450 Anträge beim LSVS wegen Corona-Krise
Saarländische Sportverbände und -Vereine, die beim LSVS ihre Corona-Schäden gemeldet haben, hoffen auf schnelle Hilfe.
Im Meldesystem des LSVS haben 450 Verbände und Vereine Schäden gemeldet, die aus der Corona-Krise entstanden sind. Die Summe dürfte zwölf Millionen Euro deutlich übersteigen.
Die Rechnungen sind eingesammelt, jetzt geht es eigentlich ans Bezahlen: Die Frist, die der Landessportverband für das Saarland (LSVS) seinen Mitgliedsverbänden und -Vereinen gestellt hat, die durch die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie entstandenen finanziellen Schäden aufzusummieren und zu melden, ist seit Sonntagnacht, 24 Uhr, abgelaufen.
„Übers Wochenende waren noch einmal rund 160 Anträge per E-Mail eingegangen. Wir haben damit insgesamt mehr als 450 Meldungen vorliegen“, sagt Adrian Zöhler, der Präsident des LSVS, „wir prüfen nun, ob auch keine Dopplungen vorgekommen und alle Anträge korrekt ausgefüllt sind. Danach werden wir zeitnah gemeinsam mit dem Innen- und Sportministerium konkrete Zahlen vorlegen können.“Bereits
die ersten 300 Anträge hätten aber die 12-Millionen-Euro-Marke überschritten.
Die Beträge, die im Einzelnen aufgerufen werden, sind dabei ebenso unterschiedlich wie die Antragssteller. So macht der Saarländische Fußballverband (SFV), immerhin der größte Einzelsportverband im Land, Verluste von über 500 000 Euro geltend (wir berichteten). Um nicht einmal ein Prozent dieser Summe, nämlich um knapp 5000 Euro, geht es bei den Bundesliga-Keglerinnen des KSC Dilsburg. „Stand jetzt können wir zum 1. Mai die Miete nicht mehr bezahlen“, berichtet der Vorsitzende der Keglerinnen Jörg Ziegler, der sich natürlich um Hilfen bemüht hat: „Der Antrag an das Wirtschaftsministerium wurde mittlerweile abgelehnt, vom LSVS haben wir noch keine Rückmeldung bekommen, lediglich die Info, dass ein Rettungsschirm geplant ist.“
Dabei hatte Sportminister Klaus Bouillon doch versprochen, gerade für „Notfälle“schnelle Lösungen bereitzuhalten, zumal es sich bei den Keglern um eine eher überschaubare Summe handelt. Bouillon hatte eine Soforthilfe im Gesamtvolumen von 500 000 Euro in Aussicht gestellt. „Alle arbeiten mit dem Fokus, den anfragenden Vereinen so schnell und unbürokratisch wie möglich zu helfen“, erklärte am Dienstag die Pressesprecherin des Innenministeriums Katrin Thomas, „bezüglich des weiteren Vorgehens wird sich erst in den nächsten Tagen ein genauer Zeitplan ergeben, aufgrund dessen sich die Auszahlungsmodalitäten und das weitere konkrete Vorgehen ergeben.“
Dass man die eingegangenen Anträge nun überprüfen wird, hatte der Minister schon vorige Woche angekündigt. Sorgfalt macht bei aller gebotenen Eile Sinn, schließlich verteilt man Steuergelder. Wie groß der zu verteilende Kuchen wirklich sein wird, entscheidet letztlich der saarländische Ministerrat, dem – auch das hatte Bouillon gegenüber unserer Zeitung angekündigt – das Zahlenwerk des „Rettungsschirms Saarsport“in der zweiten Monatshälfte vorgelegt werden soll.
Während Vereine in Schleswig-Holstein,
Nordrhein-Westfalen oder Hessen also bereits Hilfen erhalten haben, müssen die Ehrenamtler im Saarland – und nur um diese Vereine geht es – sich weiter in Geduld üben. Dabei haben nicht nur die Kegler ein Problem, das vielen Vereinen droht. Denn die erwartete Rezession trifft auch die, die bisher ein großes Herz für den Sport vor Ort hatten. „Ein Drittel der Kosten für die Bundesliga-Mannschaft hat ein Sponsor getragen, der jetzt aber auch nichts mehr machen möchte“, berichtet Dilsburgs Vereinschef Ziegler.
Auch Philipp Grau, der Geschäftsführer beim Frauen-Volleyball-Zweitligisten TV Holz, kann Ähnliches berichten. „Gerade kleine und mittelständische Unternehmen, die uns in den letzten Jahren immer sehr unterstützt haben, müssen schauen, wie sie ihre Liquidität erhalten und durch diese schwere Zeit kommen“, erzählt Grau, „da ist es für mich absolut nachvollziehbar, dass die Unterstützung der letzten Jahre einfach in diesem Jahr nicht so ausfallen kann. Wir rechnen für den Jugendbereich mit einem Defizit im fünfstelligen Bereich. Beim Zweitligabudget werden wir bei 20 bis 30 Prozent unter dem Vorjahr liegen und auch weitere Kosteneinsparungen vornehmen müssen.“
Der LSVS will den Verbänden und Vereinen über den aktuellen Rettungsschirm hinaus helfen. Allerdings eher idiell als materiell. „Wir versuchen dahingehend zu beraten, inwieweit Fördermöglichkeiten über das Wirtschaftsministerium oder auch die Sportplanungskommission gegeben sind und wie die Vereine diese nutzen können“, verspricht Zöhler. Die ersten Rechnungen sind eingesammelt. Die Zeche, die aus den Anti-Corona-Maßnahmen resultiert, dürfte aber nicht nur für den Sport noch deutlich höher ausfallen.