Warum Marienhaus nicht zur Ruhe kommt
Der Träger hat den Pflegedirektor seiner Kliniken St. Wendel, Ottweiler und Kohlhof freigestellt.
Die Marienhauskliniken in St. Wendel, Ottweiler und Kohlhof kommen nicht zur Ruhe. Nach dem Protest von Mitarbeitern gegen einen neuen Personalschlüssel für die einzelnen Stationen muss der Pflegedirektor der drei Krankenhäuser, Lothar Schramm, seinen Hut nehmen. Er sei am Montag freigestellt und von seinen Aufgaben entbunden worden, teilte Marienhaus auf Anfrage mit. Zu den Gründen äußerte sich der katholische Träger nicht.
In der Belegschaft wird vermutet, dass interne Differenzen im Zusammenhang mit dem aktuellen Konflikt Grund für den personellen Wechsel sind. Zur Vorstellung des neuen Pflegedirektors Raimund Westrich, der bisher in gleicher Funktion für die Krankenhäuser in Hermeskeil und Losheim arbeitete und direkt aus der Marienhaus-Zentrale unterstützt werden soll, wurde am Montagabend kurzfristig für Dienstagnachmittag eingeladen.
Der Gesundheitsausschuss des Landtags will am Mittwoch unterdessen den unabhängigen Pflegebeauftragten des Landes, Jürgen Bender, bitten, die Situation in St. Wendel, Kohlhof und Ottweiler zu überprüfen. „Wir sehen mit Sorge, dass Konflikte sowohl zwischen Mitarbeiterschaft und Führungsebene als auch innerhalb der Mitarbeiterschaft anwachsen“, hatten die Gesundheitspolitiker der großen Koalition, Hermann Scharf (CDU) und Magnus Jung (SPD) erklärt.
Seitdem Marienhaus im April einen neuen Personalschlüssel angeordnet hatte, gibt es Widerstand. Eine examinierte Pflegekraft muss sich seither um 15 statt um 10 oder 12 Patienten kümmern, auf Intensivstationen
um 4 statt wie bisher um 2,5. Marienhaus hatte mit Blick auf die langsame Rückkehr der Kliniken in den Normalbetrieb zugesagt, „dass auch ein Mehr an Personal als 1:15 oder 1:4 möglich ist, wenn es die Situation erfordert“. Mehrere Pflegekräfte beklagen, dass sich bisher nichts geändert habe. Der Unmut richtet sich besonders gegen den Marienhaus-Generalbevollmächtigten Thomas Wolfram, dem vorgeworfen wird, Marienhaus auf dem Rücken der Belegschaft sanieren zu wollen.
Verdi-Sekretär Michael Quetting spricht von 163 E-Mails, in denen Pflegekräfte ihm glaubwürdig über die Zustände berichtet hätten. Die Schilderungen seien „an Dramatik kaum zu überbieten“und meist mit der dringenden Bitte verbunden, nicht den Namen zu verraten, da man Angst vor arbeitsrechtlichen Reaktionen des Dienstgebers habe. Quetting fordert vom Trierer Bischof Stephan Ackermann, Wolfram in die Schranken zu weisen.
Auch in der Landespolitik wird Marienhaus-Manager Wolfram kritisch gesehen. Der CDU-Sozialpolitiker Hermann Scharf, ein Marienhaus-Kenner, sagte im März nach einer Anhörung im Landtag, der Generalbevollmächtigte habe in einer Sprache zu den Abgeordneten gesprochen, die „nicht von einem christlichen Menschenbild und von Nächstenliebe geprägt war“.