich gutes Taktgefühl haben.
Kentucky Route Zero (PC, Switch, Playstation 4, Xbox One) ist Mystery-Thriller und spielbarer Abenteuerfilm in einem. Erzählt wird eine bizarre Geschichte in den USA. Die
Handlung spielt an einem einsamen Highway, der eine Einöde durchquert. Hier erlebt der Spieler rätselhafte Begegnungen und macht mal humorvolle, mal hintergründige Erfahrungen.
Über zehn Jahre veröffentlichte das kleine Entwicklerteam Cardboard Computer insgesamt fünf Episoden, die die Geschichte von Kentucky Route Zero erzählten. Nun ist die Reihe komplett, und Spieler können in einem Rutsch alle Geheimnisse entschlüsseln. Das Abenteuer auf dem Highway ist jedoch kein Spiel für Ungeduldige. Wer die Atmosphäre in ihrer Gänze genießen will, muss Geduld mitbringen.
Kentucky Route Zero spielt sich wie ein spannender, bizarrer Thriller-Roman zum Mitmachen, der Spielern mehr als einmal einen (un-)angenehmen Schaudern über den Rücken jagen wird.
Florence Yeoh (iOS, Android, PC, Switch) steckt in einer Sackgasse fest. Ihre Arbeit macht der jungen Frau keinen Spaß, Freunde hat sie nur wenige, und mit endlosen Scrollereien auf Social Media lenkt sie sich nach Feierabend von ihren Problemen ab. Eines Tages verliebt sie sich in einen Straßenmusiker, und ihr Leben ändert sich grundlegend.
Das Spiel begleitet das verliebte Paar vom ersten Rendezvous bis zum letzten Streit, der die Beziehung wieder zerstören wird. Verhindern können das die Spieler nicht, aber darum geht es auch nicht. Die Geschichte will stattdessen eine Geschichte erzählen, die vielen Menschen nur zu gut vertraut ist. Wie aus einer zufälligen Begegnung eine romantische Beziehung werden kann, die allerdings irgendwann auch wieder endet. Das ist manchmal bittersüß, manchmal nur traurig aber immer eine Geschichte, die es wert ist, erlebt zu werden.
Die Beziehungssimulation meistert die schwierige Herausforderung, eine Liebesgeschichte zu erzählen, die sich nicht in kitschigen Klischees verliert, sondern realistisch ist.
Das ebenso gesellschaftskritische wie ungemein entspannende Spiel Neo Cab (PC, Switch) versetzt uns in die Rolle von Taxifahrerin Lina. Sie gabelt auf den Straßen der fiktiven Stadt Los Ojos Mitfahrer auf und bringt sie ans Wunschziel. Auf dem Weg kommt die junge Frau mit ihren Gästen ins Gespräch, und Spieler dürfen entscheiden, wie diese Unterhaltungen ablaufen.
Dabei ist Lina von der guten Laune ihrer Fahrgäste abhängig, die nach ihrer Fahrt mit einer Sterne-Bewertung wissen lassen, wie zufrieden sie waren. Doch die perfekte Bewertung hat ihren Preis. Immer wieder muss Lina die Zähne zusammenbeißen und Monologe der Mitfahrer ertragen, selbst wenn ihr deren Weltbilder und Gedanken schwer missfallen. Oder sie lässt ihrem Unmut eben doch freien Lauf, riskiert damit aber ihren Job.
Gespräche, die zum Nachdenken anregen, geben sich bei Neo Cab die Hand mit einer Rundfahrt durch eine wunderschöne, fiktive Stadt bei Nacht. Gemütlicher geht es kaum noch.
Im U-Boot von Barotrauma (PC) ist die Hölle los: Wasser tritt durch morsche Stellen in der Schutzhülle des Bootes ein, die Besatzung murrt, und außerirdische Seemonster wollen Boot und Besatzung an den Kragen. Gegen diese vielen Gefahren und Bedrohungen hilft nur eine gute Organisation, Planung und ein Auge fürs Detail.
Damit das U-Boot sicher am Zielhafen ankommt, müssen Spieler ihre Besatzung versorgen, Konflikte der Crew-Mitglieder lösen, Reparaturen beaufsichtigen und Erkundungsmissionen in der Tiefsee durchführen. Für Langeweile bleibt hier keine Zeit, stattdessen ist Vielseitigkeit gefragt.
Barotrauma hält Spieler auf Trab, ohne sie so sehr zu stressen, dass sie überfordert vor dem Bildschirm aufgeben müssen. Außerdem der ungewöhnliche Schauplatz ist ein großes Plus.
Olympischen Spiele geben wird. Das tut dem Spaß aber keinen Abbruch, denn Realismus wird hier nicht großgeschrieben. Trotzdem bringen die beiden Charaktere mit Disziplinen wie Sportklettern, Surfen, Karate, Speerwerfen und Bogenschießen Olympia-Flair auf die Couch. Und das auch für jüngere Spieler.
In QWOP (Browser) rennt ein Läufer im Idealfall über eine 100-Meter-Bahn. Denn die Steuerung hat es in sich. Mit den Tasten Q und W steuern die Spieler die Oberschenkel, mit O und P die Waden. Und das sieht beim ersten Mal eher nach ersten Gehversuchen von Babys als nach 100-Meter-Sprint aus. QWOP bietet eine theoretisch simple, praktisch aber hart zu meisternde Herausforderung und ist ein Internet-Phänomen. können die Fäuste der Figuren mit bestimmten Eigenschaften ausgerüstet werden.
„What the Golf?“(Switch, Apple Arcade, PC, Mac) ist ein Spiel für Leute, die überhaupt nichts mit Golf am Hut haben. Zwar startet das Spiel klassisch – ein kleiner, weißer Ball muss mit einem Schläger in ein Loch befördert werden. Doch schon im zweiten Level wird das Prinzip auf den Kopf gestellt und statt des Balls fliegt auf einmal die Spielfigur Richtung Fahne. Solche Überraschungen gibt es ständig. Und gleichzeitig parodiert das Spiel andere auf witzige Weise.