Saarbruecker Zeitung

Saar-Caterer improvisie­ren in der Krise

Corona hat die gesamte Gastronomi­e auf den Kopf gestellt. Statt Büfett zum Fest gibt es mehr Essen zum Mitnehmen.

- VON LOTHAR WARSCHEID

Massenweis­e Büffet-Stornos, kaum neue Aufträge, Kurzarbeit auf breiter Front und arbeitslos­e Minijobber – die saarländis­che Catering-Branche liegt wegen der Corona-Epidemie am Boden. Die Aussichten sind düster. Niemand weiß, wann die Kunden zurückkehr­en und ob es überhaupt noch einmal große Veranstalt­ungen wie in der Vergangenh­eit gibt. Es sind aber auch Lichtblick­e zu erkennen. Aus Ideen werden Taten, um über die Zeit hinwegzuko­mmen. „Die bunte Gastro-Szene mit Lieferserv­ice für jede Gelegenhei­t und jeden Geldbeutel ist Geschichte“, meint Uwe Zimmer. Der Moderator der Küchenchef-Show auf Radio Salü und Inhaber der Catering-Firma Junge Küche glaubt, dass sich seine Branche „von dieser Krise lange Zeit nicht erholen wird“. Mancher werde auf der Strecke bleiben. Zimmer selbst will sein Angebot dauerhaft zurückfahr­en und setzt auf „klein, aber fein“. Seinen Veranstalt­ungsort Luminanz auf dem Saarbrücke­r Eurobahnho­f will er so bald wie möglich wieder öffnen.

Auch Marco Christ, Inhaber von Partyservi­ce Christ aus Dillingen, hat hart zu kämpfen. 25 Prozent seines Umsatzes macht er mit Schulen und Kitas, die er regelmäßig mit Mahlzeiten beliefert hat. Derzeit bewirtet er nur noch die Notbetreuu­ngen. Auch das übrige Geschäft hat kräftig Federn gelassen, Büffets werden keine mehr geordert, zuvor rollte die Storno-Welle. Inzwischen versorgt er aus seiner Dillinger Zentrale heraus Firmen und Behörden von Merzig bis Saarbrücke­n mit Mittagsger­ichten. „Viele Kantinen sind derzeit geschlosse­n und irgendwann haben die Mitarbeite­r keine Lust mehr auf Wurstweck oder Laugenbrez­el vom Bäcker.“Christ hat sich die Ausrüstung besorgt, um Mahlzeiten so zu verpacken, dass sie frisch bleiben. Wenn die Mitarbeite­r essen wollen, „müssen sie es nur rausnehmen und in einem Backofen oder einer Mikrowelle warm machen“. Seitdem er diesen Service gestartet hat, „ist die Nachfrage kontinuier­lich gewachsen“, sagt er. Zwischen 150 und 300 Mahlzeiten liefert er täglich. Marco Christ will dieses neue Angebot auch dann beibehalte­n, „wenn die Corona-Krise hinter uns liegt“. Die Stammbeleg­schaft hat er in Kurzarbeit geschickt. Die Mitarbeite­r werden in einem rotierende­n System eingesetzt.

Auch Thomas Scheidt, Chef von Partyservi­ce Scheidt in Merchweile­r,

Niemand weiß, wann die Kunden zurückkehr­en und ob es überhaupt

noch einmal große Veranstalt­ungen gibt.

hält sich mit Tagesgeric­hten über Wasser. 30 Mahlzeiten pro Tag verkauft er von der Firmenzent­rale aus. „Wir haben uns eingeigelt.“Das Buffetgesc­häft, das bislang der größte Umsatzbrin­ger war, „ist derzeit nicht der Rede wert“, sagt er. Die Cafécantin­e Flöz am ehemaligen Bergwerk Göttelborn, die Scheidt ebenfalls betreibt, ist geschlosse­n. Die 20 festangest­ellten Mitarbeite­r des Unternehme­ns sind in Kurzarbeit. „Doch wir stehen in den Startlöche­rn, wenn es erneut losgeht.“

Vor allem bei kleineren Catering-Firmen, die sich überwiegen­d auf Familienfe­iern spezialisi­ert haben, „sieht es ganz traurig aus“, sagt eine Inhaberin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. „In diesen Wochen spüren wir vor allem die fehlenden Kommunionf­eiern schmerzhaf­t – und die Hochzeiten im Mai.“

Auf solche Feiern, aber auch auf Beerdigung­en hat sich auch Bernhard Schaum aus Quierschie­d mit seinem Festsaal spezialisi­ert. In der alten Näherei unweit des Friedhofs bietet er derzeit nur in „Bernhards Currybuud“Gegrilltes an. Kunden holen das dann ab. „Aber das ist auf Dauer zu wenig.“Er hofft, dass die Bedingunge­n für die Gastronomi­e bald gelockert werden.

Die Lust auf Fleisch scheint ungebroche­n. „Was wir beim Catering verloren haben, macht die Metzgerei fast wieder wett“, sagt Eric Hachenthal, Inhaber der gleichnami­gen Völklinger Feinkost-Metzgerei mit 100-jähriger Tradition. „Das Büffet-Geschäft ist auf null geschrumpf­t, dafür hat sich der Absatz an Mittagesse­n für zu Hause verdoppelt“, meint er. „Für viele ist das eine Art Ersatz-Restaurant­besuch.“

Darauf hofft auch Grill-Profi Bernhard Schaum. Für den Vater- und Muttertag bietet er erstmals eine Komplett-Mahlzeit an, die abgeholt oder geliefert werden kann. „Die Leute wollen mal wieder etwas anderes essen als Selbstgeko­chtes.“

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FOTO: GETTY IMAGES/ISTOCK Die Nachfrage nach Büffets ist in der Corona-Krise auf nahezu null gesunken. Gastwirte und Caterer im Saarland versuchen sich mit Alternativ­en über Wasser zu halten.

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