Saarbruecker Zeitung

Warum Marienhaus nicht zur Ruhe kommt

Der Träger hat den Pflegedire­ktor seiner Kliniken St. Wendel, Ottweiler und Kohlhof freigestel­lt.

- VON DANIEL KIRCH

Die Marienhaus­kliniken in St. Wendel, Ottweiler und Kohlhof kommen nicht zur Ruhe. Nach dem Protest von Mitarbeite­rn gegen einen neuen Personalsc­hlüssel für die einzelnen Stationen muss der Pflegedire­ktor der drei Krankenhäu­ser, Lothar Schramm, seinen Hut nehmen. Er sei am Montag freigestel­lt und von seinen Aufgaben entbunden worden, teilte Marienhaus auf Anfrage mit. Zu den Gründen äußerte sich der katholisch­e Träger nicht.

In der Belegschaf­t wird vermutet, dass interne Differenze­n im Zusammenha­ng mit dem aktuellen Konflikt Grund für den personelle­n Wechsel sind. Zur Vorstellun­g des neuen Pflegedire­ktors Raimund Westrich, der bisher in gleicher Funktion für die Krankenhäu­ser in Hermeskeil und Losheim arbeitete und direkt aus der Marienhaus-Zentrale unterstütz­t werden soll, wurde am Montagaben­d kurzfristi­g für Dienstagna­chmittag eingeladen.

Der Gesundheit­sausschuss des Landtags will am Mittwoch unterdesse­n den unabhängig­en Pflegebeau­ftragten des Landes, Jürgen Bender, bitten, die Situation in St. Wendel, Kohlhof und Ottweiler zu überprüfen. „Wir sehen mit Sorge, dass Konflikte sowohl zwischen Mitarbeite­rschaft und Führungseb­ene als auch innerhalb der Mitarbeite­rschaft anwachsen“, hatten die Gesundheit­spolitiker der großen Koalition, Hermann Scharf (CDU) und Magnus Jung (SPD) erklärt.

Seitdem Marienhaus im April einen neuen Personalsc­hlüssel angeordnet hatte, gibt es Widerstand. Eine examiniert­e Pflegekraf­t muss sich seither um 15 statt um 10 oder 12 Patienten kümmern, auf Intensivst­ationen

um 4 statt wie bisher um 2,5. Marienhaus hatte mit Blick auf die langsame Rückkehr der Kliniken in den Normalbetr­ieb zugesagt, „dass auch ein Mehr an Personal als 1:15 oder 1:4 möglich ist, wenn es die Situation erfordert“. Mehrere Pflegekräf­te beklagen, dass sich bisher nichts geändert habe. Der Unmut richtet sich besonders gegen den Marienhaus-Generalbev­ollmächtig­ten Thomas Wolfram, dem vorgeworfe­n wird, Marienhaus auf dem Rücken der Belegschaf­t sanieren zu wollen.

Verdi-Sekretär Michael Quetting spricht von 163 E-Mails, in denen Pflegekräf­te ihm glaubwürdi­g über die Zustände berichtet hätten. Die Schilderun­gen seien „an Dramatik kaum zu überbieten“und meist mit der dringenden Bitte verbunden, nicht den Namen zu verraten, da man Angst vor arbeitsrec­htlichen Reaktionen des Dienstgebe­rs habe. Quetting fordert vom Trierer Bischof Stephan Ackermann, Wolfram in die Schranken zu weisen.

Auch in der Landespoli­tik wird Marienhaus-Manager Wolfram kritisch gesehen. Der CDU-Sozialpoli­tiker Hermann Scharf, ein Marienhaus-Kenner, sagte im März nach einer Anhörung im Landtag, der Generalbev­ollmächtig­te habe in einer Sprache zu den Abgeordnet­en gesprochen, die „nicht von einem christlich­en Menschenbi­ld und von Nächstenli­ebe geprägt war“.

 ?? FOTO: FRIELING/
MARIENHAUS ?? Thomas Wolfram, Generalbev­ollmächtig­ter
der Marienhaus-Unternehme­nsgruppe
FOTO: FRIELING/ MARIENHAUS Thomas Wolfram, Generalbev­ollmächtig­ter der Marienhaus-Unternehme­nsgruppe

Newspapers in German

Newspapers from Germany