Saarbruecker Zeitung

450 Anträge beim LSVS wegen Corona-Krise

Saarländis­che Sportverbä­nde und -Vereine, die beim LSVS ihre Corona-Schäden gemeldet haben, hoffen auf schnelle Hilfe.

- VON PATRIC CORDIER

Im Meldesyste­m des LSVS haben 450 Verbände und Vereine Schäden gemeldet, die aus der Corona-Krise entstanden sind. Die Summe dürfte zwölf Millionen Euro deutlich übersteige­n.

Die Rechnungen sind eingesamme­lt, jetzt geht es eigentlich ans Bezahlen: Die Frist, die der Landesspor­tverband für das Saarland (LSVS) seinen Mitgliedsv­erbänden und -Vereinen gestellt hat, die durch die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie entstanden­en finanziell­en Schäden aufzusummi­eren und zu melden, ist seit Sonntagnac­ht, 24 Uhr, abgelaufen.

„Übers Wochenende waren noch einmal rund 160 Anträge per E-Mail eingegange­n. Wir haben damit insgesamt mehr als 450 Meldungen vorliegen“, sagt Adrian Zöhler, der Präsident des LSVS, „wir prüfen nun, ob auch keine Dopplungen vorgekomme­n und alle Anträge korrekt ausgefüllt sind. Danach werden wir zeitnah gemeinsam mit dem Innen- und Sportminis­terium konkrete Zahlen vorlegen können.“Bereits

die ersten 300 Anträge hätten aber die 12-Millionen-Euro-Marke überschrit­ten.

Die Beträge, die im Einzelnen aufgerufen werden, sind dabei ebenso unterschie­dlich wie die Antragsste­ller. So macht der Saarländis­che Fußballver­band (SFV), immerhin der größte Einzelspor­tverband im Land, Verluste von über 500 000 Euro geltend (wir berichtete­n). Um nicht einmal ein Prozent dieser Summe, nämlich um knapp 5000 Euro, geht es bei den Bundesliga-Keglerinne­n des KSC Dilsburg. „Stand jetzt können wir zum 1. Mai die Miete nicht mehr bezahlen“, berichtet der Vorsitzend­e der Keglerinne­n Jörg Ziegler, der sich natürlich um Hilfen bemüht hat: „Der Antrag an das Wirtschaft­sministeri­um wurde mittlerwei­le abgelehnt, vom LSVS haben wir noch keine Rückmeldun­g bekommen, lediglich die Info, dass ein Rettungssc­hirm geplant ist.“

Dabei hatte Sportminis­ter Klaus Bouillon doch versproche­n, gerade für „Notfälle“schnelle Lösungen bereitzuha­lten, zumal es sich bei den Keglern um eine eher überschaub­are Summe handelt. Bouillon hatte eine Soforthilf­e im Gesamtvolu­men von 500 000 Euro in Aussicht gestellt. „Alle arbeiten mit dem Fokus, den anfragende­n Vereinen so schnell und unbürokrat­isch wie möglich zu helfen“, erklärte am Dienstag die Pressespre­cherin des Innenminis­teriums Katrin Thomas, „bezüglich des weiteren Vorgehens wird sich erst in den nächsten Tagen ein genauer Zeitplan ergeben, aufgrund dessen sich die Auszahlung­smodalität­en und das weitere konkrete Vorgehen ergeben.“

Dass man die eingegange­nen Anträge nun überprüfen wird, hatte der Minister schon vorige Woche angekündig­t. Sorgfalt macht bei aller gebotenen Eile Sinn, schließlic­h verteilt man Steuergeld­er. Wie groß der zu verteilend­e Kuchen wirklich sein wird, entscheide­t letztlich der saarländis­che Ministerra­t, dem – auch das hatte Bouillon gegenüber unserer Zeitung angekündig­t – das Zahlenwerk des „Rettungssc­hirms Saarsport“in der zweiten Monatshälf­te vorgelegt werden soll.

Während Vereine in Schleswig-Holstein,

Nordrhein-Westfalen oder Hessen also bereits Hilfen erhalten haben, müssen die Ehrenamtle­r im Saarland – und nur um diese Vereine geht es – sich weiter in Geduld üben. Dabei haben nicht nur die Kegler ein Problem, das vielen Vereinen droht. Denn die erwartete Rezession trifft auch die, die bisher ein großes Herz für den Sport vor Ort hatten. „Ein Drittel der Kosten für die Bundesliga-Mannschaft hat ein Sponsor getragen, der jetzt aber auch nichts mehr machen möchte“, berichtet Dilsburgs Vereinsche­f Ziegler.

Auch Philipp Grau, der Geschäftsf­ührer beim Frauen-Volleyball-Zweitligis­ten TV Holz, kann Ähnliches berichten. „Gerade kleine und mittelstän­dische Unternehme­n, die uns in den letzten Jahren immer sehr unterstütz­t haben, müssen schauen, wie sie ihre Liquidität erhalten und durch diese schwere Zeit kommen“, erzählt Grau, „da ist es für mich absolut nachvollzi­ehbar, dass die Unterstütz­ung der letzten Jahre einfach in diesem Jahr nicht so ausfallen kann. Wir rechnen für den Jugendbere­ich mit einem Defizit im fünfstelli­gen Bereich. Beim Zweitligab­udget werden wir bei 20 bis 30 Prozent unter dem Vorjahr liegen und auch weitere Kosteneins­parungen vornehmen müssen.“

Der LSVS will den Verbänden und Vereinen über den aktuellen Rettungssc­hirm hinaus helfen. Allerdings eher idiell als materiell. „Wir versuchen dahingehen­d zu beraten, inwieweit Fördermögl­ichkeiten über das Wirtschaft­sministeri­um oder auch die Sportplanu­ngskommiss­ion gegeben sind und wie die Vereine diese nutzen können“, verspricht Zöhler. Die ersten Rechnungen sind eingesamme­lt. Die Zeche, die aus den Anti-Corona-Maßnahmen resultiert, dürfte aber nicht nur für den Sport noch deutlich höher ausfallen.

 ?? FOTO: LEHMANN ?? Die Keglerinne­n des KSC Dilsburg wurden in der abgelaufen­en Saison Vierte in der Bundesliga. Ob es in der kommenden Saison für die Mannschaft um Weltmeiste­rin Veronika Ulrich (vorne in der Mitte) weitergeht, ist offen.
FOTO: LEHMANN Die Keglerinne­n des KSC Dilsburg wurden in der abgelaufen­en Saison Vierte in der Bundesliga. Ob es in der kommenden Saison für die Mannschaft um Weltmeiste­rin Veronika Ulrich (vorne in der Mitte) weitergeht, ist offen.
 ?? FOTO: REICHERT/DPA ?? Adrian Zöhler ist der Präsident des Landesspor­tverbandes für das Saarland.
FOTO: REICHERT/DPA Adrian Zöhler ist der Präsident des Landesspor­tverbandes für das Saarland.
 ?? FOTO: SCHLICHTER ?? Sportminis­ter Klaus Bouillon hat umfangreic­he Hilfen für Sportverei­ne versproche­n.
FOTO: SCHLICHTER Sportminis­ter Klaus Bouillon hat umfangreic­he Hilfen für Sportverei­ne versproche­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany