Peter Neururer sagt der Bundesliga Ade
Der 65-Jährige heuert bei einem Personaldienstleister in Gelsenkirchen an. Nur ein Job als Nationaltrainer im Ausland wäre damit noch vereinbar.
(sid) Anderthalb Wochen nach seinem 65. Geburtstag hat Kultfigur Peter Neururer einen Schlussstrich unter seine Trainerkarriere in Deutschland gezogen. „Seit dem 1. Mai ist klar, dass ich in Deutschland nicht mehr als Trainer oder Sportdirektor in Frage komme“, sagte der 65-Jährige dem Fernsehsender Sky Sport News HD: „Ich habe mich der Stölting Service Group angeschlossen und bin da seit 1. Mai im Bereich Personal und Sportmanagement unterwegs.“
Ein kleines Hintertürchen ließ Neururer sich allerdings für seinen Herzensverein Schalke 04 offen. „Die können jederzeit anrufen. Es gibt immer Ausnahmen, die man machen kann“, sagte der Schalke-Trainer aus der Saison 1989/1990 mit einem Augenzwinkern. Beim Gelsenkirchener Personaldienstleister
will er sich nun in Sachen Beratung und Vermittlung für Spieler und Trainer engagieren.
Neururer verriet allerdings vor einigen Tagen, dass er parallel zu einer neuen Tätigkeit „einen Trainerjob im Ausland“machen könnte. Zuletzt befand er sich diesbezüglich in Gesprächen mit einer Nationalmannschaft, „die im europäischen Bereich unterwegs ist und sich noch nicht für die Europameisterschaft im nächsten Jahr qualifiziert hat“. Es könne sein, „dass nach der Corona-Krise da noch etwas kommt“, sagte Neururer, der seinen Sport schrecklich vermisst: „Jeder Tag ohne Fußball ist ein verlorener Tag.“
An den Ruhestand denke er nicht, sagte Neururer und kommentierte sein Alter schmunzelnd: „Das sind gelebte 170 Jahre, gefühlte 35 und effektive 65.“Den ihm unbekannten Stillstand muss er in dieser Zeit wohl oder übel akzeptieren, die Gesundheit sei für ihn ohnehin das Wichtigste – erst recht nach seinem Herzinfarkt vor acht Jahren. Seitdem feiere er sowieso jeden Tag, „nicht nur den Geburtstag“.
Und so fuhr der bekennende Motorrad-Fan Neururer zuletzt auf seiner Harley-Davidson hunderte Kilometer durch die Gegend, arbeitete im Garten, paukte Spanisch mit seiner Frau und hielt sich mit morgendlichen Lockerungsübungen fit. Dann noch „ein schönes Essen am Abend, ein Fläschchen Wein trinken und am nächsten Tag ausgeschlafen in die nächste langweilige Runde“, sagte der Ruhrpottler lachend.
Als Profi-Trainer kam er dagegen selten zur Ruhe: Schalke 04, Hertha BSC, 1. FC Saarbrücken (inklusive Aufstieg in die Bundesliga!), Hannover
96, Fortuna Düsseldorf, der 1. FC Köln, Alemannia Aachen oder Kickers Offenbach – bei keinem der Vereine stand er länger als ein oder zwei Jahre an der Seitenlinie. Nur beim VfL Bochum hielt es ihn vier Jahre. 2002 stand der VfL mit Coach Neururer erstmals an der Tabellenspitze der Bundesliga, 2004 spielten die Bochumer nach sieben Jahren sogar wieder international im Uefa-Pokal, nach der ersten Runde war allerdings Schluss.
Seine vorerst letzte Station im deutschen Vereinsfußball war der Regionalligist SG Wattenscheid 09, der kurz nach seinem Amtsantritt als sportlicher Leiter Insolvenz anmelden musste. Neururer rechnete mit dem Club ab. Er habe nach eineinhalb Wochen feststellen müssen, dass dort alles auf „reinen Lügenkonstrukten“basierte.