Kein Schüler im Saarland muss 2020 sitzenbleiben
Alle Kinder und Jugendlichen sollen laut Bildungsministerin Streichert-Clivot vor den Sommerferien wieder zur Schule gehen können.
(ter) Alle Schüler im Saarland werden am Ende dieses Schuljahrs in die nächste Jahrgangsstufe versetzt. „Niemand wird sitzenbleiben“, sagte am Dienstag Saar-Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) mit Blick auf die Folgen der Corona-Krise für die Schulen. Auch wer schlechte Noten habe, müsse die Klasse nicht wiederholen. Damit soll verhindert werden, dass für die Schüler wegen ihrer unterschiedlichen Lernbedingungen zu Hause Nachteile entstehen.
„Das schließt aber nicht aus, die Klassenstufe freiwillig zu wiederholen“, sagte die Ministerin. Lehrer, Schüler und Eltern sollen individuell entscheiden, ob eine Wiederholung sinnvoll wäre. Bleibt ein Schüler zweimal in derselben Klassenstufe sitzen, muss er normalerweise die Schulform wechseln. Falls der Wunsch besteht, dieses Schuljahr zu wiederholen, spielt das diesmal keine Rolle. „Die Beschränkungen zur Häufigkeit einer Wiederholung und zur Verweildauer in der Oberstufe werden nicht angewendet“.
Die Leistungen, die zu Hause erbracht werden, sollen nicht benotet werden. Nur Themen, die im Präsenzunterricht behandelt wurden, können mit einem Leistungsnachweis
überprüft werden. „Die besonderen Umstände müssen bei der Festlegung der Jahreszeugnisnoten im Zweifel zum Vorteil der Schüler berücksichtigt werden.“Grundsätzlich reichten für das Jahreszeugnis auch die Noten aus, die die Schüler bis vor der Schließung der Schulen am 13. März bekommen haben.
Möglichst noch vor den Sommerferien sollen alle Kinder und Jugendlichen wieder in die Schulen gehen können. Aber nicht alle zum gleichen Zeitpunkt. Streichert-Clivot strebt einen Block-Unterricht im Wechsel zwischen digitalem Lernen zu Hause und einem Präsenzunterricht an. Unklar sei noch, ob es einen wöchentlichen oder täglichen Wechsel geben wird. Einen genauen zeitlichen Fahrplan gebe es noch nicht. „Ab dem 17. Mai müssen wir den nächsten Schritt machen. Das sieht die Rechtsverordnung vor.“
Die Leistungen, die zu
Hause erbracht werden, sollen nicht
benotet werden.
(dpa/kes) Für Kunden und Beschäftigte der Autoindustrie gibt es in der strittigen Frage von Kaufprämien in der Corona-Krise noch keine Klarheit. Bis Anfang Juni soll nun über steuerfinanzierte Anreize entschieden werden – das vereinbarten die Teilnehmer eines „Autogipfels“von Bundesregierung und Branche am Dienstag. Niedersachsen, Bayern und Baden-Württemberg mit den Hauptsitzen von Volkswagen, BMW und Daimler hatten zuvor rasche Beschlüsse gefordert.
Weil sich Verbraucher zurückhalten und Lieferketten gekappt waren, hatte sich der Branchenverband VDA für Staatshilfen für die angeschlagene Autoindustrie ausgesprochen. Parallel dazu hält die Kritik an neuer Unterstützung der Kernindustrie mit über 800 000 Mitarbeitern
an: Umweltschützer und diverse Politiker lehnen vor allem eine Förderung von Wagen mit Verbrennungsmotor ab. Extra-Geld speziell für die Autobranche sehen Beobachter ebenfalls skeptisch – stattdessen könnten die Hilfen in ein umfassendes Konjunkturprogramm der Bundesregierung einfließen. Darüber soll jetzt eine Arbeitsgruppe von Bund und Industrie weiter beraten. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) verwies auf die besondere Bedeutung der Autoindustrie für Wertschöpfung und Beschäftigung.
VDA-Chefin Hildegard Müller erklärte, eine „Neustartprämie“könne die Konjunktur in Schwung bringen und Menschen aus der Kurzarbeit holen. „Dies ist auch ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz, weil auch moderne Motoren erheblich verbesserte CO2- und Schadstoffbilanzen haben.“
Die Ministerpräsidenten der drei „Autoländer“pochten auf Hilfen. Die Autoindustrie gehöre zum Rückgrat der Wirtschaft, viele Zulieferer hingen an ihr, sagte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Die Einführung einer „schnellen, niederschwelligen, zeitlich begrenzten Innovationsprämie für die Anschaffung
von Neu- und Jahreswagen“sei nötig. Saar-Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) hatte vor dem Gipfel Investitionshilfen für eine „moderne, zukunftsfähige Stahl- und Automobilindustrie“gefordert. „Eine einfache Absatzprämie (für die Autohersteller) ist mir zu einfallslos“, sagte Rehlinger in Saarbrücken. Staatliche Rettungsmaßnahmen
für Konzerne wie Milliardenkredite passten zudem nicht zusammen mit Manager-Boni.
Die großen Autobauer lassen ihre Werke in Europa nach wochenlangem Stillstand derzeit wieder anlaufen. Aber viele Mitarbeiter bleiben in Kurzarbeit. In der Branche ist die Angst groß, dass die Autobauer „auf Halde“produzieren, weil es zu wenige Käufer gibt. Die abwartende Haltung der Regierung gefährde Jobs, heißt es.
Der Umbruch hin zu E-Mobilität und Digitalisierung kostet die Branche bereits Milliarden. Die Diesel-Krise kostete Vertrauen. Nun kommt die Corona-Krise dazu. Kritiker werfen der Branche allerdings auch ein generell zu spätes Umsteuern vor. Der Bundesgerichtshof (BGH) verhandelte am Dienstag erstmals den Fall eines Einzelklägers in der Volkswagen-Dieselaffäre, sprach aber noch kein Urteil.